Nachdem ich euch beim letzten Mal die Formate mit der größten Spielerschaft vorgestellt habe, erhalten diesmal die Formate mit den (wohl) größten Decks einen Platz im Rampenlicht: Die Highlander- und Commander-Variationen. Was an diesen besonders spannend ist, erfahrt ihr hier!
Highlander
Viele haben sicherlich den Film „Highlander“ gesehen oder kennen zumindest sein bekanntestes Zitat: „Es kann nur einen geben!“ Genau diese Regel wird auch im Highlander beachtet: Jede Karte, abgesehen von Standardländern, darf nur einmal im Deck vorhanden sein. Daneben besteht das Magic Deck aus mindestens 100 Magic Karten statt den üblichen 60. Als Ausgleich gibt es aber auch kein Sideboard. Nur die 20 Start-Lebenspunkte sind gleich geblieben. Es gibt verschiedene Variationen des Formates wie German Highlander oder Canadian Highlander, diese unterscheiden sich jedoch zumeist nur in der Banlist. Abgesehen von dieser sind alle Editionen erlaubt.
Durch die verschiedenen „Unter-Formate“ lässt sich nur schwer über ein einheitliches Meta sprechen. Es fällt jedoch auf, dass vierfarbige Aggro-Decks äußerst stark sind, da sie einen sehr großen Kartenpool nutzen können und durch die vielen erlaubten Länder auch sehr zuverlässiges Mana haben. Daneben sind auch Jeskai- oder Esper-Control sehr stark und halten sich die Waage mit den aggressiven Decks.
Ein turnierfähiges Deck im Highlander ist durch die teuren Länder leider oftmals eine recht kostspielige Angelegenheit, sodass Preise im vierstelligen Bereich keine Seltenheit sind. Einzig Burn-Decks sind mal wieder die Ausnahme, sie können auch in sehr starken Versionen für €100-200 gebaut werden.
EDH/Commander
Commander ist inzwischen auch durch die jährlich erscheinenden offiziellen Produkte von Wizards zu breiterer Bekanntschaft gelangt. Dennoch kann ich euch sicherlich noch die ein oder andere Neuigkeit beibringen. Der alte Name des Formates, EDH, bedeutet „Elder Dragon Highlander“. Man baute Decks nach den klassischen Highlander-Regeln, hatte allerdings einen der Elder Dragons aus Legends (Nichol Bolas, Chromium usw.) als „General“, welchen man jederzeit aus der „Command Zone“ spielen konnte. Alle Karten im deck müssen auch in den Farben dieses Generals sein. Das Format wurde ursprünglich von Judges in Turnierpausen als Casual-Multiplayer-Format gespielt. So ergab sich auch, dass die Start-Lebenspunkte auf 40 erhöht wurden, was oft recht lange Spiele mit einigen Wendungen zur Folge hat. Nachdem Wizards erkannt hat, dass das Format unter Casual-Spielern immer beliebter wurde, kamen auch von ihrer Seite offizielle Produkte, welche unter der Bezeichnung „Commander“ vertrieben wurden. Dieser Name hat sich auch heute weitestgehend in der Community durchgesetzt. Wie auch in Highlander sind bis auf eine Banlist alle Karten erlaubt, solange sie in den Farben des eigenen Commanders sind. Als Commander darf jede (nicht verbotene) legendäre Kreatur gewählt werden. Zusätzlich gibt es seit dem Commander Set 2014 auch fünf Planeswalker, welche das Deck anführen können. Damit der Commander nicht immer sorglos als zusätzliche Handkarte gespielt wird, kostet er jedes Mal, wenn er aus der Command Zone gespielt wird, zwei beliebige Mana mehr.
Dadurch, dass das Format eher Casual gespielt wird, ist eine Meta-Einschätzung hierzu nicht möglich. Einige spielen das Format jedoch auch kompetitiv, versuchen also auch sich gegen mehr als nur einen Gegner alleine durchzusetzen (Ja, im Commanderformat gehören Dreier- und Viererduelle zur Tagesordnung!). Durch die vielen Lebenspunkte und die größere Anzahl an Gegnern sind klassische Aggro-Decks beinahe unspielbar, Combo und Stax (Decks, welche dem Gegner Ressourcen wie Handkarten oder Mana wegnehmen) allerdings sehr stark. Für’s Competitive EDH sind die stärksten Decks aktuell wohl „Teferi, Temporal Archmage“, „Zur, the Enchanter“ und die Partner-Kombi aus „Thrasios, Triton Hero“ und Tymna, the Weaver“.
Casual Decks im EDH können sehr günstig gebaut werden, wenn man nicht so viel Wert auf schnelles Mana oder einen Sieg im dritten Zug legt. Die kompetitiven Decks sind dagegen, gerade wenn es in mehrere Farben gehen soll, deutlich teurer und können es durchaus (preislich) mit manchen Highlander-Decks aufnehmen.
Duel Commander
Duel Commander, oder auch French Commander genannt, ist eine Abwandlung des klassischen EDH-Formats für das Spiel im eins gegen eins. Die Regeln sind die gleichen wie im EDH, die Lebenspunkte sind jedoch auf die üblichen 20 reduziert. Dadurch, dass nur noch einmal 20 statt drei mal vierzig Lebenspunkte auf null reduziert werden müssen, ist Aggro hier deutlich besser vertreten. Ein sehr populäres Beispiel für ein Burn-Deck ist „Zurgo Bellstriker“. Andere aggressive Decks sind „Saskia, the Unyielding“ oder „Titania, Protector of Argoth“. Auch Control-Decks sind mit „Baral, Chief of Compliance“ oder „Leovold, Emissary of Trest“ gut vertreten. Combo ist deutlich schwächer, trotzdem sieht man ab und zu eine „Selvala, Heart of the Wilds“ oder „The Gitrog Monster“.
Es ist wohl keine Überraschung, dass Burn mit Preisen von oftmals unter €100 wieder zu den günstigsten Decks zählt und trotzdem noch gut Turniere gewinnen kann. Andere Decks sind dagegen auch dank der Manabase deutlich teurer und bewegen sich oft im Bereich von wenigen hundert Euro.
Leviathan
Ursprünglich wurde Duel Commander mit 30 Lebenspunkten gespielt. Als das Format dann im September 2016 auf 20 Lebenspunkte umstieg, haben einige Spieler als Ersatz das Format „Leviathan“ ins Leben gerufen. Deckbauregeln sind wie in EDH und Duel Commander, die Banlist ist allerdings etwas anders.
Durch das Mehr an Lebenspunkten sind Decks, denen der Lebenspunktestand des Gegners nicht wichtig ist (also Control und Combo), deutlich im Vorteil. Dennoch ist Aggro mit der Partner-Kombination aus „Bruse Tarl, Boorish Herder“ und „Reyhan, Last of the Abzan“ nicht selten vertreten. Das wohl beste Control-Deck basiert dagegen auf „Breya, Etherium Shaper“. Combo ist auch hier wieder mit „The Gitrog Monster“ vertreten.
Preislich gibt es bei den Decks kaum einen Unterschied zum Duel Commander. Leider fehlt jedoch Zurgo Bellstriker als günstiges, turnierfähiges Deck. Ein Ersatz hierfür kann jedoch Baral, Chief of Compliance sein, bei welchem auch keine teure Manabase gekauft werden muss.
1v1 Commander
Als „offizielle“ Antwort von Wizards auf Duel Commander gedacht, ist 1v1 Commander ein fast ausschließlich auf Magic Online gespieltes Format. Die Deckbauregeln sind wie auch sonst bei Commander, jedoch mit 30 Lebenspunkten und einer anderen Banlist. Durch die starken Parallelen zum Leviathan-Format verhalten sich auch Metagame und Deckpreise wie in dem Format.
Tiny Leaders
Die letzte Abwandlung des Highlander-Formats, die ich euch hier vorstellen möchte, ist als Tiny Leaders bekannt. Die Regeln des Formates sind noch einmal deutlich abgewandelt:
- Alle Karten, inklusive des Commanders, müssen drei oder weniger Mana kosten (Deshalb „Tiny“).
- Jede Karte, von Standardländern abgesehen, darf nur einmal gespielt werden.
- Decks bestehen aus 50 Karten, mit einem Sideboard aus zehn Karten.
- Spiele starten mit 25 Lebenspunkten.
- Es wird eins gegen eins gespielt, mit den ansonsten üblichen Regeln für Commander
Durch die große Anzahl erlaubter Karten und die Einschränkung auf günstige, also oftmals besonders effiziente Karten, wurde das Format schnell als „Legacy Lite“ bekannt. Auch hat sich „Shu Yun, the Silent Tempest“ schnell als dominantes Tempo-Control-Deck etabliert und das Format in eine recht einseitige Richtung gebracht.
Die Decks liegen preislich durch die geringe Kartenzahl zwar deutlich niedriger als in den anderen Formaten, aber dennoch halten die Länder wieder mal die Kosten hoch. Hier muss man mit mehreren Hundert Euro für die besten Decks rechnen. Kann man jedoch auf sie verzichten, bekommt man schon für unter €50 sehr starke Decks.
Liebe Leser, das war’s für dieses Mal. Ich hoffe, ich konnte euch die Highlander-Variationen etwas näher bringen und zeigen, dass man nicht alle Karten vier Mal spielen muss 😉 Beim nächsten Mal werde ich euch zum Abschluss noch einige weniger bekannte Constructed-Formate vorstellen. Freut euch auf Pauper, Peasant, Frontier und Block Constructed!
Euer Berkut