Die vierte Erweiterung von Magic: The Gathering aus dem Jahr 1994 drehte sich komplett, um einen völlig neuen Kartentyp: Legenden. Der Vorgänger von legendären Kreaturen, der damals noch als eigener Kreaturentyp deklariert wurde, durfte nur einmal auf dem Spielfeld beider Spieler liegen. So kam es, dass man sogar seine eigene Legende als Removal für die des Gegners nutzen konnte.
Nicol Bolas
Heute einer der Hauptantagonisten der Story, damals eine ominöse Elder Dragon Legend mit ebenso viel Literatur wie Falten. Nicol Bolas soll hier die namensgebenden Legenden repräsentieren und macht damit gar keinen so schlechten Job: Klar, acht Mana ist teuer, genau wie drei weitere in jedem Zug, aber wenn Bolas zuschlägt, verliert der Gegner auch seine gesamte Hand.
Auch seine Kreaturentypen deuten auf die Zukunft hin: Commander hieß (und heißt für viele Spieler immer noch) Elder Dragon Highlander. Ganz am Anfang hatte man eben nur die legendären Kreaturen aus Legends; und die Elder Dragons wie Nicol Bolas waren unter ihnen ein paar der besten.
Mana Drain
Ja, die Karte ist komplett overpowered und vielleicht der beste Counterspell aller Zeiten. Doch wie kann es sein, dass nach dem ohnehin schon recht guten „Counterspell“ aus Alpha eine noch viel stärkere Version gedruckt wurde? Um das zu erfahren, müssen wir in alte Magic-Regeln eintauchen. Damals gab es eine Mechanik namens „Mana Burn“. Sie besagte, dass ungenutztes Mana am Ende jeder Phase nicht nur verschwand, sondern auch noch seinem ehemaligen Besitzer einen Schaden zufügte. Nicht nur wurden Karten wie Dark Ritual dadurch riskanter, weil man natürlich versuchen wollte, das Mana möglichst vollständig auszugeben, es wurden auch Designs wie dieses möglich. Das Mana von Mana Drain war damals eher ein Nachteil, da man im gegnerischen Zug, in dem man ja meistens Counterspells nutzt, kaum Möglichkeiten hatte, es auszugeben. So hatte man zwar einen Counter, erlitt durch diesen aber auch Schaden.
Diese Balance fiel mit dem Core Set 2010 komplett weg. Mana Burn wurde entfernt und entsprechend enthält Mana Drain jetzt nur noch Vorteile, was sie zu einem der besten Counterspells macht, auch wenn man sie nur im Commander und Vintage spielen darf.
Neben der Spielstärke ist hier aber noch etwas anderes auffällig: Der Kartentyp „Interrupt“. Aufmerksame Leser werden diese Bezeichnung vielleicht schon auf Black Lotus im ersten Teil der Reihe bemerkt haben, aber hier haben wir zum ersten Mal ein vollwertiges Exemplar: Interrupts waren ursprünglich sowas wie eine weitere Zaubergeschwindigkeit (Yugioh-Spieler wissen, was ich meine), das heißt, man kann auf sie nur mit weiteren Interrupts reagieren. Inzwischen gilt für sie ein Erratum, wonach sie als ganz normale Spontanzauber fungieren.
Invoke Prejudice
Ein weniger lustiges Thema sorgt dafür, dass dieser Eintrag nicht bebildert ist: Rassismus. Auf dieser Karte findet sich die Darstellung vermummter Personen, welche sehr an den Ku-Klux-Klan erinnern. Dies führte dazu, dass sie 2020 zusammen mit sechs anderen Karten mit rassistischen Darstellungen in allen Formaten verboten wurde. Diverse Plattformen folgten diesem Schritt und zeigten diese Karte nicht mehr oder nur nach einer gesonderten Warnung an. Das hier ist zwar kein schöner Teil der Geschichte von Magic, aber einer, an den erinnert werden sollte und der Spieler, Content Creator und Designer von Magic als Anreiz dienen sollte, auf die Inklusivität und Offenheit der Gemeinschaft zu achten.
Jedit Ojanen
Hier mal wieder ein Kuriosum: Jedit Ojanen ist keine gute Karte, auch nicht für damalige Verhältnisse. Sie steht zu einem gewissen Grad für die seltsamen Wendungen, die das Magic-Design früher genommen hat. Sieben Mana für eine 5/5 ist bereits unterirdisch, erst recht in zwei Farben. Der völlige Mangel an Fähigkeiten passt auch nicht recht zu einer legendären Kreatur, bei der sich ihre besonderen Eigenschaften eigentlich in den Effekten zeigen sollen. Dazu kommt dann noch das Artwork, und so sehr man Mark Poole auch für seine Arbeit an verschiedensten Karten respektieren muss, so wenig brauche ich Tigernippel in meinem Leben.
Das vielleicht unterhaltsamste hieran: Jedit ist gar nicht mal so günstig zu bekommen. Vermutlich ist es der Meme-Status, der dafür sorgt, dass ihr für die Karte mindestens 8,00 € hinlegt. Ob es das wert ist, muss jeder selbst entscheiden, aber es ist einen Platz auf dieser Liste wert
Falling Star
Eine weitere Karte, die sich im Vintage einen Ban eingefahren hat. Ähnlich wie Chaos Orb ist Falling Star, dabei gar nicht besonders gut, erfordert aber eine „besondere“ Art von Glück. Man muss sie in die Luft werfen und sie betrifft, dann alle Karten auf denen sie landet. Mal abgesehen davon, dass Geschicklichkeit nichts sein sollte, was einem Spieler hilft, das Spiel zu gewinnen, kann man durch geschickte Positionierung der eigenen Karten auch noch sehr gut das Glück beeinflussen. Zum „Vorgänger“ Chaos Orb gab es auch noch die schöne urbane Legende, dass jemand die Karte zerrissen und über das Spielfeld verstreut hat. Die scheint zwar nicht zu stimmen, zeigt aber umso mehr die Absurdität dieses Effekts. Zum Abschluss dieses Artikels möchte ich euch noch eines der schönsten Beispiele für Regeltext vorstellen: „It must flip like a coin and not like a Frisbee.“
Das war’s dann mit der Vorstellung von Magic: The Gathering: Legends. Weiter geht’s im nächsten Beitrag mit The Dark!
Euer Berkut