Wenn ihr ein wenig in unserem Shop von Gate to the Games rumstöbert, stoßt ihr vielleicht auf den Ultimate Guard Gaming-Rucksack Ammonite. Vielleicht gefällt euch die Idee, einen Rucksack zu haben, der speziell auf Sammelkartenspiele zugeschnitten ist. Ihr seht aber ein starkes Argument gegen den Rucksack: Den Preis. Nun, ich habe mir einen solchen Rucksack gekauft und möchte meine Einschätzung des Produkts mit euch teilen.
Zuvor aber ein Disclaimer der Transparenz wegen: Für meine Arbeit als Autor für den Blog werde ich in Guthaben für den Gate to the Games Shop „entlohnt“. Den Rucksack habe ich vollständig von diesem bezahlt. Ich habe ihn also nicht gerade geschenkt bekommen, musste aber auch kein Geld für ihn bezahlen. Es gab auch keinen besonderen Anreiz für mich, dieses Produkt im speziellen zu bewerten, ich hielt es lediglich angesichts des hohen Preises und der Einzigartigkeit des Konzepts für angemessen, einen Artikel darüber zu schreiben. Natürlich garantiere ich meine ehrliche Meinung.
Die Verpackung
Fangen wir mal so mit der Bewertung an wie mein Erlebnis mit dem Rucksack angefangen hat: Die Verpackung. Der Rucksack war in einem Plastikbeutel mit dem Branding von Ultimate Guard eingepackt. Dieser roch nicht unangenehm, wie es manchmal der Fall ist, wirkte aber natürlich auch nicht besonders hochwertig. Bei einem Rucksack kann man aber wohl auch nicht viel Verpackung erwarten, und die Umwelt freut sich auch. Am Ammonite befestigt war ein kleines Schild, welches ein paar der Eigenschaften beschreibt.
Der erste Eindruck
Von außen sieht der Ammonite wie ein relativ normaler Rucksack aus. Klar, man sieht keine Reißverschlüsse, aber die gedeckten Farben und Reflektionsstreifen sorgen dafür, dass er nicht zu kalt und nüchtern wirkt. Von außen betrachtet könnte man ihn jedenfalls auch problemlos im langweiligsten Büroalltag nutzen. Das ganze ist für mich recht positiv, da man so auf der Straße nicht direkt als Nerd auffällt, wer aber genau das sucht, wird optisch ein bisschen enttäuscht sein. In der Sonderkollektion für 2020 gibt es aber auch einen Ammonite mit roten Elementen, den ihr auch bei uns findet. Dieser dürfte immerhin etwas ausgefallener sein.
Man bemerkt aber äußerlich sofort eine recht hochwertige Verarbeitung. Die Gurte und der Haltegriff sind recht dick, die Reißverschlüsse und die Schnallen, an denen die Länge der Tragegurte eingestellt werden kann, sind aus Metall und die äußere Hülle, die ja letztendlich eure Karten beschützen soll, wirkt stabil genug, um jedem Stehplatz in der vollen U-Bahn zu trotzen. Einen Langzeittest kann das natürlich nicht ersetzen, aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass der Rucksack lange halten wird.
Die Features
Im Wesentlichen kann man den Ammonite in zwei Teile einteilen: Die äußere Schale, in der eure Deckboxen oder ähnliches verstaut werden und die Rückwand, die an euren Rücken anliegt. In der Schale befinden sich oben drei rechteckige, einklappbare Taschen, in denen jeweils eine große Deckbox (Sidewinder, Flip’n’Tray, Dragon Shield 100+ etc) oder, wenn auch etwas knapp, zwei kleine Boxen wie etwa die einfachen 80er Deck Boxen von Arkero-G oder Ultra Pro Platz finden. Diese Taschen sind problemlos einklappbar, sodass sie Platz für größere Boxen machen können. Unten befinden sich drei dehnbare Schlaufen (wohl das gleiche Material, das sich auch in Shorts oder Socken findet), in denen ihr größere Boxen befestigen könnt. Während die beiden äußeren optimal für sowas wie ein Ultimate Guard Arkhive oder eine Bundle-Box geeignet sind, ist die mittlere deutlich enger. In diese Schlaufe passt dafür optimal eine Playmat Tube, wie ihr sie etwa von Arkero-G oder Blackfire kennt. Im Zusammenhang mit diesen Schlaufen folgt auch mein erster nennenswerter Kritikpunkt: Statt Gummischlaufen mit fester Größe hätten solche mit Klettverschluss hier viel mehr Sinn gemacht. Diese hätte man besser auf die Box(en) anpassen können, die man transportiert und zugleich einfacher und fester befestigen können. Trotzdem funktioniert das verwendete Konzept einwandfrei.
An der Seite befindet sich noch eine kleine Tasche, über der ein Kabel für eine Powerbank hängt. Nach meinem Wissen ist dieses Kabel nicht für Schnellladen geeignet. Es führt den Strom zu einer USB-Buchse, die sich am unteren Ende des rechten Schultergurtes befindet. Ihr könnt so euer Handy recht angenehm beim Gehen laden. Ich persönlich finde die Funktion etwas überflüssig, aber es gibt bestimmt jemanden unter euch, der Wert darauf legt.
Die Schale bietet damit etwa bequem Platz für zwei Dragon Shield 100+ Boxen, zwei Bundle-Boxen, die jeweils mit zwei zwei Dragon Shield Boxen gefüllt sind, und eine Playmat. Alternativ passen statt der Playmat auch drei weitere 100+ Boxen in den Rucksack. Dazu habt ihr auch noch genug Platz für einen mittelgroßen Sammelordner. Mein Tauschordner, etwa 5cm dick mit etwa 600 Karten passt jedenfalls. Falls ihr, wie ich, einen normalen Office-Ordner mit einzelnen Seiten und keinen fertigen Kartenordner verwendet, kann es in der Breite etwas knapp werden, es funktioniert aber. Auch für die teils beliebten Playset-Ordner, bei denen vier statt drei Karten nebeneinander liegen, könnte es schwierig werden. Zuletzt habt ihr noch einen Gurt, der quer über die Schale geschlossen werden kann, sodass nicht gleich alles herausfällt, wenn ihr den Rucksack öffnet.
Zusammengefasst ist also mindestens (!) genug Platz für einen mittelgroßen Ordner, 600 Karten in Boxen und eine Spielmatte oder einen Ordner und 900 Karten. Für nahezu jeden Spieler sollte das mehr als ausreichend sein.
Der Rückenteil ist in erster Linie für Zubehör gedacht. Ihr findet hier zwei flache Taschen, die größere ist etwa 33cm tief und 25cm breit, die kleinere etwa 19x19cm. Die größere eignet sich damit für einen schmalen Kartenordner, meiner ist allerdings schon zu breit. Alternativ kann dieser Stauraum wohl auch gut für Laptops, Tablets oder Blöcke (ihr wisst schon, diese altmodischen mit Papier) benutzt werden. Dazu kommen noch drei Schlaufen für Stifte und eine kleine Tasche (7x18cm), die für Würfel, weitere Stifte oder ähnliches genutzt werden kann. Außerdem befindet sich außen, also quasi an eurem Rücken noch eine Reißverschlusstasche mit dem Maßen 15x30cm. Dazu kommen zwei kleine Taschen an den unteren Enden der Schultergurte und zwei Taschen an den Gurten auf Brusthöhe, in denen Kleinkram untergebracht werden kann.
Diebstahlschutz?
Eines vorweg: Eines der größten Risiken auf größeren Events ist, dass euer kompletter Rucksack gestohlen wird. Dagegen kann ein Rucksack nicht wirklich etwas machen und ein Ammonite kann genauso gut gestohlen werden wie jede andere Tasche. Das zweite Risiko im Alltag sind aber Taschendiebe in vollen Bahnen, auf großen Turnieren oder ähnlichem, und genau hier trumpft der Ammonite auf: Wenn man ihn auf dem Rücken trägt, ist keine der Haupttaschen zugänglich. Die einzigen Taschen, an die man theoretisch kommen könnte, sind die kleinen an den Schultergurten, die man aber sehr leicht im Auge behalten kann. Das führt wiederum zu dem kleinen Nachteil, dass man nicht so schnell an den Inhalt der Tasche kommt. Für den üblichen TCG-Spieler sollte das aber kein Problem sein. Eventuell wäre es möglich, den Rucksack aufzuschlitzen, um so an den Inhalt zu kommen, aber das ist eher ungewöhnlich. Davon abgesehen bietet der Ammonite aber in meinen Augen den perfekten Schutz gegen Taschendiebe.
Tragekomfort
Vorweg: Leider konnte ich den Ammonite noch nicht über eine längere Tragezeit testen. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass man den Tragekomfort in der Mittelklasse einordnen kann: Die Gurte sind recht breit und dick, das Rückenposter wirkt auch sehr gut. Der Rucksack ist für das gebotene Volumen ziemlich schmal, sodass er auch wenig an den Schultern zieht. Die Gurte sind übrigens auch einrollbar, sodass sie nicht lose herunterhängen. Mir persönlich fehlt allerdings ein Brustgurt. Der Ammonite bietet sicherlich weniger Komfort als ein guter Wanderrucksack, die Prioritäten sind aber auch andere. Für ein paar Kilometer Fußweg durch die Innenstadt ist er absolut in Ordnung, für ein Wanderwochenende, auf dem ihr aus irgendeinem Grund eure Kartensammlung mitnehmt, weniger.
Alltagstauglichkeit
Vielleicht wollt ihr euren Ammonite auch für andere Dinge als ein TCG nutzen. Da habe ich ziemlich gemischte Gefühle: Auf der einen Seite habt ihr immer noch den hervorragenden Diebstahlschutz und die gute Verarbeitung, auf der anderen ist das Design aber merklich auf TCGs zugeschnitten. Ihr habt für normale Unterlagen, Bücher, etc nur ein großes Fach, welches lediglich mit zwei Gurten rudimentär abgeschlossen wird. Für Kartenspiele und große Boxen ist das hervorragend, aber ich stelle es mir schwierig vor, eine Sammlung an Büchern und Heften da einzuordnen. Es ist sicherlich möglich, aber nicht empfehlenswert.
Im Übrigen fehlt dem Ammonite eine Möglichkeit, Getränke zu verstauen. Die meisten Rucksäcke bieten zwei Seitentaschen für Flaschen, die hier fehlen. Man kann Getränke natürlich auch innen lagern, aber erstens benötigen diese wirklich keinen Diebstahlschutz und zweitens möchte ich keine Flüssigkeiten bei meinen Karten haben.
Fazit und Alternativen
Das einzige, was an diesem Rucksack in meinen Augen nicht so gut ist, ist die Lösung im Innenraum mit den Gummilaschen, der fehlende Brustgurt und die fehlenden Taschen für Getränke. Bis auf das letzte sind das aber für mich nur kleine Kritikpunkte, die eine Erwähnung verdienen, aber nicht das Gesamtbild stören. Die fehlenden Getränketasche sehe ich aber als echtes Problem, welches für mich die Kaufentscheidung beeinflussen würde. Alles andere ist dafür sehr hochwertig und vor allem mit Blick auf die Bedürfnisse von TCG-Spielern extrem durchdacht.
Doch was sind eigentlich die Alternativen? Die erste Alternative ist natürlich die Tasche, die ihr ohnehin schon verwendet. Ich habe schon alles gesehen, vom Jutebeutel über einen fast kaputten Billigrucksack bis hin zur einfachen Umhängetasche.
Wenn ihr aber eine Tasche haben wollt, die gut zu TCGs passt, habe ich einen (nicht so geheimen) Geheimtipp: Einen Kamerarucksack! Objektive für Spiegelreflexkameras haben ungefähr die gleiche Größe wie Deckboxen, sodass viele Kamerarucksäcke gute Unterteilungen für TCG-Spieler bieten. Auch bringen sie meistens einen gewissen Schutz mit, schließlich sind die Objektive nicht gerade billig. Der größte Vorteil ist wohl der Preis: Ihr bekommt sie oft gebraucht für wenige Euro oder neu bei Einsteigermodellen für 30-40. Ihre Verarbeitung auf ästhetischer Ebene ist sicherlich schlechter und sie haben nicht die ganzen Features eines Ammonites, insbesondere das diebstahlsichere Design, aber für einen sortierten Transport mehrer Deckboxen machen sie einen guten Job.
Dann gibt es noch vergleichbare diebstahlsichere Rucksäcke. Diese bieten die gleiche Sicherheit für deutlich weniger Geld, sind aber für TCGs auch nicht so praktisch. Eine ordentliche Sortierung und Befestigung von Deckboxen wäre in den Modellen, die ich gesehen habe, kaum möglich, größere Boxen ließen sich aber wahrscheinlich einigermaßen ordentlich unterbringen. Wenn euch nur Budget und Sicherheit wichtig sind, sind diese Rucksäcke die bessere Wahl, wenn ihr beim Komfort zurückstecken könnt.
Trotzdem ist der Ammonite definitiv der beste mir bekannte Rucksack für TCGs. Ob das den hohen Preis wert ist, oder ihr eine der Alternativen bevorzugt, ist Geschmackssache und kommt auch auf den Käufer an. Wenn ihr gerade mit Sammelkartenspielen anfangt und euer erstes Deck mit zu einem Freund nehmt, ist es Quatsch, €120 für einen Rucksack auszugeben. Wenn ihr jede Woche ein paar Hundert Euro in Decks mit euch durch die Stadt tragt, kann das hier aber eine echt sinnvolle Investition sein. Ihr bekommt ein Premium-Produkt für einen Premium-Preis, enttäuscht werdet ihr sicherlich nicht. Ich würde ihn übrigens auch als Geschenk für erfahrene TCG-Spieler empfehlen, wenn ihr nicht wisst, was genau die Person sich wünscht. Ich hoffe, mein Artikel konnte euch bei eurer Kauf- bzw. nicht-Kaufentscheidung unterstützen.
Euer Berkut