Commander ist seit Jahren eines der am stärksten wachsenden Formate in der Welt von Magic: The Gathering.
Gerade bei Anfänger erfreut sich das Format einer großen Beliebtheit, da Commander ursprünglich vor allem auf den Spielspaß ausgerichtet war.
Doch umso mehr das Format wächst, desto stärker werden auch immer mehr Unterschiede dabei sichtbar, wie das Format gespielt und die Decks gebaut werden.
Heute werfen wir daher einen Blick auf die Powerlevel, in denen Commanderdecks aufgeteilt werden, und auf die Frage, wie die “Rule 0”-Konversation euch bei euren Spielen helfen kann.
Im Allgemeinen spricht man davon, dass sich Commanderdecks einem von 10 Powerleveln zuordnen lassen.
Weiter unten werde ich euch daher die einzelnen Powerlevel etwas genauer vorstellen und euch hoffentlich ermöglichen, eure Decks irgendwo auf der Skala zu verorten.
Doch was nützt euch das Wissen um euer Powerlevel dann?
Rule 0
An diesem Punkt kommt die sogenannte “Rule 0”-Konversation ins Spiel.
Ich kann auch wirklich nur jedem Spieler wärmstens empfehlen, dieses Gespräch zu führen, gerade in einer neuen oder unbekannten Playgroup.
Doch was meint eine “Rule 0”-Konversation genau?
Das Ziel der “Rule 0”-Konversation ist es, jedem Spieler ein möglichst positives und faires Spielerlebnis zu bieten. Erreicht werden soll das, indem die Spieler vor Beginn der Partie über ihre Decks und deren Powerlevel reden.
So soll verhindert werden, dass sich Decks mit einem zu unterschiedlichen Niveau am Tisch gegenüber sitzen. Hier sollte auch kurz der Plan und der Archetyp des Decks vorgestellt werden, um auch unerfahrenen Spielern eine Chance zu geben, sich besser in dem bevorstehenden Spiel orientieren zu können.
Was euch jetzt noch fehlt, um die “Rule 0”-Konversation zu führen, ist das Wissen, bei welchem Powerlevel euer Deck ungefähr zu verorten ist.
Die einzelnen Powerlevel
Vorab sei gesagt, dass die hier aufgeführten Powerlevel vor allem zu eurer Orientierung dienen. Mit Sicherheit werdet ihr auch auf andere Auslegungen und Definitionen der Powerlevel stoßen. Trotzdem sollte der Artikel, gerade für Einsteiger, einen guten Überblick über die Unterschiede und Möglichkeiten des Formates schaffen.
Um euer Deck dem entsprechenden Powerlevel zuordnen zu können, werden verschiedene Faktoren berücksichtigt. Hierzu zählen unter anderem, wie stark das Deck fokussiert ist, wie viele Möglichkeiten ihr habt, eure Wincon zu erreichen, und ab welchem Zug das Deck normalerweise in der Lage sein sollte, ein Spiel zu beenden.
Wie diese einzelnen Faktoren zusammen wirken, lässt sich am besten beim Blick auf die einzelnen Powerlevel erörtern.
Level 1
Bei Level 1 handelt es sich quasi wirklich nur um einen Haufen zufälliger Karten, die die Vorgaben eines Commanderdecks erfüllen.
Hier fehlt es nicht nur an Ramp und der Manabasis, sondern vor allem auch an Siegbedingungen. Ein Deck auf einem solch niedrigen Niveau werdet ihr wahrscheinlich aber auch niemals zu Gesicht bekommen, außer vielleicht in einem sehr glücklosen Commanderdraft.
Level 2
Bei Level 2 wird zumindest vorausgesetzt, dass Deck und Commander in gewisser Form zusammen passen. Hierbei handelt es sich noch um Decks, die ihre Siege, wenn überhaupt, hauptsächlich nach langen Runden des Kampfes einfahren.
Der Manabase wurde bei Level 2-Decks noch keine wirkliche Beachtung geschenkt, sodass die Runden hier auch langsam vonstatten gehen.
Level 2-Decks lassen sich oft mit dem ersten Deck vergleichen, das man in seiner Magic-Laufbahn gebaut hat. Man hat sich zwar für einen Commander entschieden und ein paar mehr oder weniger passende Karten gefunden, jedoch fehlen die Karten und das Wissen um dem Deck einen wirklichen Schliff zu verpassen.
Level 3
Ab Level 3 erreichen wir einen Bereich, in dem die Decks einen gewissen Fokus erreicht und auch definitiv Pläne haben, wie sie das Spiel gewinnen können.
Auf Level 3 finden sich auch in der Regel die gängigen Precondecks, wie z.B. aus dem Kaldheim-Set. Das sollte euch ein zusätzliches Gefühl dafür geben, welche Anforderungen für Level 3 erfüllt sein sollten.
Das Deck verfügt zwar über grundlegende Pläne und Strategien, dennoch sind noch viele Karten enthalten, die lediglich als Füller dienen. Die Manabase und gerade die Mana-Artefakte sind hier noch stark ausbaufähig und eher ineffizient.
Level 4
Bei Level 4 trifft man auf die besser designten und stärkeren Precons der letzten Zeit, wie z.B. auf die Precons aus Innistrad: Midnight Hunt und Innistrad: Crimson Vow.
Grundlegend sind sich Decks von Level 3 und 4 recht ähnlich. Den großen Unterschied machen die Füllerkarten. Bei Level 3 wirken viele der Füller noch recht zufällig und sind wenig auf das Deck abgestimmt. Ab Level 4 sind die Füller in der Regel zumindest nützlich für das Deck, da hier schon regelmäßig Draw- und Tutoreffekte zum Einsatz kommen. Da es sich in diesem Bereich bei den meisten Decks jedoch noch um Budgetdecks handelt, sind die Draw- und Tutoreffekte sowie die Manabasis oft noch sehr ineffizient. Hier gibt es zwar einen Plan zum Sieg, doch wird dieser oft nur mühsam und erst um Zug 15 herum wahr.
Level 5
Bei Level 5 erreichen wir langsam die Bereiche der Skala, denen ihr am häufigsten begegnen solltet.
Auf Level 5 finden sich schon etwas besser abgestimmte Decks und in der Regel auch Precondecks, denen ein Upgrade verpasst wurde.
Hier wird definitiv mit einer Strategie gespielt, auch wenn diese oft noch recht allgemein gehalten ist. Hier fokussiert man sich dann generell auf ein Thema, wie z.B. Lifegain oder Tokenproduzenten.
Die Füller werden hier schon mit Bedacht gewählt und stellen meistens eine breite Auswahl an Möglichkeiten dar, um den Hauptplan des Decks zu unterstützen. Hier sollte man auch immer mit Schlüsselkarten, wie Tutoren, Carddraw und Boardwipes, rechnen.
Des Weiteren wird auch langsam der Manabase Aufmerksamkeit geschenkt und ihr werdet auf weniger Tappedlands stoßen. Die Wahl der einzelnen Karten ist hier jedoch oft noch durch das Budget bestimmt und das Ende des Spiels sollte zwischen Zug 14 und 12 erreicht werden können.
Level 6
Ab Level 6 sind bei den meisten Decks dedizierte Wincons und Combos vertreten, die ein sofortiges Spielende bewirken.
Hier werden langsam alle Elemente des Decks aufeinander abgestimmt, was oft für einen Anstieg des benötigten Budgets sorgt.
Die ersten wichtigen Karten, entweder die Wincons selbst oder Karten, die euch helfen, diese zu finden, werden durch Formatstaples ersetzt und auch die Manabase hat genug Aufmerksamkeit bekommen und versucht großteils auf Tappedlands zu verzichten.
Diese weitere Feinabstimmung beschleunigt das Deck noch etwas und erreicht sein Ziel normalerweise zwischen Zug 12 und 10.
Level 7
Bei Level 7 nähern wir uns langsam der Spitze der Skala und in der Regel steigt damit auch stetig das Budget der Decks. Ab diesem Punkt gibt es so gut wie keine Füllerkarten mehr im Deck. Ebenso kann man mit sehr effizientem Ramp- und Tutoreffekten rechnen. Umso stärker die Decks werden, umso mehr legen diese sich aber auch oft auf eine feste Strategie fest.
Als Faustregel rechnet man hier zwischen Zug 9 und 7 mit dem Ende des Spiels.
Level 8
Ab Level 8 wird zunehmend relevant, wie regelmäßig der Plan zu welchem Zeitpunkt des Spiels erfüllt werden kann.
Hier verschiebt sich der Fokus auch immer stärker auf manaeffizienten Ramp und Manarocks. Ab diesem Niveau gibt es oft mehrere feste Wege, wie das Deck sein Ziel erreichen kann, sodass der Spieler je nach Situation verschiedene Wege gehen kann, um das Spiel für sich zu entscheiden.
Diese weitere Beschleunigung des Spiels kann schon ab Runde 5 für einen Sieg sorgen.
Level 9
Ab Level 9 erreichen wir den Bereich der hocheffizienten und kompetitiven Decks. Der Fokus der Decks verschiebt sich immer weiter in Richtung Combos und Interaktionen als Spontanzauber. Viele Decks zielen daher nicht mehr darauf ab, eine überlegene Präsenz auf dem Spielfeld aufzubauen, sondern darauf jederzeit auf die wichtigsten Karten der Gegner reagieren zu können und seine eigenen Combos vor Interaktionen zu schützen.
Dadurch wird man auch seltener auf Boardwipes stoßen. Oft tun sich diese Decks daher mit reinen Kreaturendecks der unteren Powerlevel schwer. Jedoch fehlt diesen Decks dann meist die nötige Interaktion, um die Combos des Level 9-Decks verhindern zu können.
Es gibt hier zwar noch einige wenige Möglichkeiten, auch mit einem geringeren Budget ein solches Level zu erreichen, jedoch werdet ihr immer öfter auf Decks ohne Budget treffen.
Ab Level 9 sollten Decks in der Lage sein, zuverlässig und regelmäßig um den dritten Zug herum gewinnen zu können.
Level 10
Auf Level 10 haben wir den Höhepunkt der Skala erreicht und haben ein Deck vor uns, das nicht eine Karte ohne Sinn beinhaltet.
Das gesamte Deck ist so gut es geht aufeinander abgestimmt und voll von effizientem Ramp, Tutoreffekten und allen Arten von Interaktion.
Hier sind wir auch in einem Bereich, in dem so gut wie alle Decks kein Budget mehr haben. Hier reden wir wirklich über die Handvoll besten Decks des gesamten Formates und bereits ab dem ersten Zug kann hier auch alles wieder vorbei sein.
Der Einfluss von “Rule 0” und der Powerlevel auf euer Spiel
Wenn man als Einsteiger sein erstes Precon auspackt, möchte man nicht an einem Tisch landen, an dem alle das Spiel regelmäßig ab Runde 3 beenden.
Auf der anderen Seite möchten die Spieler, die ihr Deck frei von jedem Budget bestmöglich abgestimmt haben, auch nicht den Abend an einem Tisch verbringen, der jede Runde chancenlos gegen ihr Deck ist.
Ein unklares Powerlevel und unterschiedliche Herangehensweisen und Erwartungshaltungen sorgen schnell für Unzufriedenheit auf allen Seiten.
Viele dieser Probleme lassen sich jedoch vermeiden, wenn man in der Lage ist, sein eigenes Deck richtig einschätzen zu können.
Führt ihr bei euren Runden regelmäßig ein “Rule 0”-Gespräch? Oder haltet ihr sowas generell für überflüssig? Wo auf der Skala seht ihr eure Decks so? Bei Interesse stelle ich euch auch gerne cEDH noch mal genauer vor. Lasst es mich einfach in den Kommentaren wissen.
Bis dahin viel Erfolg beim Spielen und eine gute Starthand!
Euer Raol Duke