Eine turbulente und abwechslungsreiche Turniersaison geht zu Ende. Wir haben den Deutschen Meister gefunden und wir haben einen Europa-Meister. Klar, die Weltmeisterschaft steht noch an, aber die wird bekanntlich immer unter einem Fantasieformat gespielt, sodass mit der Europa-Meisterschaft das letzte große internationale Turnier gefochten ist. Widmen wir uns heute also dieser EM und schauen uns die besten Decks dieses Formats an.
Das Turnier
Sicherlich wissen die meisten von euch sowieso schon Bescheid, daher halte ich mich mit den allgemeinen Informationen zu diesem Turnier etwas kürzer. Insgesamt fanden 2332 Teilnehmer am letzten Juli-Wochenende den Weg nach Berlin, um dort den neuen Europa-Meister zu finden. Anders als bei der Deutschen Meisterschaft, die jedem Spieler offensteht, muss für die Teilnahme an der Europa-Meisterschaft zuvor eine Qualifikation erworben worden sein, was das Niveau dieses Turniers unheimlich hebt.
Doch nicht nur die Statuten des Turniers sind für dessen hohen Anspruch maßgeblich, auch das aktuelle Format, das – zumindest in Europa – auf diesem Wege erstmals gespielt wurde, trägt entscheidend dazu bei. Ich spreche hier natürlich von Fiendsmith, oder zu deutsch: den Unterweltlerschmied-Karten, die in nahezu jedem Deck gespielt wurden und die aus unterschiedlichen Gründen für großen Unmut in der Yu-Gi-Oh!-Community sorgen.
Es kursieren übrigens Gerüchte, dass Jessica Robinsons Fernbleiben von diesem Turnier als Statement gegen das Format und gegen Konami zu deuten ist. Was dran ist, weiß ich nicht, offizielle Aussagen von Jessica Robinson selbst konnte ich nicht finden, sodass ich hier nur Gerüchte wiedergeben kann. Aber immerhin: Miss Robinson war amtierende Europa-Meisterin und als solche einem derartigen Turnier fernzubleiben, erregt einfach Aufsehen.
Wer übrigens meinen Artikel zu den aktuellen Rogue-Empfehlungen gelesen hat, der weiß, dass ich mit meiner Vermutung, wie der Top Cut auf der European WCQ aussehen würde, gar nicht so falsch lag.
Schlangenauge mit der Unterweltlerschmied-Engine machte ungefähr die Hälfte der Decks in den Top 64 aus, Tenpai Drache folgte mit großem Abstand mit 14% Repräsentanz und auf Platz 3 befindet sich Yubel, ebenfalls mit der Unterweltlerschmied-Engine, mit 12%. Danach folgen Decks wie Geistungeheuer und Runisch. Allein diese Zahlen zeigen schon, wie einschneidend The Infinite Forbidden für das Format war. Wir sehen kein Branded Despia, wir sehen kein (Branded) Chimera, zwei Decks, die auf der Deutschen Meisterschaft noch stark vertreten waren und von Spitzenspielern wie Dinh-Kha Bui gespielt worden sind. Was genau ist passiert?
Unterweltlerschmied
Ja, liebe Leserschaft, eigentlich wollte ich auf diese neue Pest-Engine gar nicht genauer eingehen, weil mich einfach so vieles daran ärgert. Ganz vorweg der Preis: Teure Karten und Engines gab es schon immer, seit Langem habe ich aber erstmals wieder das Gefühl, dass wir in einem Pay to Win Format stecken, wo die Aussichten auf Erfolge ohne diese Engine quasi null sind – es sei denn, man ist ein ausgezeichneter Spieler. Vor The Infinite Forbidden waren auch günstigere Decks durchaus wettbewerbsfähig, das sieht man an Despia, Chimera, Unchained oder Wanderbrise.
Ein wenig mag sich das relativieren, wenn man argumentiert, dass die beiden Finalisten auf der European WCQ diese Engine gar nicht gespielt haben, aber 61% des Top Cuts greifen eben dann doch darauf zu. Ihr könnt entweder die Engine spielen oder euch für denselben Betrag ein komplettes Despia-Deck bauen – inklusive einem Playset von Stoß der drei Taktiken, zwei Exemplaren von Granguignol der Dämmerungsdrache und dem obligatorischen Playset von Markierten-Eröffnung, das immer noch einige Euro die Kopie kostet. Preislich ist die Engine also mal wieder unattraktiv (wie so oft bei Yu-Gi-Oh!), spieltechnisch gesehen aber ist sie natürlich der absolute Knaller. Schauen wir sie uns im Detail an.
Unterweltlerschmied Graveur
Ihn braucht ihr dreimal, er ist die Schlüsselkarte der Engine und natürlich eine Secret Rare.
Ihr könnt Unterweltlerschmied Graveur abwerfen und euch dann eine Zauber- oder Fallenkarte des neuen Archetypes vom Deck auf die Hand suchen. Zusätzlich kann er ein Monster und eine Unterweltlerschmied-Ausrüstungskarte auf den Friedhof legen und somit das gegnerische Board ein wenig schwächen. Wichtig ist aber eher sein Recycling-Effekt. Ihr könnt nämlich ein anderes LICHT Unterweltler-Monster vom Friedhof ins Deck oder Extra Deck zurück mischen und dann Unterweltlerschmied Graveur vom Friedhof spezialbeschwören. Und ja, ihr könnt alle drei Effekte im selben Spielzug nutzen.
Tract des Unterweltlerschmieds
Es gibt zwar noch weitere Zauberkarten des Archetypes, üblicherweise wird aber nur Tract des Unterweltlerschmieds gespielt und er ist es auch, den ihr euch mit Graveur suchen wollt. Mit ihr fügt ihr eurer Hand einen LICHT-Unterweltler vom Deck hinzu, müsst dann aber eine Karte abwerfen. Wunderbar eignet sich hier natürlich Sagenhafter Lurrie. Der ist zwar schon 14 Jahre alt, als LICHT-Unterweltler aber ein wunderbares Target, das sich auch noch selbst beschwört, wenn er abgeworfen wird.
Tract des Unterweltlerschmieds könnt ihr jedenfalls dann nach Aktivierung auch gleich vom Friedhof verbannen und eine Fusionsbeschwörung durchführen, allerdings nur eines Unterweltlerschmied-Monsters, doch auch hier habt ihr reichlich Auswahl.
Sequenz des Unterweltlerschmieds
Zwar ein Linkmonster, allerdings begünstigt es wunderbar eure Fusionsbeschwörungen. Als Material benötigt ihr nur zwei Monster, von denen eines ein LICHT Unterweltler sein muss. Das habt ihr mit Sagenhafter Lurrie in der Regel schnell erreicht, das zweite Material darf dann ganz generisch sein.
Während der Main Phase erlaubt euch Sequenz des Unterweltlerschmieds, direkt eine Fusionsbeschwörung vorzunehmen, dieses Mal muss das Material vom Friedhof zurück ins Deck gemischt werden und erneut bietet sich da Sagenhafter Lurrie an. Als weiteres Material nehmt ruhig Sequenz selbst, denn der kann vom Spielfeld oder dem Friedhof aus ein LICHT-Unterweltler-Nichtlink-Monster auf dem Feld ausrüsten, das dann nicht als Ziel für Karteneffekte gewählt werden kann.
Lacrima des Unterweltlerschmieds
Kommen wir nun also endlich zu den Fusionsmonstern. Lacrima des Unterweltlerschmieds benötigt als Fusionsmaterial nur zwei LICHT Unterweltler-Monster, zum Beispiel eben auch die eben bereits erwähnte Sequenz des Unterweltlerschmieds.
Gegnerische Monster verlieren dann zunächst 600 ATK. Spannend sind aber die beiden anderen Effekte: Wird Lacrima fusionsbeschworen, könnt ihr ein LICHT-Monster vom Typ Unterweltler vom Friedhof oder aus der Verbannung spezialbeschwören oder alternativ auf die Hand holen. Wird Lacrima des Unterweltlerschmieds auf den Friedhof gelegt (etwa als Material für eine weitere Fusionsbeschwörung…) könnt ihr einen weiteren LICHT-Unterweltler vom Friedhof zurück ins Deck mischen. Der Gegner bekommt dann 1200 Schaden, was auf offiziellen Turnieren mit Zeitbegrenzung nicht unerheblich ist.
Desirae des Unterweltlerschmieds
Etwas sperriger zu beschwören ist da dann schon Desirae des Unterweltlerschmieds. Der benötigt ausdrücklich Unterweltlerschmied Graveur und zwei LICHT-Unterweltler als Fusionsmaterial. Per Schnelleffekt könnt ihr gleich mehrere Karteneffekte auf dem Feld annullieren und zwar genau so viele, wie die addierte Linkzahl aller Ausrüstungskarten, mit denen Desirae ausgerüstet ist. Sprich: Selbst wenn Desirae des Unterweltlerschmieds nur mit Sequenz ausgerüstet ist, könnt ihr zwei Karten auf dem Feld annullieren. Wandert Desirae selbst auf den Friedhof, könnt ihr ein anderes LICHT Unterweltler-Monster vom Friedhof zurück ins Deck oder Extra Deck mischen und dann eine Karte vom Feld auf den Friedhof legen (nicht zerstören, wohlgemerkt).
Bridge over troubled Water
Also ja, die Engine ist garstig und echt spaßbefreit für jeden, der dagegen spielen muss. Fast noch schlimmer ist aber ihre Verfügbarkeit, denn ihr könnt quasi von jedem Stand des Zuges aus in eure Unterweltlerschmied-Engine gehen. Dafür braucht ihr nur zwei Effektmonster. Möglich macht das dieses Herzblatt:
Mond des geschlossenen Himmels
Dieses Linkmonster braucht als Material nur zwei Effektmonster, kann also ganz simpel beschworen werden. Ihr Effekt selbst ist dabei eigentlich eher nebensächlich, daher möchte ich den jetzt auch gar nicht weiter ausführen. Die Karte ist eine Common, eben weil ihr Effekt recht situativ ist. Entscheidend ist aber eines: Mond des geschlossenen Himmels ist ein LICHT-Monster vom Typ Unterweltler. Und da wird es unangenehm.
Requiem des Unterweltlerschmieds
Habt ihr Mond des geschlossenen Himmels auf dem Feld, habt ihr alles, was ihr braucht, um Requiem des Unterweltlerschmieds zu beschwören. Das LINK-1-Monster benötigt nämlich nur ein Monster des besagten Typs und mit der erwähnten Eigenschaft als Material, was Mond des geschlossenen Himmels zu einer wunderbaren Bridge für eure Unterweltlerschmied-Engine macht.
Requiem bietet ihr dann als Tribut an und beschwört so einen Unterweltlerschmied als Spezialbeschwörung von eurer Hand oder eurem Deck, namentlich natürlich Unterweltlerschmied Graveur.
Wie bereits bei Sequenz gesehen, so kann auch Requiem vom Friedhof aus als Ausrüstungszauberkarte tätig werden, das ausgerüstete Monster erhält dann 600 ATK.
Endlose Möglichkeiten
Was ihr aus dieser Übermacht an Monstern auf dem Feld macht, bleibt euch überlassen uns hängt natürlich vom Deck ab. Gönnt euch doch eine Apollousa, Bogen der Göttin? Oder wie wäre es mit D/D/D-Wellenhochkönig Caesar? Unterweltlerschmied Graveur ist Stufe 6, also sind Xyz-Monster des Rangs 6 attraktiv und da kommt neben Caesar natürlich auch Beatrice, die ewige Dame infrage. Oder ihr spielt Chaosengel, mit einem Stufe 6 LICHT-Monster habt ihr hier ganz gute Voraussetzungen.
Wer Platz hat, kann die Engine durch zwei HELDen erweitern: Böser Held Sinister Necrom kann sich selbst vom Friedhof verbannen und dann Böser HELD Adusted Gold beschwören – einen LICHT-Unterweltler der Stufe 4.
Also, ihr seht: Handtraps halten diese Engine kaum auf, Boardbrecher schon eher, aber auch die nur bedingt. Die Engine selbst wird uns noch lange erhalten bleiben, mal sehen, ob Konami mit der Banlist, die Ende August erscheinen soll, das Drumherum ein wenig eindämmt.
Die Decks
Kommen wir nun aber endlich zum Kern der Sache und das sind die besten Decks der Europa-Meisterschaft. Allzu viel möchte ich über die jeweiligen Decks gar nicht sagen, die meisten davon habe ich zu einem früheren Zeitpunkt schon mal irgendwie beleuchtet.
Das Siegerdeck
Nein, dieses Mal ist es nicht Rikka, dieses Mal ist es Tenpai-Drache. Es zeugt schon von einer gewissen Ironie, dass die beiden Decks im Finale zusammen gerade einmal so viel kosten wie ein Schlangenauge-Deck. Tenpai-Drache mag nicht im eigentlichen Sinne ein Budget-Deck sein, die Engine selbst kostet euch aber nicht viel und die ganzen Boardbrecher oder Handtraps, die gespielt werden, hat man in der Regel sowieso irgendwo rumliegen. Das macht dieses Deck attraktiv und es ist spannend zu sehen, dass es bei all der Turnierrepräsentanz sich in Europa gegen die beiden Spitzenkandidaten Schlangenauge und Yubel durchsetzen konnte. Der Italiener Esteban Re ist neuer Europa-Meister mit dem folgenden Build:
Monster | Zauber | Fallen | Extra Deck | Side Deck |
3 Tenpai-Drache Paidra 3 Tenpai-Drache Chundra 2 Tenpai-Drache Fadra 1 Tenpai-Drache Genroku 3 Mulreizende Purulia 3 Dimensionsverschieber | 3 Topf des Wohlstands 2 Blitzsturm 1 Landformen 3 Sangen-Beschwörung 3 Sangen Kaimen 3 Verbotener Tropfen 1 Harpyien-Flederwisch 3 Raigeki 3 Schwarzes Loch | 3 Unendliche Unbeständigkeit | 1 Schwarzer Rosendrache 1 Rötlicher Rosendrache 1 Kuibelt der Klingendrache 2 Sangenpai Zweizack-Dragion 1 Sangenpai Transzendenter Dragion 1 Dreiköpfiger Drache 1 Samurai Zerstörer 1 Buntäugiger Meteoreinschlagdrache 1 Priesterliches Siegel der Himmlischen Sphären 1 Schlägerdrache 1 S:P Kleine Ritterin 1 Prometheische Prinzessin, Verteilerin der Flammen 1 Zukleine Schimäre 1 Hiita, die Feuerverzaubererin in Flammen | 3 Aschenblüte & Freudiger Frühling 3 Geisterschwester und gruseliger Hartriegel 2 Nibiru, das Urwesen 1 Drache von Koa’ki Meiru 3 Kosmoszyklon 1 Rivalität der Kriegsherren 2 Feierliches Urteil |
Über das Deck selbst habe ich ja bereits ausführlich gesprochen, daher möchte ich den verbleibenden Platz nutzen und über eine ganz besondere Karte sprechen und die heißt Mulreizende Purulia: Um sie zu aktivieren, dürft ihr keine Karten kontrollieren. In einem Deck, das sowieso als zweites spielen will, kommt sie also besonders gut, wird sich aber wohl auch langfristig als Staple etablieren.
Ihr könnt sie abwerfen und dann gleich zwei Effekte aktivieren. Und zwar zieht ihr für die Dauer des Spielzugs immer dann eine Karte, wenn der Gegner eine Beschwörung von der Hand vornimmt. Maxx „C“ lässt grüßen und winkt uns aus dem Verbot fröhlich zu.
In der End Phase müsst ihr dann zwar zufällige Handkarten zurück ins Deck mischen, ihr dürft aber immer noch 6 Karten mehr behalten als euer Gegner kontrolliert. Ein fairer Deal, finde ich.
Wenn ihr nun denkt, dass das schon witzig ist, dürft ihr euch auf Rage of the Abyss freuen, denn da bekommt die kleine Qualle Unterstützung durch Mulreizende Fuwaross (zumindest nehme ich an, dass sie im Deutschen so heißen wird).
Erneut könnt ihr sie abwerfen, um ihren Effekt zu aktivieren und erneut geht das nur, wenn ihr keine Karten kontrolliert. Dieses Mal dürft ihr immer dann eine Karte ziehen, wenn euer Gegner eine Spezialbeschwörung vom Deck oder Extra Deck vornimmt, was Mulcharmy Fuwaross zu einer noch fieseren Karte macht als Purulia. Auch die Restriktion, dass ihr Karten von der Hand zufällig zurück ins Deck mischen müsst, ist gleich – bis dahin habt ihr aber so viele Handtraps gezogen, dass euer Gegner einfach nur noch aufgeben kann, vom generell Kartenvorteil einmal ganz abgesehen.
Es ist übrigens durchaus möglich, Purulia und Fuwaross im selben Spielzug zu aktivieren, das macht die erste Runde dann erst recht spannend.
Geistungeheuer
Ich habe überlegt, dieses Deck bereits in die Liste der besten Rogue-Decks aufzunehmen, habe mich dann aber aus organisatorischen Gründen dagegen entschieden. Nun schaffen sie den Weg doch in den Blog, aber das ist auch mehr verdient, denn mit den Geistungeheuern konnte sich der Spanier Julio Valls den Weg ins Finale erkämpfen und darf sich nun zweitbester Duellant Europas nennen.
Monster | Zauber | Fallen | Extra Deck | Side Deck |
3 Geistungeheuer-Avatar Cannahawk 3 Geistungeheuer-Avatar Rampingu 3 Geistungeheuer-Avatar-Zähmerin Lara 3 Geistungeheuer-Zähmer Ältester 1 Geistungeheuer-Avatar Apelio 1 Geistungeheuer-Avatar Pettelfin 1 Geistungeheuer-Avatar-Zähmerin Winda 1 Geistungeheuer-Zähmerin Lara 1 Geistungeheuer-Zähmerin Wen 3 Dimensionsverschieber 1 Oberster Todfeind Protos 1 Todfeind Flagge | 2 Geistungeheuer-Nachlass 3 Buch der Verfinsterung 3 Kein Dunkler Herrscher mehr 3 Notfallteleport 3 Topf des Wohlstands 1 Vom Grab gerufen | 1 Geistungeheuer-Rösser 3 Ausgeglichener Zweikampf | 1 Geistungeheuer Ulti-Gaiapelio 2 Geistungeheuer Ulti-Nochiudrago 2 Geistungeheuer Ulti-Cannahawk 1 Geistungeheuer Ulti-Apelio 1 Infernale Flammenbanshee 1 Geistungeheuer Ulti-Reirautari 1 Zugangskodier-Sprecher 1 Apollousa, Bogen der Göttin 1 Albtraumritter Einhorn 1 Geistungeheuer Ulti-Kimunfalcos 1 S:P Kleine Ritterin 1 I:P Maskerena 1 Link-Spinne | 3 Aschenblüte & Freudiger Frühling 3 Geisterschwester und gruseliger Hartriegel 2 Mulreizende Purulia 1 Gagaga-Cowboy 2 Blitzsturm 2 Dimensionsriss 1 Harpyien-Flederwisch 1 Antimagischer Duft |
Ehrlicherweise kenne ich mich mit dem Deck zu wenig aus, um euch nun clevere Combolines präsentieren zu können oder die Entscheidungen des Finalist genauer reflektieren zu können. Stattdessen möchte ich euch ermutigen, ein bisschen Netdecking zu betreiben, also Decks aus dem Internet nachzubauen. Das ist eigentlich verpönt, aber wieso eigentlich? Natürlich dürft ihr nicht erwarten, allein durch ein kopiertes Deck auf einmal zum Spitzenspieler zu werden, denn letztendlich kommt es auch und vor allem auf den Pilot hinter dem Deck an, aber um ein neues Deck kennenzulernen, die Combolines zu studieren und eine erste Orientierung zu bekommen, ist Netdecking eine ganz wunderbare Angelegenheit. Ihr solltet da aber nicht stehenbleiben und euren eigenen Weg finden, aber ein guter Anfang ist das allemal. Und immerhin: Mit gut 300 Euro ist dieses Deck hier für ein Yugi-Deck wirklich erschwinglich. Ich sagte ja: die beiden Finaldecks kosten zusammen nicht einmal so viel wie ein Yubel- oder Schlangenauge-Deck. Dafür sorgt allein schon die Unterweltlerschmied-Engine.
Weißer Wald
Springen wir kurzzeitig in die Top 64 und schauen uns das Deck des unvergleichlichen Joshua Schmidt an. Das Deck kostet euch nicht viel mehr als Geistungeheuer und die Runisch-Karten könnt ihr auch in andere Decks werfen und den Gegner so ärgern.
Monster | Zauber | Fallen | Extra Deck | Side Deck |
3 Elzette vom Weißen Wald 3 Rucia vom Weißen Wald 3 Silvy vom Weißen Wald | 3 Runische frostige Flüche 3 Runische Spitze 3 Runische Zerstörung 3 Runischer Schlummer 3 Runisches aufblitzendes Feuer 2 Runische Entzauberung 2 Runischer Brunnen 1 Runischer peinigender Sturm 1 Geschichten vom Weißen Wald 3 Talent der drei Taktiken | 1 Leiden vom Weißen Wald 3 Ausgeglichener Zweikampf 3 Kräfte rauben | 2 Geri die runischen Zähne 3 Hugin die runischen Schwingen 1 Chaosengel 1 Schwertseelen-Oberherrscher – Chengying 1 Diabell, Königin vom Weißen Wald 1 Rciela, unheimliche Seele vom Weißen Wald 1 Silvera, Wolfszähmerin vom Weißen Wald 1 Korallendrache 1 Dreiklingen-Meister 1 Schocker-Garnele 1 Super-Sternenschlächter TY-PHON – Himmelskrise 1 S:P Kleine Ritterin | 3 Aschenblüte & Freudiger Frühling 3 Fantastischer Drache Phantazmei 3 Geisterschwester und gruseliger Hartriegel 3 Mulreizende Purulia 1 Effektverschleierin 1 Narblicht-Rotdrachen-Erzunterweltler 1 Rivalität der Kriegsherren |
Grundsätzlich ist der Ansatz Joshua Schmidts, die drei Weißer Wald Monster jeweils als Playset zu spielen, nachvollziehbar, nur: Wo ist Astellar vom Weißen Wald? Die spielt der Yu-Gi-Oh!-Virtuose nicht, obgleich diese Karte sonst oft in diversen Deckprofilen zu finden ist und in vielen Combos essentieller Bestandteil ist. Astellar hat aber Schwächen, die Joshua Schmidt nicht bereit ist in Kauf zu nehmen. Zunächst fällt auf, dass sie kein Empfänger ist, was in einem synchrolastigen Deck immer eher unschön ist. Zugleich lässt sie sich nicht so einfach spezialbeschwören wie ihre Kolleginnen und ist zudem sehr anfällig für Handtraps. Zumindest in der Runisch-Variante des Decks könnt ihr auf Astellar vom Weißen Wald gut verzichten, was dem Geldbeutel gut tut, denn die Secret Rare ist die teuerste Karte des neuen Archetypes.
Ähnlich Vorsicht lassen walten müsst ihr bei der Zauberkarte Geschichten vom Weißen Wald. Die synergiert einfach nicht besonders gut mit Runisch, da ihr über ein Illusion- oder Hexer-Monster verfügen müsst und die gibt es bei Runisch nicht. Joshua Schmidt spielt sie dennoch einmal, was sicherlich vertretbar ist und bei einem der besten Spieler unserer Zeit wohl auch nicht zu sehr zu hinterfragen ist.
Ich persönlich mag die Weißen Wald Karten und hatte mir überlegt, mir das Deck zuzulegen. Die Synergie mit Runisch finde ich interessant, obwohl ich eigentlich so gar kein Runisch-Fan bin. Na, mal sehen, wann und in welcher Gestalt dieses Deck seinen Weg zu mir finden wird. Momentan bin ich mit Branded Despia, Chimera und Dark World eigentlich recht gut ausgelastet.
Yubel
Zum Schluss schauen wir noch einmal über Yubel drüber. Denn Anfang des Jahres habe ich euch dieses Deck als Budget-Deck vorgestellt und, oh boy, ist seitdem viel passiert. Von Budget ist das Deck weit entfernt und ein Blick auf die Deckliste zeigt schnell, wieso das so ist. Der Italiener Giovanni Barone erreichte mit diesem Deck die Top 4.
Monster | Zauber | Fallen | Extra Deck | Side Deck |
1 Yubel 2 Geist von Yubel 1 Yubel – Terrorinkarnation 2 Grausiger Grabwinder 1 Chaos beschwörendes Ungeheuer 2 Finsteres lockendes Ungeheuer 3 Unterweltlerschmied Graveur 1 Sagenhafter Lurrie 1 Losgekettete Seele von Sharvara 3 Samsara D Lotus 1 Abgeheuerlicher Magnamhut 3 Abgeheuerlicher Druiswurm 3 Abgeheuerlicher Baldrachling 3 Aschenblüte & Freudiger Frühling 2 Effektverschleierin 3 Nibiru, das Urwesen | 1 Albtraum-Schmerz 3 Albtraumthron 1 Landformen 3 Öffnung der Geistertore 1 Tract des Unterweltlerschmieds | 3 Unendliche Unbeständigkeit 1 Scheußliche Kammer der Losgeketteten | 2 Phantom von Yubel 1 Desirae des Unterweltlerschmieds 1 Lacrima des Unterweltlerschmieds 1 Luftiger Fresser 1 D/D/D-Wellenhochkönig Caesar 1 Varudras, der letzte Bringer der Endzeit 1 Losgekettete Seele Lord von Yama 1 Losgekettete Seele der Raserei 1 Mond des geschlossenen Himmels 1 Requiem des Unterweltlerschmieds 1 Sequenz des Unterweltlerschmieds 1 Grosalamander Almiraj 1 Schmierfink aus der Unterwelt 1 S:P Kleine Ritterin | 3 Mulreizende Purulia 3 Kauz & Schlossvogel 3 Geisterschwester und gruseliger Hartriegel 1 Harpyien-Flederwisch 3 Kosmoszyklon 1 Rivalität der Kriegsherren 1 Antimagischer Duft |
Dass Yubel nun nach all den Jahren ein Top-Meta-Deck ist, ist dem reichhaltigen Support zu verdanken, den das Deck im Laufe des Jahres erhalten hat. Anfang des Jahres gab es in Phantom Nightmare die erste Welle, wirklich relevant wurde es aber dann durch Albtraumthron und den finalen Schliff, der dieses Deck nun final in die Meta katapultiert hat, bekommen wir durch Phantom von Yubel. Die Secret Rare aus Battles of Legend: Terminal Revenge kostet euch pro Exemplar eine Niere – und ihr braucht zwei davon. Die gute Nachricht ist: Ihr habt auch zwei Nieren.
Beschworen wird dieses Fusionsmonster, indem ihr einfach die Materialien von der Hand, dem Feld oder dem Friedhof zurück ins Deck oder Extra Deck mischt. Wie immer kann Phantom von Yubel nicht durch Kampf zerstört werden und ihr erhaltet aus Kämpfen mit ihm auch keinen Schaden.
Wenn euer Gegner einen Monstereffekt aktiviert, könnt ihr das Phantom als Tribut anbieten und den gegnerischen Monstereffekt umwandeln. Der wird dann zu „Dein Gegner (also der Yubel-Spieler) zerstört ein Yubel-Monster vom Deck, seiner Spielfeldseite oder der Hand. Und wir wissen ja alle, was Yubel-Monster machen, wenn sie zerstört werden.
Ausblick
Über Preise und den Powercreep wird ja genug gemeckert, das habe ich im Artikel selbst auch getan und möchte daher nun darauf verzichten, auch wenn diese allgemeine Frustration momentan stets mitschwingt. Konzentrieren wir uns also doch vielleicht eher auf die schönen Dinge: Ende August bekommen wir eine Banlist und im September steht die Mega Tin an. Hier frage ich mich, was denn überhaupt noch einen Reprint benötigt, immerhin haben die beiden Rarity Collections und die ausstehende Quarter Century Bonanza doch alles schon gedruckt, was irgendwie druckenswert ist.
Immerhin bekommen wir einen Reprint von Dreiköpfiger Drache, was Tenpai noch einmal gut günstiger und dadurch attraktiver machen wird. Vielleicht bekommen wir auch endlich einen günstigen Print von Markierten-Eröffnung, dann kostet das Deck euch auch nichts mehr und ansonsten tut ihr einfach das, was ich von allen Überlegungen immer noch die legitimste finde: Ihr spielt das, was euch Spaß macht und lasst die ambitionierten Pro-Player in den sauren Apfel beißen. So oder so, achtet darauf, dass ihr den Spaß am Spiel nicht verliert und wenn doch, dann pausiert und schaut euch andere TCGs an. Ich zum Beispiel habe gerade einen Blick auf Lorcana geworfen, das sieht vielversprechend aus.
Euer
Hyozan
Hallo Hyozan,
ein wirklich toller Artikel von dir. Ich finde es persönlich zufriedenstellend, dass die beiden Finaldecks deutlich günstiger sind als die Unterweltlerschmieddecks. Ich finde es auch nicht toll, wenn ein Turniersieg nur eine Frage des Geldes ist. Am beeindruckensten finde ich es, wenn jemand ein Deck baut, das so niemand sonst spielt. Und wenn dieses Deck dann auch nicht so teuer ist und von anderen Spielern dann nachgebaut wird. Das ist noch bedeutender als ein Turniersieg, meiner Meinung nach.
Mit freundlichen Grüßen