Yugioh – Wieso enttäuscht die neue Banlist?

Herzlich willkommen zum wohl kürzesten Banlist-Review aller Zeiten, wenn man die Alibi-Banlist aus der Coronazeit einmal außen vor lässt. Wir haben lange gewartet und gerätselt, was wohl auf der nächsten Liste passiert und nun ist sie da, die neue und sehr unbefriedigende Banlist. Was das soll, kann vermutlich mal wieder keiner nachvollziehen, aber schauen wir uns die Details einmal genauer an.

Die neuen verbotenen Karten

Naja, die Überschrift dieses Abschnitts suggeriert mehr, als tatsächlich passiert ist. Faktisch gibt es nämlich nur eine verbotene Karte und das ist Kashtira Arise-Heart. Sprechen wir also erst über ihn und dann darüber, warum sein Verbot nicht ausreicht.

Kashtira Arise-Heart

Okay, das haben wir doch alle irgendwie kommen sehen, oder?  Kashtira hat mit der letzten Banlist bereits einige Hits hinnehmen müssen, aber wirklich einen Abbruch hat das der Siegesserie des Decks nicht getan. Mittlerweile haben sich andere Decks die Metaspitze ebenfalls erkämpft, Kashtira regiert dort aber nach wie vor. Durch das Verbot von Kashtira Arise-Heart aus Photon Hypernova verliert das Deck sein eigenes Bossmonster und das war in der Tat das größte Problem des Decks. 

Zugleich ist Kashtira Fenrir – entgegen einiger Vermutungen – nach wie vor unangetastet. Kashtira wird daher auf lange Sicht wohl als eigenes Deck aus der Meta rausrotieren, als Engine aber bleiben.

Die limitierten Karten

Hier haben wir – immerhin! – zwei neue Karten zu verzeichnen. Wirklich überzeugen kann mich aber auch diese Rubrik dieses Mal nicht.

Abgeheuerlicher Magnamhut

Auch diese Entscheidung dürfte kaum überraschen. Abgeheuerlicher Magnamhut ist seit seinem Release in Darkwing Blast eine begehrte Karte und unter den Super Rares immer die teuerste gewesen. Nicht nur könnt ihr mit ihr ein gegnerisches FINSTERNIS- oder LICHT-Monster vom Friedhof verbannen, um ihn spezialzubeschwören, ihr könnt mit ihm auch ein beliebiges Drache-Monster suchen. Das hat sich in der Vergangenheit vor allem in Despia bewährt, mittlerweile wird Magnamhut aber vor allem in Dragonlink gespielt und insofern ist diese Limitierung vor allem auch als Hit gegen Dragonlink zu werten. Das irritiert nun ein wenig, denn Dragonlink ist im aktuellen Format absolut kein Problemdeck. Ja, es existiert seit mehreren Jahren mehr oder weniger unangetastet und ja, das Deck fährt auch die ein oder andere Topplatzierung ein, aber das ist in keiner Weise bedenklich oder ungesund. 

Chaos-Raum

Kann man Abgeheuerlicher Magnamhut noch ein gewisses generisches Potenzial attestieren, so zeigt die Limitierung von Chaos-Raum doch deutlich, dass Konami hier gezielt Dragonlink einen Riegel vorschieben möchte. Die Motivation dafür ist mir unbegreiflich. 

Dragonlink hat die Weltmeisterschaft gewonnen, doch die findet stets unter absolut fiktiven Bedingungen statt: Die Banlist der Weltmeisterschaft ist eine Mischung aus den jeweils geltenden OCG- und TCG-Listen. Die Decks, die folglich auf so einer WM erfolgreich sind, haben erst einmal keine Entsprechung in einem der beiden Formate. Plausibler wäre da doch ein Hit gegen Rikka-Sonnenavalon gewesen: Dieses Deck hat zum einen auf der Weltmeisterschaft gut abgeschnitten und war zum anderen von der dort herrschenden Banlist null eingeschränkt. 

Davon abgesehen hat Rikka-Sonnenavalon zwei Jahre in Folge die Europa-Meisterschaft gewonnen, eine Regulierung dieses Decks wäre also mehr als gerechtfertigt. 

Auf der anderen Seite ist schon auch zu sehen, dass Dragonlink seit Jahren immer wieder Topplatzierungen einfährt. Ein Hit gegen dieses Deck mag also wohl nicht ganz ungerechtfertigt sein, zugleich sehe ich Dragonlink auf der Prioritätenliste aber recht weit unten.

Nicht länger auf der Liste

Zwei Karten erblicken das Licht der Freiheit und sind nicht länger durch die Banlist reglementiert.

Grosalamander Gazelle

Bei dem ganzen Grosalamander-Support, den wir in Legendary Duelists: Soulburning Volcano bekommen haben, ist es kaum überraschend, dass Konami das Deck wieder attraktiver gestalten möchte und Grosalamander Gazelle in voller Stärke zurückbringt. Aber auch ohne den neuen Support war es längst überfällig, dass diese Karte zurückkehrt. Grosalamander reißt einfach nichts mehr und auch wenn der neue Support das Deck erstarken lässt, reicht das eher nicht für den Top-Meta-Bereich.

Herold des orangen Lichts

Während des Tier 0 Formats rund um Tränenklage-Ishizu ist Herold des orangen Lichts limitiert worden, was schon damals nicht die Reaktion auf Tränenklage war, die sich die Spieler von Konami gewünscht hätten. Als Tränenklage dann kein Thema mehr war, kehrte der Herold erst zurück auf 2, jetzt ist er also wieder dreimal spielbar. Damit ist der Status von vor dem Tier 0 Format wiederhergestellt, zugleich kursieren aber auch nach heftigen Banlist-Hits immer noch einige Tränenklage-Decks, die von dieser Entscheidung ordentlich profitieren werden. 

Was fehlt?

Bei einer derart kurzen Banlist tut sich natürlich sofort das Gefühl auf, dass etwas fehlt. Die Karten, die von dieser Banlist betroffen sind, sind tatsächlich nachvollziehbar und nicht so schlecht, aber der Umfang der Liste ist einfach zu klein. Dragonlink zu hitten, mag irgendwo legitim sein, es ist aber dann nicht vertretbar, wenn deutlich problematischere Decks unangetastet bleiben. Das ist das eigentliche Hauptproblem dieser Liste, dabei hätte es doch so viel gegeben, was infrage gekommen wäre:

Labrynth

Labrynth hat die deutsche Meisterschaft gewonnen und konnte sich auch in der Schweiz den Titel erkämpfen. Durch Karten wie Ansteckender Ausrottungsvirus oder Dimensionsbarriere ist Labrynth ein absolut problematisches Deck und gerade der Ausrottungsvirus hat auf mehreren (!) Turnieren gezeigt, dass er sich einen Platz auf der Banlist redlich verdient hätte.

Despia

Für Despia wären mehrere Entscheidungen möglich gewesen, es überrascht aber nur teilweise, dass Konami hier nichts angefasst hat.

Markierte Fusion ist ein heißer Banlist-Kandidat, zumal sie im OCG bereits auf 1 limitiert ist. Gut, das alleine mag kein Kriterium sein, aber dass die stärkste Fusionszauberkarte aller Zeiten irgendwann eingeschränkt wird, ist mehr als wahrscheinlich. Dieses Mal kommen alle Despia-Fans aber noch mal drum herum und das liegt sicherlich im neuen Chimera-Archetype begründet, der ja gerade zusammen mit Markierte Fusion gut funktioniert.

Was mich persönlich hingegen sehr überrascht, ist, dass Markierte Austreibung nicht wieder erlaubt worden ist. Nachdem die Falle in der Mega Tin enthalten ist, hätte ich schwören können, dass Konami sie zurück auf 1 bringt und stattdessen Gimmick-Marionette Albtraum verbietet. Nichts dergleichen ist geschehen, die Marionette lässt sich nach wie vor mit Albion der Heiligfeuer-Drache nutzen und in der Tin befindet sich ein nagelneuer Reprint einer Karte, die nicht gespielt werden kann. Sehr sinnlos.

Unchained

Etwas irritiert war ich über die vielen Rufe nach einem Hit gegen Unchained. Das Deck hat die ersten drei Plätze der YCS Vancouver belegt und dürfte wohl das stärkste Deck des Formats sein, aber Leute: lasst das Deck doch mal ein bisschen atmen. Der neue Support kam erst in Duelist Nexus, das Deck ist also gerade einmal ein paar Wochen lang erfolgreich, obwohl Unchained als Decktyp schon wirklich lange existiert. Früher oder später wird der Powercreep oder eine Banlist den Erfolg dieses Decks einschränken, für den Moment sollten wir uns aber einfach freuen, dass es ein neues Deck in dieser vielseitigen Meta gibt und zudem auch noch eines, das nicht sofort gegen Kauz & Schlossvogel verliert. Als Chimera- und Finstere-Welt-Spieler hätte ich nicht so viel dagegen, wenn diese spezifische Handtrap langsam aus der Meta herausrotieren würde…

Orcust Harfenhorror 

Einfach nur der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle auch, wie jedes Mal, auf Orcust Harfenhorror verwiesen. Mittlerweile ist es gute Tradition in Banlist-Predictions und -reviews die Rückkehr dieser verbotenen Karte zu fordern, also tue ich das an dieser Stelle auch kurz.

Enttäuscht die Banlist tatsächlich so sehr?

Ja, die Banlist fasst Problemkarten an und reguliert die Meta ein kleines bisschen. Nein, sie bringt nicht den erhofften Umschwung und Decks, die sich in den letzten Wochen und Monaten als Spitzenkandidaten erwiesen haben, bleiben unangetastet. Spright zum Beispiel hat hier wieder keinen Hit abbekommen, was ich aber als verkraftbar empfinde, denn das regelt irgendwie gerade eher der Powercreep und Spright wird nicht mehr so häufig gespielt. Dennoch versäumt es diese Liste, die größten Probleme des Formats zu regulieren. Von Vorteil ist hingegen, dass wir nach wie vor in einem wunderbar vielfältigen Format spielen dürfen, in dem viele Decks stark sind und toppen können. Das macht die kommenden Turniere schwerer kalkulierbar und dadurch spannender.

Wie seht ihr das denn? Haltet ihr die neue Banlist für gelungen oder hättet ihr euch andere Entscheidungen gewünscht? Diskutiert darüber gerne in unserer Kommentarfunktion! Ansonsten: Viel Spaß euch allen beim Umbauen und Anpassen eurer Decks.

Euer

Hyozan

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Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

One Reply to “Yugioh – Wieso enttäuscht die neue Banlist?”

  1. Max Scheuer

    Hallo Hyozan,
    erstmal danke für deine regelmäßigen YGO-Artikel, lese die immer sehr gerne.
    Also ich finde die neue Banlist in Ordnung, da das Verbot von Arise-Heart vermutlich ein, wie du schon schreibst, diverseres Format erlaubt und auch nochmal Decks spielbarer macht, die den Friedhof mehr benötigen. Auch das Unchained keinen Hit bekommen hat finde ich vollkommen okay, da das Deck noch sehr neu ist und man ihm erstmal ein bisschen Rampenlicht gewähren soll. Donnerdrachen-Koloss auf 1 hätte ich aber noch schön gefunden 😀
    LG
    Max

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