Magic: the Gathering – EDH und cEDH – 2 Varianten, 1 Format

Nachdem wir uns bereits mit den einzelnen Powerleveln für Commanderdecks beschäftigt haben, werfen wir jetzt einen Blick auf die Unterscheidung zwischen EDH und cEDH.
Wir werden kurz einen Blick auf die Grundlagen des Commanderformates werfen und anschließend versuchen eine Abgrenzung zu schaffen.
Doch wozu das Ganze?

Commander ist das einzige Format, das sich noch weiter aufteilen bzw. unterschiedlich auslegen lässt.
Egal ob Modern, Legacy, Pauper, Standard oder Limitedformate, die Einschränkungen und Spielregeln der einzelnen Formaten sind immer klar definiert. Natürlich werden hier auch Decks auf ganz unterschiedlichen Powerleveln gespielt, jedoch werden sich beinahe alle Spieler darüber einig sein, dass es immer das Ziel ist, sein Deck, den persönlichen Möglichkeiten entsprechend, so stark wie möglich zu bauen.
Doch unterscheidet sich dieser Ansatz bereits vom Commanderformat?

Commander (EDH) im Überblick

Das Format Commander, so wie wir es heute kennen, hat seinen Ursprung als EDH, dem sogenannten Elder Dragon Highlander, in der Edition Legends. Hier sind zum ersten Mal die 5 Elder Dragons erschienen und haben den Grundstein für dieses Format gelegt.
Highlanderdecks, Singletondecks mit 100 Karten, wurden zwar auch vorher schon teilweise gespielt, aber die Idee des Commanders und der dazugehörigen Farbidentität hat hier seinen Ursprung.

Die ursprünglichen Elder Dragons

Wo es für fast jedes Format von Beginn an auch ein kompetitives Umfeld gab, wurde Commander für eine lange Zeit als ein – vor allem einsteigerfreundliches – Casualformat gesehen und von Spielern ins Leben gerufen, die etwas Abwechslung schaffen wollten.
In den letzten fast 30 Jahren hat sich das Format und seine Spieler jedoch stetig weiterentwickelt und wird seit mehreren Jahren nun auch von Wizards of the Coast als eigenständiges Format angesehen und vermarktet. So erscheinen mittlerweile zu jedem Set-Release auch dazugehörige Commanderprecondecks und auch Commander-eigene Sets, wie Commander Legends, wurden ins Leben gerufen.
Heute ist Commander das am schnellsten wachsende Format im Magicuniversum und verfügt über eine stetig wachsende Spielerzahl. Trotzdem gilt Commander in weiten Teilen der Magiccommunity bis heute vor allem als Casualformat. Doch was meint man damit genau?

Was ist ein Casualformat?

Fast jedes Format im Magicuniversum ist grundlegend erst einmal kompetitiv ausgerichtet.
Hierbei geht es nicht nur um große Turniere, wie die Pro-Touren und WM’s der Vergangenheit, sondern auch um die Organisation der Spiele im kleinen Rahmen.
Als Beispiel können wir hier die „Friday Night Magic Events“ nehmen. Das Niveau weist hier zwar von Event zu Event und Location zu Location große Unterschiede auf, jedoch lässt sich auch hier im kleinen Rahmen erkennen, dass Magic: The Gathering in der Regel kompetitiv bzw. in einem Turnierformat gespielt wird. Hier gibt es auch keinen Unterschied zwischen Constructed- und Limitedformaten. Commander sollte hingegen für lange und unterhaltsame Mehrspielerpartien sorgen.
Allein schon durch diese Ausrichtung auf 4 Personen, ließ sich Commander nicht von Beginn an einfach in die „Friday Night Magic Events“ integrieren.

Hieraus konnte sich in den folgenden Jahren ungestört ein Format entwickeln, dass den Hauptaugenmerk auf Spaß und den Deckbau gelegt hat. Im kompetitiven Umfeld der anderen Formate werden bis heute in der Regel immer nur eine Handvoll unterschiedliche Decks gespielt, die zu diesem Zeitpunkt die stärksten im Format sind. Commander hingegen hat, durch den anderen Ansatz im Deckbau, von vorneherein die Spieler dazu animiert, kreative und möglichst thematisch passende Decks zu bauen, da hier das Spielerlebnis und kein Turniersieg im Vordergrund steht.
Als das Format über die Jahre gewachsen ist und schließlich auch von Wizards anerkannt und unterstützt wurde, haben sich hier aber auch nach und nach Veränderungen angekündigt.
Nicht nur die im Allgemeinen immer stärker werdenden Karten (“Power Creep”), sondern gerade auch die auf das Commanderformat zugeschnittenen Produkte haben über die Zeit nicht nur für einen raschen Anstieg der Spielerzahlen, sondern auch der Deckniveaus und Möglichkeiten gesorgt.

Competitive Commander (cEDH) im Überblick

Die Erwartungen der Spieler an ein Casualformat haben in Teilen der Spielerschaft zu einer Abneigung gegenüber bestimmten Archetypen und Spielweisen geführt. So gibt es z.B. viele Playgroups, die dem Einsatz von spielgewinnenden 2-Card-Combos und bestimmten restriktiven Karten sehr negativ gegenüberstehen. Hier soll bis heute der Spielspaß und ein besonders stimmig gebautes Deck im Vordergrund stehen.
Ein Teil der Spielerschaft hat aber angefangen, Commander mit derselben Herangehensweise wie bei jedem anderen Format zu spielen und haben damit die Entwicklung zu cEDH losgetreten.
Wenn man versucht den Unterschied zwischen EDH und cEDH in einem Wort zusammenzufassen, wäre es vermutlich das Wort “Effizienz”.
Hier wird die thematische Herangehensweise an den Deckbau komplett beiseite gelassen. Stattdessen geht es darum, Spiele möglichst effizient und wiederholbar gewinnen zu können.

ein „normales“ cEDH-Board

Als Ergebnis hiervon werden die meisten cEDH-Decks vor allem durch bestimmte Combos bestimmt. Es ist deutlich effizienter, das gesamte Spiel mit einer 2-Card-Combo auf der Stelle zu gewinnen, als seine 3 Gegner über viele Runden langsam im Kampf zu besiegen.
Diese starke Fixierung auf Combos sorgt auch für viel Raum im restlichen Deck, da die Wincons und Combokarten in der Regel nur 4-6 Plätze der 99 einnehmen.

Aber auch der Rest des Decks ist vornehmlich unter dem Gesichtspunkt der Effizienz gebaut. Da die Combos erstmal gefunden werden wollen, ist der Anteil an Tutor- und Carddraweffekten sehr hoch. Hinzu kommen in der Regel verschiedene Möglichkeiten, die eigenen Combos zu schützen. Dies geschieht z.B. in der Form von Counterspells und einer Menge Ramp, vor allem in Form teurer Manarocks, um das Spiel zu beschleunigen. Jede andere Karte muss jedoch auch einen Sinn erfüllen. So nimmt der Anteil an Boardwipes und allgemein gehaltenen Antworten ab. Der Fokus verschiebt sich mehr darauf ausschließlich auf die entscheidenen Sprüche der gegnerischen Decks zu reagieren und diese zu unterbinden.
Hier wird niemals eine mittelmäßige Kreatur gespielt, nur weil sie einem gewissen Tribe angehört oder eine bestimmte Mechanik mit sich bringt. Stattdessen versucht jede Karte, zielgerichtet das eigene Ziel zu erreichen oder den Gegner bei diesem Vorhaben zu stören.
Hierdurch hat sich ein verhältnismäßig eigenständiges Metagame entwickelt, das sich stark von den meisten Casualplaygroups unterscheidet.

The First Sliver – ein Beispiel für die Unterschiede

Besonders deutlich wird der Unterschied, wenn man sich einen Commander ansieht, der sowohl in EDH als auch cEDH gespielt wird. Als Beispiel schauen wir uns kurz Decks an, die um The First Sliver, zuletzt in Modern Horizons 2 gedruckt, gebaut werden.
Im normalen EDH-Umfeld werdet ihr den First Sliver vor allem als starken Tribalcommander sehen. Die Decks werden sich in der Regel immer um die Tribalsynergien der Sliver drehen und hierdurch vor allem auf Boardstate und Kreaturen setzen.

The First Sliver in einer Partie Commander

In einem cEDH umfeld hingegen werdet ihr The First Sliver beinahe ausschließlich in Food Chain-Combodecks begegnen. Die Decks kommen ohne den Support der Tribalstrategien aus und nutzen den Commander vor allem für seinen eigenen Cascade-Trigger und den Zugang zu allen 5 Farben. Hieran lässt sich gut erkennen, wie unterschiedlich die Herangehensweisen im selben Format sein können.

EDH vs. cEDH – brauchen wir diese Unterscheidung wirklich?

Die Spielertypen von EDH und cEDH unterscheiden deutlich. Während in einem sehr casual ausgerichteten EDH-Umfeld oft Housebans an der Tagesordnung sind und bestimmte Combos und Archetypen abgelehnt werden, beruft sich cEDH darauf, dass man alles, was in dem Format legal ist, auch spielen können sollte.
Hierdurch unterscheidet sich die Erwartungshaltung an eine Partie Commander so deutlich, dass es oft zu einem negativen Spielerlebnis kommt, wenn sich die beiden Spielertypen mischen.
Man kann hier keiner Seite mehr Recht geben als der anderen. cEDH behandelt Commander wie jedes andere Format, wohingegen EDH versucht den Wurzeln als ruhiges und einsteigerfreundliches Format treu zu bleiben.
Gerade hierdurch finde ich die Unterscheidung zwischen EDH und cEDH auch wirklich hilfreich. Ich rate ohnehin jedem Spieler zu einem Rule-0-Gespräch vor Spielbeginn. Hier können solche unterschiedlichen Erwartungen direkt benannt und ein negatives Spielerlebnis verhindert werden. Dieses lässt sich nun mal am einfachsten durch Kategorien wie Powerlevel oder eine Abgrenzung zwischen EDH und cEDH bewerkstelligen.

Wie ist denn eure Meinung zu dieser Aufteilung des Formats? Haltet ihr das für nötig? Wo seht ihr euch denn eher? Wird bei euch eher casual oder kompetitiv gespielt? Wollt ihr mehr über cEDH oder bestimmte Decks wissen? Lasst mir gerne eure Meinung in den Kommentaren da.
Bis dahin viel Erfolg beim Spielen und eine gute Starthand!

Euer Raol Duke

Über RaolDuke

Magicsüchtig seit Urza´s Saga

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