Erst Anfang Oktober haben wir eine Banlist bekommen, die für Frustration und Ärger gesorgt hat, weil die Probleme des Formats einfach nicht angegangen worden sind. Wie seit einiger Zeit üblich, hält Konami sich recht vage, wann die nächste Liste erscheint. Die Rede ist stets nur von „frühestens in ein paar Monaten“. Zwei Monate später ist nun die nächste Liste mit verbotenen und limitierten Karten erschienen. Was sie taugt, erfahrt ihr hier.
Die verbotenen Karten
Seit dem Erscheinen von Magnificent Mavens Anfang November befindet sich das TCG in einem Tier 0 Format, was bedeutet, dass ein Deck unangefochten den kompetitiven Bereich dominiert – und das ist natürlich Tränenklage Ishizu (der Artikel dazu folgt – versprochen!). Die Hoffnungen waren also groß, dass die nächste Banlist sich dieses Problems annimmt und das Format ein wenig reguliert. Ein Blick auf die neuen verbotenen Karten zeigt: Das ist nicht geschehen.
Mystische Mine
Endlich! Endlich ist Mystische Mine nicht länger Bestandteil des Spiels! Karten, die den Gegner nicht mitspielen lassen, gehören einfach nicht in ein Spiel für zwei Personen, insofern ist es allerhöchste Zeit gewesen, dass diese Karte verboten wird. Obgleich ich persönlich mich über dieses Verbot riesig freue, kommt es für die Turnierspieler sicherlich zu spät: Mystische Mine hat im aktuellen Format eigentlich nichts mehr gemacht und ist zunehmend aus den Decks der großen Spieler rausrotiert – natürlich zugunsten von Tränenklage mit dem neuen Ishizu-Support.
Eigentlich hätte Mystische Mine bereits im Oktober verboten werden müssen, denn da war die Karte noch ein echtes Problem. Besonders die Europa-Meisterschaft hat gezeigt, dass Mystische Mine vielen Decks zum Sieg verhilft und es ist irgendwie absurd, dass man sein Deck so bauen musste, dass man die fiese Spielfeldzauberkarte auf jeden Fall loswerden konnte.
Das Verbot kommt also zu spät und dennoch ist es richtig und wichtig. Das gilt im selben Maße auch für die nächste Karte:
Curious, Lichtverpflichteter Herrscher
Zu Zeiten, in denen Tränenklage mit den Gefahr!-Monstern gespielt wurde, war Curious, Lichtverpflichteter Herrscher ein echtes Problem und hätte schon im Oktober das Verbot verdient gehabt. Durch den Ishizu-Support hat das Linkmonster in letzter Zeit zwar weniger Play gesehen, dennoch handelt es sich um eine Karte, die einfach zu stark ist und im Tränenklage-Deck gefährliche Auswirkungen haben kann:
Zum einen lässt sie euch eine Karte vom Friedhof zurück auf die Hand nehmen, wenn sie durch Kampf zerstört wird oder aufgrund gegnerischer Karteneffekte das Feld verlässt.
Zum anderen, und das ist das eigentlich Entscheidende, könnt ihr bei Beschwörung eine beliebige Karte vom Deck auf den Friedhof legen. Außerdem könnt ihr, wenn Karten durch Effekt von eurem Deck auf den Friedhof wandern, weitere drei Karten millen.
Ein Verbot ist also durchaus angemessen, auch wenn es am aktuellen Format nicht wirklich etwas ändert.
Die limitierten Karten
Der Plural ist hier streng genommen etwas euphemistisch, denn tatsächlich gibt es nur eine Karte, die neu limitiert ist – und die ist nicht mal besonders relevant:
Herold des orangen Lichts
Okay, potenziell gesehen passt das Feen-Monster wunderbar ins Tränenklage-Ishizu-Deck. Faktisch war der Einfluss des orangenen Kerlchens aber eher marginal.
Als Handtrap könnt ihr den Herold und eine andere Fee abwerfen, die Aktivierung eines gegnerischen Monstereffekts annullieren und das besagte Monster zerstören.
Versteht mich nicht falsch, die Decklisten der letzten YCS-Tops in Dortmund zeigen durchaus, dass diese Karte im Tier 0 Deck durchaus ihren Platz hat, und der Annullierungs- und Zerstörungseffekt sind durchaus ernstzunehmen, aber sie ist nicht das eigentliche Problem an Ishizu-Tränenklage. Das Problem ist, dass Herold des orangen Lichts auch gut bricken kann und nur schwer suchbar ist. Gerade Letzteres dürfte zur Folge haben, dass er fortan gar nicht mehr gespielt wird, denn 1 einzelnen Herold zu ziehen und dann gewinnbringend einzusetzen, ist ein wenig zu inkonstant.
Die semi-limitierten Karten
Kommen wir auch schon zu den Karten, die zurück auf 2 sind. Für mich ist das immer eine etwas seltsame Kategorie, nichts Halbes und nichts Ganzes, ein Nexus zwischen Limitierung und Befreiung, der in den wenigsten Fällen tatsächlich etwas bewirkt.
Lyrikliedervogel – Vortragender Star
Wie bei der ganzen Kategorie, so empfinde ich auch die Semi-Limitierung von Lyrikliedervogel – Vortragender Star als nicht wirklich relevant. Die einstige Limitierung war sinnvoll, um das Thema entsprechend einzuschränken und hatte einen nicht zu leugnenden Impact auf die Meta, der aktuelle Powercreep dürfte aber bewirken, dass es keinerlei Unterschied macht, ob der Star nun auf 1 oder auf 2 ist. Na gut, der Effekt ist nicht hard once per turn, sodass zwei der Vögel auch zweimal suchen dürfen, aber Sta-Brigade ist nicht mehr Meta und dadurch dürfte auch diese kleine Stärkung das Deck nicht wieder zurück in den kompetitiven Bereich katapultieren.
Nicht länger auf der Liste
Überraschend an der Liste ist die großzügige Befreiung von Karten, die zuvor teilweise sogar verboten waren. Meistens fährt Konami eher auf Sicherheit und bringt verbotene Karten auf 1 zurück, selten gibt es eine direkte komplette Befreiung.
Sternritter Ptolemaeus
Sternritter Ptolemaeus ist eine solche Karte, gleichzeitig ist natürlich fraglich, ob sie irgendetwas bewirken wird. Als Material für dieses Xyz-Monster benötigt ihr drei Monster der Stufe 4. Das alleine ist recht teuer und es ist durchaus möglich, dass es für dieses Material ergiebigere Optionen als den Sternritter gibt.
Zum Preis von drei Materialien könnt ihr mit ihm Cyber Drache Nova beschwören und der ist bekannterweise das Tor zum Omni-Negate Cyber Drache Unendlichkeit. Dafür aber drei Monster der Stufe 4 opfern und 3 Plätze im Extra Deck zu belegen, ist in heutiger Zeit kaum mehr attraktiv. Dennoch: Cyber Drache Unendlichkeit wird dadurch generischer beschwörbar und sicherlich finden die Spieler einen Weg, diesen Effekt konstant zu nutzen und eventuell sogar Ptolemaeus zweiten Effekt, der zum Preis von 7 Xyz-Material den gegnerischen Spielzug komplett überspringt, nutzbar zu machen.
Dreimal wird aber niemand diese Karte spielen, insofern ist es völlig egal, ob Sternritter Ptolemaeus limitiert ist oder nicht.
Dimensionsriss und Makrokosmos
Beide Karten waren limitiert und dürfen nun wieder dreimal gespielt werden. Damit will man wohl Ishizu-Tränenklage das Leben schwer machen, faktisch macht man es aber damit allen Spielern schwer, die den Friedhof als Ressource nutzen. Davon sind massiv auch Decks aus dem Rogue- und Casual-Bereich betroffen und das ist, nach dem Verbot von Kristron Halqifibrax, nun der nächste Schlag ins Gesicht von allen, die nicht in der Meta-Spitze mitmischen können oder wollen. Ich bin also absolut kein Fan dieser Maßnahme und finde, dass da mehr hätte passieren müssen.
Feuerformation – Tenki
Verboten, limitiert oder semi-limitiert? So genau wusste man das bei Feuerformation – Tenki nie, denn die Karte rotierte gefühlt bei jeder neuen Liste fröhlich durch die Kategorien. Wir haben aktuell zwar kein Ungeheuer-Krieger-Deck in der Meta, aber wenn sich das ändert, bin ich gespannt, wie lange Feuerformation-Tenki noch von jedweden Einschränkungen befreit bleibt.
Metaversum
Mystische Mine ist weg, also kann Metaversum zurückkommen. Die Fallenkarte erlaubt es euch, im gegnerischen Spielzug einen Spielfeldzauber zu suchen oder direkt zu aktivieren, was in Kombination mit der Mine natürlich garstig war. Ohne die Mine gibt es aber keinen Grund, Metaversum limitiert zu lassen, insofern ist diese Entscheidung nur logisch und wenig überraschend.
Einerseits…
… ist die Liste allein wegen des Verbots von Mystische Mine schon in Ordnung. Die Karte mag in der absoluten Spitze nicht mehr vertreten sein, das bedeutet aber nicht, dass sie nicht noch zu Hauf gespielt wird. Gerade auf der YCS Dortmund haben sich außerhalb des Top-Cuts, der tatsächlich von Tränenklage-Ishizu dominiert wurde, eine breite Zahl an Decks gefunden, die auf Mystische Mine setzten. Das Verbot kommt daher vielleicht etwas spät, aber keineswegs zu spät und langfristig wäre Mystische Mine auch eine Karte, die immer wieder relevant würde. Gut, dass das nun nicht mehr der Fall sein kann.
Andererseits…
… ist diese Liste mehr als enttäuschend für alle, die etwas anderes als Ishizu-Tränenklage spielen. Mit einer offiziellen Banlist hat wohl niemand mehr in diesem Jahr gerechnet, zumal auch nicht mehr viele Turniere anstehen. Als Ausnahme wäre höchstens eine Emergency-Banlist infrage gekommen, um das Tier 0 Format aufzubrechen. Das tut diese Liste aber nicht. Sie geht Tränenklage nur sehr vorsichtig an und spricht keine direkten Hit gegen das Thema aus: Man hätte zum Beispiel einen der Namen anfassen und einschränken können oder die Spielfeldzauberkarte Urplanet Perlereino limitieren können. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Stattdessen wird Herold des orangen Lichts limitiert, der per se gar nicht so die Problemkarte des Decks ist.
Ich halte es für den falschen Ansatz, das eigentliche Problem bestehen zu lassen und stattdessen ein bisschen was freizugeben, um gegen das Tier 0 Deck bestehen zu können. Das ist, als würde ich schusssichere Westen austeilen anstatt die Waffe zu entladen: Geht zwar, ist aber nicht gerade die naheliegende und sinnvollste Entscheidung.
Gleichzeitig bin ich nicht wirklich überrascht, dass die Liste weder die Ishizu-Karten, noch das Tränenklage-Thema anfasst: Wir befinden uns noch nicht einmal einen Monat im Tier 0 Format und es stehen in diesem Jahr auch keine größeren Turniere mehr an, sodass Konami fleißig weiterhin Geld scheffeln kann, weil nun auch die, die Angst vor einer Banlist hatten, zu dem Deckthema greifen werden.
Fazit
Die Liste ist nicht gut, da dürften wir uns einig sein. Mystische Mine ist ein dankbarer Hit, alles andere aber kann fast schon vernachlässigt werden. Insofern hätte es eine Liste mit verbotenen und limitierten Karten zum jetzigen Zeitpunkt nicht gebraucht. Hätte man Mystische Mine im Oktober bereits verboten – und Curious direkt dazu -, dann wäre das Format exakt dasselbe, das wir jetzt den Dezember durch spielen dürfen.
Meine Enttäuschung über diese Liste ist aber eine sehr subjektive: Ich habe mich riesig auf das neue Structure Deck: Dark World gefreut und mir überlegt, das Thema mal wieder zu spielen. Nun erscheint das Structure Deck aber zeitgleich mit Inkrafttreten der Banlist und das bedeutet, dass das neue Finstere Welt Deck direkt unter drei Dimensionsrissen und drei Makrokosmos spielen muss und damit eigentlich nicht spielbar ist. Da sind wir wieder beim Thema, dass Konami lieber Casualspielern das Spiel vergrault und das tatsächliche Problem unangetastet lässt, denn das spült ja Geld in die Kassen. Klar, Konami muss als Konzern Gewinne erwirtschaften, aber das sollte nicht auf Kosten der Deckvielfalt und des Spaßes der Spieler geschehen.
Was sagt ihr zur neuen Yu-Gi-Oh! Banlist? Seid ihr zufrieden mit den Hits oder habt ihr euch mehr erhofft? Lasst uns in den Kommentaren darüber diskutieren!
Euer
Hyozan