Grüße, versammelte Enthusiasten des Geldverprassens und damit willkommen zu unserer Analyse des zweiten Yugi-Quartals des Jahres 2019. Es ist eine turbulente Zeit gewesen. Obwohl das vergangene Format aufgrund seiner Diversität von vielen geliebt wurde, muss die ganze Geschichte ja irgendwann auch einmal ihr Ende haben.
Das ist zwar schade, aber alles hat ein Ende – nur die Wurst hat zwei. Doch werden wir jetzt nicht zu poetisch, denn eine Menge mehr oder minder planmäßiger Ereignisse ist seit dem letzten Formatswechsel vergangen:
Da haben wir zum einen den Release von Dark Neostorm, dem aktuellsten Mainset, welches einem gewissen Haufen Blechblasinstrumenten einen Schwall mehr als beeindruckenden Support verpasst hat.
Daneben haben wir die April 2019 Verbotenen- und Limitiertenliste, welche dafür gesorgt hat, dass die besagten Alutröten nicht zu sehr über die Stränge schlagen, während sie sich gleichzeitig etwaige Azathoth-Schikanen zur Brust genommen hat.
Doch auch die Top-Kandidaten des Metagames haben auf der erwähnten Liste ihr Fett weg bekommen. Warum das allerdings wenig bewirkt hat und was sich sonst noch so auf das kartenbezogene obere Drittel der Turnierszene ausgewirkt hat, sehen wir uns nun genauer an.
Gerne hätte ich das übliche Update schon eher für euch zusammengetextet, doch muss ich gestehen: Es ist nicht wirklich viel passiert. Erst jetzt, wo wir uns nach der Formatsregulierung wieder in der Saison der Nationals befinden, kann man wirklich etwas zum vorliegenden Meta und die oberen Yugioh Decks sagen.
Denn bevor ich von einer 40-Mann-Regio eine Meta-Analyse ableite, schreibe ich eher darüber, was Billy Brake zwischen seinen Schneidezähnen gefunden hat. Das wäre für kompetitives Yugioh vermutlich relevanter. Jetzt grade allerdings sind wir schon einmal hier, darum werfen wir einen Blick auf Platz 5, das ist leider…
Platz 5 – True Draco
True Draco ist mittlerweile zu Burning Abyss 2.0 geworden. Aus irgendwelchen Gründen ewig spielbar, recht unbeeindruckt von den eigenen gebannten Karten und aus irgendwelchen bizarren Gründen entscheiden sich Leute das Deck wieder zu spielen.
Draco hat sich mehrere Top Spots auf der norwegischen und niederländischen National gekrallt, was dafür gesorgt hat, dass Dragonische Darstellung – eine Karte die mittlerweile DREI Reprints hat – wieder auf etwa 8-10 Euro das Stück angestiegen ist. Doch das ist nicht alles. Zünder Hitze, der hier abgebildete Vogel ist bei absolut markerschütternden 30 Euro angekommen – Für eine Mainset Ultra Rare!? Welches Jahr haben wir? 2004?
Zugegebenermaßen, der Anstieg in Popularität war nicht vollkommen grundlos. Zum einen ist Maßregelung (eine permanente Falle aus dem neuesten Set Dark Neostorm, welche in der Lage ist, die Kontrolle über ein gegnerisches Monster zu übernehmen) nahezu geschaffen für ein ohnehin schon mit Floodgates vollgestopftes Deck, welches sich auf Disruption durch permanente Spells/Traps verlässt, da es sie einfach wegtributen kann.
Doch es gibt noch einen anderen Grund. Durch die Beschaffenheit seiner tributfokussierten Strategie hat True Draco ein überraschend gutes Matchup gegen Mystic Mine Burn. Ein entsetzliches Liebeskind von Chain Burn und einer Casual-Common Kiste aus dem Jahre 2007. Genaueres dazu später. Abschließend gibt es zu Draco nicht viel Neues zu sagen. Yugioh im Höhlenmenschmodus: Floodgate gut! Ugh!
Platz 4 – (Danger!) Thunder Dragon
Oh, wie die Mächtigen gefallen sind. Das Verbot von Beschwörungszauberin hat dem Deck mehr weh getan, als seine Spieler es eingestehen wollen. Zwar funktioniert diese ganze Handloop-Geschichte mit anschließendem Lockdown noch ganz gut – doch jetzt muss man einen Drachen harddrawen und ist recht unangenehm anfällig für Handtraps, sollte man direkt die komplette Kombo ins Auge fassen.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum der ewige Zweite nun auf den vierten Platz abgerutscht ist. Viel wichtiger ist nämlich, dass sowohl der Erste als auch der dritte Platz auf den Floodgate-Effekt von Koloss spucken. Die Semi-Limitierung von Superpolymerisation (einer absoluten Aidskarte wenn man mich fragt. Alles woran nicht angekettet werden kann, gehört in meinen Augen verboten, aber das ist ein anderes Thema) hat auch nicht grade geholfen, denn so werden im Handumdrehen zwei Kolosse zu einem Dragostapelia-Unkraut verwurstet, welches dann noch über einen Negation-Effekt verfügt. Das Yugi-Äquivalent davon, dass jemand euch das Bein mit einer Axt abhackt, um euch dann damit zu verprügeln.
So oder so, mit Dangers ist das Deck immer noch unfassbar stark, verfügt über brachiale Mengen von Extendern und Powerplays, welche die meisten Rogue oder Casual-Decks (welche größtenteils noch stark auf das Suchen von Karten angewiesen sind) mit Arschtritt vom Tisch fegen.
Platz 3 – Orcust
Auf Platz 3 haben wir einen Neueinsteiger. Wenn True Draco das neue Burning Abyss ist, dann ist dieses Deck in Punkto Flexibilität das neue Zoodiac. Orcust wurde durch den Support aus Dark Neostorm, welcher aus dem hier zu sehenden Dingirsu sowie einer durch Galatea suchbaren Omni-Negation Konterfalle besteht, sofort von Rogue in den Tier-1 Status katapultiert. Die reine Deck-Engine ist die eierlegende Wollmilchsau der Turnierszene und lässt sich in wörtlich jedes Deck einbinden, was irgendwie zwei Monster aufs Feld bekommt, um einen Knightmare zu bauen. Von da aus gehts in Mermaid und schon läuft die 1,5-Karten Combo, welche auf insgesamt einen Schuss, zwei Negates und optional die Konterfalle und/oder ein nicht zielendes auf-den-Friedhof-legen einer Karte – das ist nämlich die Fähigkeit unseres hier bebilderten Eisenmannes – endet.
Orcust gibt es mittlerweile in allen Farben des Regenbogens, von Trickstar über Thunder bis hin zu Atlantean Orcust glänzt die Engine in nahezu jedem Deck. Nicht nur hat das Deck ein ohnehin gutes Matchup gegen Danger! Thunder Dragon weil es kaum Karten sucht, gleichzeitig kann es durch Dingirsu problemlos Kolosse entsorgen. Wie bereits erwähnt, hat das den Konkurrenten auf den 4. Platz gedrückt.
An dieser Stelle steht pures bzw. Danger! Orcust stellvertretend für alle existierenden Varianten. Es ist mit Spannung zu erwarten, wie sich das Deck in der Zukunft entwickeln wird.
Übrigens: Das Deck wäre ohne die April 2019-Banliste sogar in der Lage gewesen, in dieser 1-Karten Combo noch nach all ihren Negations auf einen True King of all Calamities zu enden. Immerhin ist Dingirsu ein Rang-8 DARK XYZ und True King ein Rang 9. Die Rankup selbst war über Rusty Bardiche suchbar. Danken wir Konami an dieser Stelle dafür, dass sie was unternommen haben.
Platz 2 – Sky Striker
Angeschlagen aber nicht am Boden halten sich Sky Striker wacker unter den absoluten Spitzenkandidaten des Metas. Nachdem das Deck mittlerweile seit über einem Jahr uneingeschränkt die Turnierszene terrorisiert hat und sich mehr YCS-Sieg Kerben in seinen Gürtel schaben konnte, als nahezu jeder Konkurrent, hat es endlich einen verdienten Dämpfer bekommen.
Jeder hat plötzlich zwei Ulti-Kagaris zur Abgabe und trotzdem bleiben die Himmelsjäger eine ernst zu nehmende Bedrohung. Man muss bedenken, dass Recycling immer noch in weitem Ausmaß über Multirolle betrieben werden kann – davon abgesehen findet die ausgestoßene Herkulesbasis sich wieder in den Siegerlisten. Manch einer greift sogar auf sehr ungewöhnliche aber zugegebenermaßen effektive Lösungen wie die Zauberkarte Linkgebunden zurück, um soviel Nutzen wie möglich aus der einen Kagari zu holen.
Neue Elemente der Strategie
Absolut nicht zu unterschätzen, sind auch die neuen Werkzeuge, welche Sky Striker nun in ihrem Arsenal führen. Unter anderem die berüchtigte Mystische Mine. An dieser Stelle ein kleiner Exkurs:
Mystische Mine ist ein Spielfeldzauber, welcher dem Spieler mit mehr Monstern als sein Gegner verbietet, Monstereffekte jeglicher Art zu verwenden oder anzugreifen.
Haben beide Spieler die selbe Anzahl an Monstern, zerstört sich die Karte in der End Phase selbst.
Was hat das Ganze jetzt mit Sky Strikern zu tun? Ganz einfach: Sie spielen teilweise drei Kopien dieser Karte in ihrem Maindeck. Etwas was sonst nur Mystic Mine Burn Decks effizient vollführen können. Dieses Deck habe ich weiter oben erwähnt und es handelt sich dabei effektiv um ein Chain Burn Deck, geboostet durch Karten wie Fallentrick und Topf der Extravaganz, welches den Gegner durch Mystische Mine am Spielen hindert.
Logisch gedacht: Wann haben Sky Striker jemals mehr als ein Monster auf dem Spielfeld? Die Antwort ist: selten. Mit nur einer Kagari ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie im gegnerischen Spielzug beschworen wird. Das bedeutet im Zug des Gegners, während er kein Monster hat, ist der Sky Striker Spieler selbst blockiert, allerdings ist es nicht von Belang. Sollte der Gegner ein Monster beschwören (was den Effekt der Magischen Mine aufheben würde, da beide Spieler dieselbe Anzahl kontrollieren, nämlich 1) und angreifen, würde der Sky Striker Spieler also in der Lage sein beispielsweise eine Raye aus dem Friedhof zu beschwören und auch in eine Shizuku auszutaggen, es sei denn sein Gegner schafft es irgendwie, sein eigenes Board zu clearen.
Doch neben der Mine hat das Deck, welches vorher stellenweise Probleme hatte, genug Linkmaterial für einen Kalliberschwert-Drache zu versammeln, geschweige denn ein Monster zu haben, welches durch einen Effekt in Verteidigungsposition gedreht werden kann, eine neue Damage Boost Krücke bekommen:
Dieser Kollege kann nämlich einmal pro Spielzug, während er gegen ein spezialbeschworenes Monster kämpft, (ergo, auch wenn er angegriffen WIRD) die ATK jedes Monsters zu seinen eigenen dazu erhalten. Er kann nicht als Ziel für Karteneffekte gewählt werden, zusätzlich können Monster des Gegners keine Monster als Ziel für Angriffe wählen, außer ihn. Zu guter letzt, sollte er, falls er korrekt linkbeschworen wurde, das Spielfeld durch eine gegnerische Karte verlassen, mischt er ohne zu zielen eine Karte vom Feld ins Deck zurück.
Auch wenn er definitiv nicht die Schlagkraft eines Kalliberschwert-Drachens hat, so toppt er das in Durchhaltevermögen. Der wichtigste Aspekt ist allerdings: Er kann mit 2+ Monstern, welche vom Extra Deck beschworen wurden linkbeschworen werden. Das heißt, Sky Striker müssen erheblich weniger Arbeit investieren und anstatt drei Monster für einen Kalliberschwert zu entsorgen, kann diese Keule hier mit (beispielsweise) einem Albtraumritter Einhorn oder einem Ningirsu sowie einem Sky-Striker Link beschworen werden.
In den letzten Tagen ist sein Preis erheblich angestiegen, daher wäre es ratsam sich noch heute einen ranzuholen ehe er womöglich noch teurer wird. Man weiß nie…
Platz 1 – Salamangreat
Zustände wie im Perm – Amphibien sind und bleiben die dominante Lebensform. Wobei – sind das alles überhaupt Salamander? Feuersalamander?
Egal. Der Punkt ist, mit der Limitierung von Lady Debug hat das Deck gerade mal einen Alibi-Hit bekommen, damit Konami behaupten kann, sie hätten der Strategie eine Dämpfer verpasst. Mehr als genug Spieler haben stellenweise nicht einmal drei Kopien von Lady Debug gespielt, sondern auf Techs wie Flammen-Bufferlo zurückgegriffen. Hauptsächlich, weil eine Handtrap auf den Effekt von Lady Debug zu einer ausgesprochen unvorteilhaften Situation führt, da Grosalamander Gazelle nicht daran angekettet werden kann, wenn sie das Feld durch eine Linkbeschwörung verlässt. Dies ist bei Flammen-Bufferlo schon der Fall, sollte man ein Grosalamander-Monster für seinen Effekt auf den Friedhof abwerfen.
Das Deck hat nicht nur die norwegischen, sondern auch die niederländischen und spanischen Nationals gewonnen und wie unbedeutend dieser Hit war zeigt sich darin, dass einige der Toplisten den neuen Cynet-Mining Searchspell, der für das Deck wie gemacht scheint, nicht einmal spielen – so wenig wurde die Konstanz dieses Decks eingeschränkt.
An dieser Stelle jedoch gute Nachrichten für absolut alle Anderen: Die Semi-Limitierung von Superpolymerisation erlaubt es nahezu jedem Deck zwei der Monster des Decks für eine eigene Violette Schimäre zu entsorgen und es gibt absolut Nichts, was sie dagegen tun könnten. Gott, ich würde eher Krawler spielen als ein Salamangreat Mirror zu ertragen.
Doch das soll es vorerst von mir gewesen sein. Wie immer hoffe ich euch etwas geholfen zu haben und seid demnächst wieder dabei, wenn wir uns die Rogue-Decks des aktuellen Formats ansehen.
M-Luka