Grüße, versammelte Duellanten. Heute gibt es mal zur Abwechslung von mir weder eine Analyse noch ein Ranking, stattdessen beschäftigen wir uns mit drei spezifischen Yugioh Karten, welche vor Kurzem in einem Konami-Stream der Spielerschaft vorgestellt wurden.
Vielleicht erinnern sich einige Wenige von euch noch an die vage „Drohung“, mit welcher der Verfasser des Promotextes für die Yugioh Mega Tins 2019: Gold Sarcophagus die jeweiligen Karten beschrieben hat:
„Eine Promo, welche das Overextenden des Spielfeldes bestrafen sollte, eine Promo, welche helfen sollte, massive Boards aus Monstern zu brechen und eine Promo, welche das massive Anhäufen von Karten im Friedhof verhindern soll.“
Und was soll man dazu sagen, der asiatische Herr hat nicht untertrieben. Genau genommen haben diese Promos sogar einen derartigen Einschlag, dass es die Art und Weise, auf die Yu-Gi-Oh! zukünftig gespielt werden wird, für immer verändern wird.
Doch jetzt habe ich bereits viel geschrieben und wenig gesagt, sehen wir uns die jeweiligen Verantwortlichen genauer an. Kleine Anmerkung am Rande: Ihr erhaltet eine dieser Promos pro 2019er Mega Tin und welche es ist, ist dem Zufall überlassen.
Nibiru, the Primal Being
Nibiru, the Primal Being ist mit Abstand die gefährlichste der neuen Karten und nicht nur eine drohende Gefahr für Kombodecks. Auch Grind-Decks, welche auf die Präsenz ihrer Monster auf dem Spielfeld angewiesen sind und davon auch mehrere pro Spielzug beschwören (beispielsweise Salamangreat), sind von Nibiru betroffen.
Sein Effekt erlaubt Nibiru während der Main Phase folgendes: Falls der Gegner während dieses Spielzugs (eurer oder sein eigener, wohlgemerkt) fünf oder mehr Monster beschworen hat, könnt ihr so viele offene Monster wie möglich vom Spielfeld eures Gegners tributen, um Nibiru als Spezialbeschwörung aus eurer Hand zu beschwören. Danach beschwört Nibiru eine Spielmarke auf die Spielfeldseite eures Gegners, deren ATK/DEF die kombinierte Grund-ATK/DEF der als Tribut angebotenen Monster beträgt. Nibirus Effekt (wenigstens) ist ein Hard-once-per-Turn.
Puh. Da gibt es erstmal einiges zu verarbeiten. Nibiru ist damit eine der absolut besten Karten, um jegliche Formen von Monsterbasierten Decks zu kontern. Fünf Monster ist für die meisten modernen Decks eine lächerlich geringe Anzahl an Beschwörungen.
Selbst Grindgame-fokussierte Decks wie Salamangreat kommen auf weit über fünf: Normalbeschwörung (1), Linkbeschwörung in Signaluchs (2), Beschwörung von zwei weiteren Level-3 Monstern für Wunderhengst (4), XYZ-Beschwörung von Wunderhengst (5). Damit ist die fünfte Summon (Im Falle der Standardcombo) bereits erreicht und Salamangreat kann die Kehle zugeschnürt werden, noch bevor sie Miragestallio überhaupt benutzen können, um beispielsweise Vorteile aus einer Gazelle zu schlagen.
Wichtig ist ebenfalls anzumerken, dass Nibiru nicht die Beschwörungen zählt, sondern die Anzahl der beschworenen Monster. Bedeutet also, auch bei gleichzeitigen Beschwörungen wie Pendelbeschwörungen zählt Nibiru mit.
Ebenfalls gilt es zu betonen, dass Nibiru nicht bei der fünften Beschwörung verwendet werden muss. Seine einzige Beschränkung gilt der Main Phase. In anderen Worten: Nach fünf Summons ist Nibiru „aktiv“ und kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt danach einschlagen, um euer Feld komplett zu verschlucken. Dass Decks wie Donnerdrachen gegen diese Karte komplett aufgeschmissen sind, muss wohl kaum erwähnt werden.
Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es nicht mal eine Art „Called by the Grave“ gegen ihn, da er selbst den Friedhof nicht betritt und nicht wie beispielsweise Gamma selbst etwas tut, was durch eine Handtrap aufgehalten werden könnte, wie beispielsweise aus dem Deck specialn oder vom Deck millen.
Dark Ruler No More
Dark Ruler No More ist die versprochene Karte, um von Monstern überhäufte Boards auszuschalten. Diese unscheinbare, normale Zauberkarte anulliert bei ihrer Aktivierung die Effekte aller offenen Monster, die der Gegner kontrolliert.
Nun gut, mag manch einer nun denken, dasselbe kann Skill Drain auch und um den gibt es auch nicht so einen Terz. Dann empfehle ich euch, weiterzulesen, denn das war noch nicht der ganze Effekt dieser Karte. Der Gegner erhält für den Rest des Spielzugs keinen weiteren Schaden: weder Kampf- noch Effektschaden.
Eine harte Restriktion. Karten, die diese Art von Einschränkung teilen, sind üblicherweise sehr high-impact wie beispielsweise Karte des Untergangs. Die wahre Stärke dieser Spell liegt in ihrem letzten Satz: Kein Spieler kann Monstereffekte als Reaktion auf die Aktivierung dieser Karte verwenden.
In anderen Worten: Jedes Kombodeck, welches sein Endboard auf lediglich Monsterbasierte Unterbrechungen beschränkt (wie… jedes Kombodeck des aktuellen Formats) ist absolutes Freiwild für Dark Ruler No More. Sicherlich, das Board muss danach noch entsorgt werden, doch dadurch, dass ihr jegliche Disruption des Gegners mit nur einer einzigen Karte ausgeschaltet habt und noch fünf weitere zu eurer Verfügung habt, sollte dies kein Problem darstellen.
Dimension Shifter
Dimension Shifter ist vermutlich die Schwächste der drei Promos, doch bei Karten mit diesem Impact hat dies nicht allzu viel auszusagen. Auch ist Dimension Shifter die einzige wirkliche „Handtrap“: Solange der Spieler keine Karten in seinem Friedhof hat (in anderen Worten, wenn ihr als Zweiter startet und dieses Ding reingesidet habt), könnt ihr Dimension Shifter als Schnelleffekt abwerfen. Bis zum Ende des nächsten Spielzuges werden alle Karten, welche auf den Friedhof gelegt werden würden, stattdessen verbannt.
Ein Quick-Play Makrokosmos, eines der stärksten, aktuell limitierten Floodgates im Spiel und dennoch ist sie weniger stark als ihre Promo-Kumpanen. Warum?
Dimension Shifter muss auf den Friedhof abgeworfen werden. Ironischerweise kann sie also nicht benutzt werden, sollte man bereits unter Dimension Shifter stehen, oder Makrokosmos aktiv sein. Das macht sie allerdings auch verwundbar gegen Called by the Grave.
Die andere große Schwäche dieser Karte liegt in der Tatsache, dass alle Karten bis zum Ende des nächsten Spielzuges verbannt werden. In anderen Worten: sollte euer Deck selbst gegen Dimension Shifter verlieren, könnt ihr sie nicht spielen. Salamangreat und Orcust sind auf ihren Friedhof zwingend angewiesen, Sky Striker würden ihre Spells auch lieber behalten. True Draco ist auf Recycling früher oder später angewiesen und selbst Subterror hat seine Probleme, weil Fiendess ähnlich wie Dimension Shifter auf den Friedhof abgeworfen werden muss.
Was jetzt?
Das mögen sich nun einige Kombodeck-Spieler fragen. Diese Karten sind explizit dafür ausgelegt, diese Art von Strategie zu zerstören. Doch wie immer gibt es Wege drumherum? Und diese besprechen wir jetzt.
Nibiru kontern
Nibirus größte Schwäche besteht in zwei Punkten. Punkt Nummer 1: Sein Removal beläuft sich auf Tributen. In anderen Worten: Karten, die das Tributen von Karten aufhalten können, stoppen Nibiru, noch bevor er aktiviert werden kann. Und da die meisten Kombodecks nur in ihrem ersten Spielzug genug Beschwörungen für Nibiru ausführen, ist eine Karte wie Nebelkönig die perfekte Wahl.
Zum Preis der Normalbeschwörung kann er das Feld betreten, auch ohne Tribut. Sein Effekt, so simpel wie zerstörerisch: Kein Spieler kann Karten tributen. Und damit hat sich die Sache. Selbstverständlich müsst ihr es danach schaffen, eure Combo ohne Normalbeschwörung durchzuführen, doch ein wenig Arbeit muss ich euch ja noch lassen.
Nibirus zweite große Schwäche ist der Doppelpunkt in seinem Text. Denn Nibiru aktiviert sich in der Hand, was bedeutet dass seine Aktivierung anulliert werden kann. Hilfreich in Turn 1 ist dabei eine Karte wie PSY-Framegear Gamma, natürlich nur in Kombination mit PSY-Framelord Lambda aus Battles of Legend: Hero’s Revenge, aus offensichtlichen PSY-Frame Gründen á la „mein Feld müsste leer sein“.
Die andere Lösung klingt etwas stumpfer, ist aber durchaus möglich. Unter euren ersten fünf beschworenen Monstern muss eine Monstereffekt-Negation sein. Karten wie Borreload Savage Dragon leisten dabei für Decks wie Rokket sehr gute Arbeit, doch dadurch wird ein bestimmtes Deck einiges attraktiver: Pendelmagier. Durch Mythisches Ungeheuer Schakalkönig haben Pendeldecks SEHR früh sehr einfachen Zugriff auf Negation.
Dark Ruler No More kontern
Dark Ruler No More (DRNM) ist generell schwächer als Nibiru, damit also auch etwas einfacher zu kontern. Prinzipiell gibt es eine offensichtliche Lösung: Fallenkarten. Dark Ruler No More verbietet lediglich Monstereffekten, sich an ihre Aktivierung anzuketten. Zauber- und Fallenkarten hingegen sind vollkommen akzeptabel. Dies gibt natürlich Decks, welche über in-Archetype basierte Konterfallen verfügen (wie es in letzter Zeit der Trend ist..) wie Salamangreats Salamangreat Roar oder Orcusts Orcust Crescendo, einen gehörigen Vorteil.
Doch erneut können hier auch Pendelmagier glänzen. Sie haben durch eine Zefra-Engine Zugriff auf Göttlicher Zefra-Schlag. Außerdem besitzen sie die Möglichkeit über die Kombination aus Luster Pendulum und Guiding Ariadne Feierliches Urteil zu suchen.
Doch es gibt einen weiteren Weg um Dark Ruler No More herum und dieser heißt Hot Red Dragon Archfiend Abyss. Im Gegensatz zu den meisten anderen Negations in diesem Spiel wählt er nämlich ein Ziel auf dem Board, um es zu anullieren. Demnach muss er nicht direkt an die Karte angekettet werden, die er anullieren will. Stattdessen kann es irgendein späteres Glied in der Kette sein. Und erneut: Dark Ruler No More verbietet es nur Monstern, sich anzuketten. Demnach könnt ihr irgendeinen sinnlosen Schnellzauber oder eine Falle an DRNM anketten und an diesen Zauber/diese Falle dann Hot Red, um DRNM als Ziel zu wählen und zu negieren.
Sicherlich beeinflusst auch dies euer Siding und Deckbuilding, doch ist es allemal angenehmer, als für den Rest des Turns unter Skill Drain zu stehen. Diese Art der Unterbrechung bietet sich vor allem für Guardragon-basierte Decks an, beispielsweise die Dragon Link Strategie, welche sich mit dem neuen Rokket-Link Deck hervorgetan hat. Auch verfügt dieses Decks über Zauber, welche zum „Zwischenschalten“ verwendet werden können, wie Schnellstart.
Dimension Shifter kontern
Hier hält es sich wirklich eher simpel. Dimension Shifter ist eine stinknormale Handtrap und kann auch so gekontert werden. Called by the Grave und PSY-Framegear Gamma leisten da einen sehr guten Beitrag. Die ungewöhnlich lange Dauer von Dimension Shifter macht es mehr als unpraktisch, sie tatsächlich zu verwenden, darum ist es interessanter, die Decks zu besprechen, die sie problemfrei verwenden können.
Den ersten Punkt in dieser Kategorie holen sich pure Donnerdrachen. Nicht nur können diese verbannte Karten in nahezu exzessivem Maße recyceln (durch Donnerdrachen-Gebrüll, Donnerdrachen-Fusion etc…), zusätzlich profitieren sie von Dimension Shifter sogar noch selbst. Durch Batteriemann Solar einen Donnerdrachen-Gebrüll oder Donnerdrachen-Finsternis auf den Friedhof zu schicken und sofort seinen Effekt verwenden zu dürfen – da gibt es definitiv Unpraktischeres.
Der andere Kandidat ist eine etwas obskurere Wahl, allerdings eine, welche einen Cardmarket-Series Top unter dem Gürtel hat: Gren Maju OTK. Das absolut einzige Ziel des Decks ist es, so viele Karten wie irgendwie möglich zu verbannen und Gizmek Orochi, the Serpentron Sky Slasher aus Rising Rampage hat das noch einiges leichter gemacht. Dieses Deck würde Dimension Shifter mit Freuden jederzeit zünden.
Doch das soll es erst einmal von mir gewesen sein. Wie immer hoffe ich, euch etwas geholfen zu haben und wir sehen uns beim nächsten Mal.
M-Luka.