Yugioh – Die Entwicklung des Metas: Teil 4 – Goat Control

Heute begeben wir uns ins Jahr 2005 und lassen die düsteren Zeiten des Chaos hinter uns. Nachdem nämlich das Chaos-Deck durch die erste Liste der verbotenen und limitierten Karten seinen Untergang erlebte, formte sich ein neuer Typ Meta-Deck, der das Jahr 2005 dominieren sollte: Goat Control.

Zuvor hatte das berüchtigte Chaos-Meta mit eiserner Hand das Spiel und das Spielfeld beherrscht, Karten wie D.D. Kriegerin oder Reflektor-Lump hielten den Gegner auf Abstand, während die Spieler nur darauf warteten, die gefürchteten Monster Chaos-Imperatordrache – Gesandter des Endes und Schwarz glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs auf die Hand zu bekommen. Wenn ihr mehr zum Chaos-Thema erfahren wollt, sei euch mein letzter Artikel empfohlen.

Der Einfluss der Banned List

Nachdem 2005 dann auch Raigeki, Starker Wachposten und Kaiserlicher Befehl verboten wurden, brachen den Yugioh Decks – Chaos oder nicht – ein Großteil der Staples weg. Um diesen Verlust zu kompensieren, griffen die Duellanten notgedrungen auf eine Reihe von Yugioh Karten zurück, die sich bis dahin im Schatten des übermächtigen Chaos-Themas befunden hatten. Und obwohl diese Nachfolger es zwar mit den neu verbotenen Karten nicht ganz aufnehmen konnten, bildeten sie einen einigermaßen dankbaren Ersatz: Anstelle von Harpyien-Flederwisch wurde nun Schwerer Sturm gespielt und Blitzeinschlag nahm den Platz von Raigeki ein. Überraschenderweise überlebte Verbrecher-Duo die harschen Restriktionen seitens Konami und fand sich demnach immer noch in einigen Decks. Ohne seine Mitstreiter Starker Wachposten und Beschlagnahme bleibt die stärkste der drei Karten allein zurück, doch auch für sich genommen ist Verbrecher-Duo eine starke Karte. Die Kontrolle, die in Zusammenarbeit mit ihren erwähnten Mitstreitern möglich war, kommt ihr aber nicht mehr zu.

Aufstieg der Flippeffektmonster

Die größte Veränderung nach Chaos war aber wohl der absurde Anstieg an Monstern mit Flippeffekten in den meisten Decks. Zuvor war Magier des Glaubens das einzige Flippeffektmonster und wurde meistens auch nur einmal gespielt. Im fernen 2002 fand sich vereinzelt auch Menschenfresserkäfer in den damals vorherrschenden Beatdown-Decks, ansonsten fanden Flippeffekte aber wenig Berücksichtigung. Das änderte sich mit Einführung des Goat Control Metas. Von da an erhielt Magier des Glaubens Unterstützung durch Nächtlicher Angreifer und Maske der Finsternis.

Um das Potenzial der Flippeffektmonster voll entfalten zu können, fanden sich in den Decks mehrere Kopien von Buch des Mondes und dem Spirit-Monster Tsukuyomi. Diese Neuerung brachte aber auch einige Probleme mit sich: Flippeffekte sind langsam. Und somit verlor auch das Spiel an Geschwindigkeit. Der Einsatz von Fallenkarten nahm wieder zu und sorgte vor allem für einen konstanten Feldvorteil. Die damals recht neue Fallenkarte Sakuretsu-Rüstung gewann an Popularität und auch Windsturm der Phönixflügel tauchte immer häufiger auf. Letztere erlebte übrigens eine Renaissance, als der Weltmeister 2016 sie mit seinem Deck zurück ins aktive Spiel brachte. Die Battle Phase wurde durch den Anstieg an Fallenkarten zunehmend zu einer Nervenpartie und nicht selten entschieden sich Duelle durch den Einsatz von Magischer Zylinder.

Sündenbock

Nun begann sich eine neue Combo abzuzeichnen, die eine bis dahin zwar präsente, aber nie so wirklich potente Karte nutzte: Sündenbock. Zusammen mit Metamorphose konnte so ganz problemlos Tausendäugiges Opfer beschworen werden. Auch wenn diese mächtige Fusionskarte bereits im Chaos-Deck immer wieder zu sehen war, rückte sie nun zunehmend in den Fokus. Der immense Einfluss der Böcke zeichnet sich vor allem auch dadurch aus, dass sie namensgebend für diese Form der Metadecks sind.

Dabei war Sündenbock zu dieser Zeit auch für sich genommen nicht zu unterschätzen. In einer Zeit, in der sich die Karten, die mehrere Monster auf dem Feld auf einmal zerstören konnten, an einer Hand abzählen ließen, war eine Karte, die mehrere Spielmarken beschwor, durchaus wertvoll. Tsukuyomi und Buch des Mondes unterstützen dieses Deck auf mannigfaltige Weise. Zum einen erlaubten diese es, bereits geflippte Monster wieder zu verdecken, sodass ihr Flippeffekt erneut eingesetzt werden konnte. Doch auch im Zusammenhang mit Tausendäugiges Opfer erwiesen sich die beiden als echte Könner: Zum einen konnten sie das gegnerische Fusionsmonster verdecken und somit unschädlich machen, zum anderen konnten sie aber auch eingesetzt werden, um das eigene Tausendäugige Opfer zu verdecken. So ließ sich der Effekt des Opfers mehrmals nutzen.

Weitere Unterstützung

Neben Tsukuyomi erwiesen sich zwei weitere Monster im Goat Control Meta als ausgesprochen nützlich: Bei der ersten handelt es sich, genauso wie Tsukuyomi und einst Yata-Garasu, um ein Spirit-Monster, das am Ende des Zuges zurück auf die Hand geht: Asura-Priester. Diese Karte kann alle gegnerischen Monster einmal angreifen und ist somit in der Lage, ein ganzes Set von Sündenböcken mit nur einer Battle Phase zu zerstören. Der große Zuwachs an Fallenkarten ist sicherlich nicht zuletzt dieser starken Karte zu verdanken.

Die andere Karte, die auch im Chaos-Meta ihren festen Platz inne hatte, ist Parshath, der Luftritter. Hier nun finden sich reichlich Opfer für Parshath, der durchschlagenden Kampfschaden zufügt. Mit ihm konnten gegnerische Lebenspunkte leicht dezimiert und gleichzeitig ein Handvorteil erzielt werden, was die Wahl des Luftritters wenig überraschend macht.

Das Goat Control Deck

2005 gewann Max Suffridge die nordamerikanische Landesmeisterschaft mit seinem Goat Control Deck, das wir nun etwas genauer unter die Lupe nehmen werden:

Monsterkarten (16)Zauberkarten (16)Fallenkarten (8)Extra Deck (11)Side Deck (15)
2x Grabwächters Spion
1x Grabwächters Wache
2x Magier des Glaubens
1x Sangan
1x Unheil verkündende Schlange
1x Stämmeinfizierender Virus
1x D.D. Kriegerin
1x Tsukuyomi
1x Schwarz glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs
1x Parshath, der Luftritter
1x Jinzo
1x Verwandlungskrug
1x Brecher, der magische Krieger
1x Klingenritter
3x Sündenböcke
2x Metamorphose
1x Verbrecher-Duo
2x Buch des Mondes
2x Adliger der Auslöschung
1x Schwerer Sturm
1x Mystischer Raum-Taifun
1x Verräterische Schwerter
1x Voreiliges Begräbnis
1x Elegante Wohltäterin
1x Topf der Gier

1x Staubtornado
1x Ruf der Gejagten
1x Ring der Zerstörung
2x Sakuretsu Rüstung
1x Reißender Tribut
1x Spiegelkraft
1x Waffenstillstand
3x Tausendäugiges Opfer
1x Schnitter auf dem Nachtmahr
1x Dunkler Feuerdrache
1x Dunkler Balter, der Fürchterliche
1x Unterweltler-Totenkopfdrache
1x Ojama-König
1x Ryu Senshi
1x Gatlinggewehr-Drache
1x Dunkelklinge, der Drachenritter
1x Chiron der Magier
2x Bodenlose Fallgrube
1x Riesen-Trunade
1x Truppen im Exil
2x Friedensbote
2x Raigeki-Brecher
2x Gift des alten Mannes
1x D.D. Attentäter
2x Mystischer Schwertkämpfer Lv2
1x Möbius der Frostmonarch

An diesem Beispiel lässt sich wunderbar erkennen, wie groß der Einfluss an Flippeffekten in diesem Decktyp ist. Zum einen finden sich Monster, die entweder direkt über einen Flippeffekt verfügen (Magier des Glaubens, Grabwächters Spion, Grabwächters Wache und Verwandlungskrug) oder Karten, die einen Flippeffekt begünstigen (Tsukuyomi und Buch des Mondes). Auch die Combo aus Sündenbock und Metamorphose ist deutlich zu erkennen.

Bemerkenswert ist die Wahl und Vielfalt der Fusionsmonster. Unter ihen sticht vor allem Ojama-König hervor, der zu dieser Zeit eine eher unkonventionelle Wahl war. Während der König heute vor allem deswegen stark ist, weil er den Gegner daran hindert, sein Feld mittels Spezial- oder Pendelbeschwörungen zu füllen, lag 2005 seine Stärke vor allem darin, den Einsatz von Sündenbock zu unterbinden.

Der Fall des Goat Control Metas

Ich habe dieses Deck damals nicht sonderlich gemocht und mag es auch heute nicht. Mir fehlt einfach ein roter Faden, ein Thema oder einfach eine Strategie, die über eine plumpe 2-Karten-Combi hinausgeht. Jaja, ich weiß, dass das für damalige Verhältnisse hoch gegriffen ist und Chaos an sich auch nicht viel strategischer gewesen ist. Aber Chaos habe ich geliebt.

Insofern war ich nicht sonderlich traurig, als das Goat Control Deck sich als ein recht kurzlebiges Meta entpuppte. Im September 2005 wanderten die zentralen Karten dieses Decks nämlich auf die Liste der Verbotenen Karten. Ohne Schwarz glänzender Soldat, Verbrecher-Duo und Elegante Wohltäterin war dem Deck seine Power genommen. Die unterstützenden Karten wie Tsukuyomi, Buch des Mondes, Metamorphose oder Tausendäugiges Opfer wurden limitiert, von ihnen ging fortan also auch keine allzu große Bedrohung mehr aus. Das völlige Aus folgte ein Jahr später, als einige dieser Karten vollständig verboten wurden. Einzig Tausendäugiges Opfer kehrte 2016 von der Banlist zurück ins Spiel und wird heute gerne in Verbindung mit Instantfusion gespielt.

Darüber hinaus erschien in der zweiten Hälfte des Jahres 2005 eine Karte, die wieder mehr Geschwindigkeit ins Spiel brachte und das langsame Goat Control Deck ausbootete: Cyber Drache.

Er fand sich fortan in den allermeisten Decks und übte großen Druck aus, da er recht problemlos spezialbeschworen werden konnte. Mit ihm hielt auch eine Karte Einzug, die ohne große Vorbereitungen beschworen werden konnte, sodass man durchaus sagen kann, dass Cyber Drache einer der großen Vorreiter des heutigen Yu-Gi-Oh! darstellt.

Heute freilich hat Sündenbock kaum mehr Relevanz und ist dennoch in gewissem Maße spielbar: die kleinen Böcke bieten gutes Futter für Linkmonster und sind vor allem in Kombination mit Linkuriboh durchaus in der Lage, den Gegner eine Weile aufzuhalten, was vor allem für Exodia-Decks hilfreich sein dürfte. Falls euch für dieses oder andere Decks noch Yugioh Einzelkarten fehlen, schaut gerne in unserem Shop vorbei!

Euer Hyozan

Über Hyozan

Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert