Yugioh – Kontrovers diskutiert: Battles of Legend: Crystal Revenge

Als letztes Boosterset und vorletztes Set des Jahres – im Dezember folgt noch das Structure Deck: Dark World – gibt sich das neue Set Battles of Legend: Crystal Revenge die Ehre. Das Set bietet aus unterschiedlichen Gründen Anlass zur Diskussion, daher wollen wir heute einen etwas kritischeren Blick als sonst darauf werfen.

Das Set

Crystal Revenge reiht sich ein in eine lange Tradition an Battles of Legend Sets: Jährlich erhalten wir eines dieser besonderen Sets mit spannendem Support für konkrete Themen und spielstarken Reprints.

Letztes Jahr um dieselbe Zeit warf Konami Brothers of Legend auf den Markt, das zwar dem Namen nach nicht auf ein Battles of Legend Set schließen lässt, es inhaltlich aber dennoch war: starke Reprints wie Verbotener Tropfen und Seelen der Magier machten dieses Produkt attraktiv und begehrt. Ob Battles of Legend: Crystal Revenge da mithalten kann, wird zu klären sein, vorab aber ein paar Zahlen und Fakten zum Set:

Das Set ist insgesamt 106 Karten stark und besteht aus Starlight Rares, Secret Rares und Ultra Rares. In jedem Pack findet ihr also ausschließlich Holos – und zwar 4 Ultra Rares und 1 Secret Rare.

Insgesamt finden sich in diesem Set 9 Karten als Starlight Rares, wobei diese teilweise auch in einer anderen Rarität enthalten sind, teilweise aber auch exklusiv nur als Starlight Rare gezogen werden können. Außerdem finden sich hier 36 Secret Rares und 61 Ultra Rares.

Satte 46 Karten sind neu und ich kann unmöglich auf alle eingehen, ein paar möchte ich euch dann aber doch vorstellen:

Neue Karten

Der Herbst 2022 steht ganz im Zeichen der Kristallungeheuer: Im September erschien das Structure Deck: Legend of the Crystal Beast mit spannendem neuen Support und einigen guten Reprints zum Thema und erst Anfang November fanden wir in Magnificent Mavens einen weiteren Reprint von Kristallverbindung in Pharaoh‘s Rare, den ich persönlich nicht gebraucht hätte.

Die entwickelten Kristallungeheuer

Natürlich wäre der Name des Sets absurd, wenn wir nun nicht weiteren Support für die Kristallungeheuer bekämen. Das geschieht in Gestalt der entwickelten Kristallungeheuer, die allerdings mit den normalen Kristallungeheuern kurioserweise nicht so besonders gut synergieren.

Die entwickelten Kristallungeheuer funktionieren nur mit der Spielfeldzauberkarte Fortgeschrittene Finsternis, die in Crystal Revenge nun schon ihren dritten Reprint in diesem Jahr erhält – der letzte Holoprint dieser Karte liegt allerdings schon über vier Jahre zurück, sodass der Print in Ultra Rare hier durchaus seine Berechtigung hat. Ganz im Sinne der Spielmechanik der Kristallungeheuer wandern diese Monster bei Zerstörung nicht auf den Friedhof, sondern in die Zauber- und Fallenzone.

Abgesehen von diesen gemeinsamen Effekten verfügt jedes der entwickelten Kristallungeheuer über einen eigenen Effekt. Darunter sind Schnelleffekte, die die Kampfposition von Monstern zu ändern oder auch zielende Effekte gegen Kristallungeheuer oder die Spielfeldzauberkarte zu annullieren. Insgesamt sind die entwickelten Kristallungeheuer aber einfach nicht gut genug, um wirklich gespielt zu werden. 

G-Golem

Bereits in Magnificent Mavens haben wir die erste Karte dieses neuen Themas erhalten, die kurioserweise eine Spielmarke war. Nun bekommen wir auch Monsterkarten und eine Zauberkarte dazu. Den Großteil des TCG-Debüts bilden aber die vier Linkmonster des Themas.

Die Effektmonster dienen vor allem dem Suchen zentraler Karten, wobei schnell deutlich wird, dass vor allem der Effekt von G-Golem Kieselhund euch dann nur noch Cyberse-Monster beschwören lässt, ihr also recht limitiert auf diesen Monstertyp seid. Das bestätigt sich auch bei einem Blick auf die Linkmonster: diese benötigen entweder ERDE- oder Cyberse-Monster als Material und sind somit potenziell in mehreren Decks spielbar, die auf diese Eigenschaft oder den besagten Typ setzen.

Gekritzelte Ungeheuer

Die besten Artworks des Sets bringen die neuen Dinosaurier mit. Vielleicht mag der neue Archetype nicht unbedingt respekteinflößend wirken, witzig ist er dennoch:

Gekritzeltes Ungeheuer Stego könnt ihr von der Hand spezialbeschwören, wenn ihr keine Monster oder nur Dinosaurier kontrolliert. Dann kann er eine Kritzelheft Zauber- oder Fallenkarte suchen und der Hand vom Deck hinzufügen. Für diesen Effekt kommt bisher nur Kritzelheft-Oh Oh Oh! In Frage.

Die Fallenkarte kann nur während der Battle Phase aktiviert werden, wenn euer Dinosaurier-Monster angegriffen wird. Damit ist die Aktivierbarkeit dieser Fallenkarte sehr begrenzt und kaum attraktiv, der Effekt an sich ist aber ganz nett, denn ihr könnt den Angriff annullieren und dann eines eurer Gekritzelten Ungeheuer vom Friedhof spezialbeschwören. Das so beschworene Monster kann dann zwar nicht durch Kampf zerstört werden, wird aber durch den Effekt von Kritzelheft – Oh Oh Oh! während der End Phase zerstört.

Spannend ist auch der Sucheffekt des Kritzelhefts, der euch die Falle vom Friedhof verbannen lässt und dann einen Dino der Stufe 5 oder höher aus dem Deck suchen lässt. Da ihr diesen Effekt aber nicht im selben Zug aktivieren könnt, in dem diese Karte auf den Friedhof gelegt wird und ihr an die oben beschriebenen Aktivierungsbedingungen gebunden seid, ist Kritzelheft – Oh Oh Oh! schlicht zu langsam, um im Spiel mithalten zu können.

Und dann ist da noch Gekritzeltes Ungeheuer Tyranno, der wohl so etwas wie das Bossmonster des Themas sein soll, obwohl das bei gerade einmal drei Karten schwer zu sagen ist.

Ihr könnt ihn mittels Schnelleffekt tributbeschwören und dann ein Monster auf dem Feld zerstören. Habt ihr für die Beschwörung des Tyranno ein Gekritzeltes Ungeheuer verwendet, bekommt er einen netten ATK-Boost und verfügt dadurch über ein gewisses OTK-Potenzial. Dennoch, seinem Namensvetter Ultimativleiter Tyranno wird das Gekritzelte Ungheheuer nicht gerecht.

Uhrwerk-Ritter

Vor allem Cyber Drache Spieler dürften sich über diese neue Permanente Zauberkarte freuen. Mir geht es hier nun aber weniger um den Effekt als um den deutschen Kartennamen. Im Englischen heißt die Karte Clockwork Night. Night, nicht Knight. Ich meine, wo zur Hölle kommt der „Ritter“ her? Das Kartenbild zeigt eindeutig eine Nacht, mit Dunkelheit und Mond und Lichtern und was halt so dazugehört. Nix Rüstung oder Lanze oder wackerer Recke.

Konami ist ein Multimillionenkonzern, aber wer sitzt da bitte in der Übersetzungsabteilung und wer segnet solche Übersetzungen ab? Sind das dieselben Füchse, die aus Bystial auch Abgeheuerlich gemacht haben? Ich glaube, da muss dringend jemand gefeuert werden.

Mir ist schleierhaft, wie solche Schnitzer nicht auffallen können – aber eine gewisse Komik hat die Sache ja schon.

Die besten Reprints

Neben neuen Karten und Themen bringt Battles of Legend: Crystal Revenge auch haufenweise Reprints mit und die sind ehrlicherweise das, was das Set attraktiv macht.

Da haben wir natürlich allen voran die Starlight Rares, die vor allem aufgrund ihrer Seltenheit begehrte Karten sind, aber nur bedingt decktauglich sind: Klar, Superpolymerisation ist im aktuellen Format recht stark und Zugangskodier-Sprecher geht immer, aber die Teile der Exodia oder Yata-Garasu sind eindeutig für Nostalgiefans gedacht und dürften bei Spielern nur deswegen interessant sein, weil sie einen hohen Wiederverkaufswert haben und vom Erlös dann Abgeheuerlich-Karten oder vielleicht ein Playset Urplanet Perlereino gegönnt werden kann.

Interessant sind vor allem die Secret Rares des Sets, von denen ihr in jedem Booster ja eine erhaltet.

Kalliberlade-Wilddrache

Mein persönliches Highlight des Sets. Kalliberlade-Wilddrache hatte bisher erst einen Reprint in der Tin of Lost Memories vor 2 Jahren und ist mittlerweile wieder recht teuer gewesen. Als generisches Synchromonster mit Omni-Negate-Effekt war ein bezahlbarer Reprint, bald 4 Jahre nach Release der Karte, höchste Zeit.

Zugangskodier-Sprecher

Ähnlich lässt sich auch für Zugangskodier-Sprecher argumentieren: Die Secret Rare aus Eternity Code ist auch schon deutlich über 2 Jahre alt und hat vor ziemlich genau einem Jahr ihren ersten Reprint in der Maximum Gold: El Dorado Box erhalten. Nun ist das Premium Gold Rare gewiss nicht Jedermanns Sache, daher kommt der erneute Reprint in Secret Rare hier sehr gelegen.

Selene, Königin der Meistermagier

Selene, Königin der Meistermagier ist eine Karte, die in den letzten Formaten immer wieder zum Einsatz gekommen ist. Mit ihr und einer Effektverschleierin konntet ihr bequem Zugangskodier-Sprecher beschwören und so potente OTKs landen – zumindest zu Zeiten, in denen Kristron Halqifibrax noch erlaubt war. Seither ist der Einfluss von Selene, Königin der Meistermagier zunehmend geschwunden, insofern kommt der Reprint eigentlich zu spät. Trotzdem: Eine teure Karte zu reprinten und so den Preis moderater werden zu lassen, ist immer eine gute Sache, da so spielstarke Karten auch Budget-Spielern zugänglich werden.

Die Patchwork-Engine

Okay, als passionierter Despia-Spieler stehe ich diesem Reprint natürlich nicht neutral gegenüber, sondern freue mich riesig, dass die Patchwork-Engine nun günstig und glitzernd gespielt werden kann. Aber auch ganz nüchtern betrachtet war diese Engine einfach zu teuer. Bereits Schreckenspelz-Patchwork in Rare und Kettenkobold in Common waren unangenehm teuer, nun gibt es beide in Ultra Rare zu supergünstigen Preisen. Schade nur, dass nicht noch Polymerisation einen Ultra Rare Print spendiert bekommen hat, das hätte die Engine in diesem Set komplettiert.

Was ist gut an dem Set?

Das Set hat natürlich einige tolle Karten vorzuweisen, die einen Kauf rechtfertigen. Neben generischen Dauerbrennern wie Zugangskodier-Sprecher oder D.D. Krähe kommen auch verschiedene Themendecks auf ihre Kosten: Toondecks erhalten günstige Reprints, was höchste Zeit war, denn einige der Toon-Karten erzielten letzthin Meta-Preise, obgleich das Deck weitab einer Turniertauglichkeit liegt (sorry an alle Toon-Fans!) und auch Grosalamander-Kreis bekommt endlich seinen ersten Reprint und kann nun in Ultra Rare gespielt werden. An dieser Stelle sind auch die Evil Zwillinge Ki-sikil und Lil-la aufzuführen, deren Reprints das Deck noch einmal gut günstiger machen. Besonders freue ich mich hier über den Reprint von Lieferant von Koa‘ki Meiru. Das einstige Metadeck um die Steinbefreier ist zwar tot, aber gerade deswegen war der Lieferant bisher einfach zu teuer. Nun können Steinbefreier-Fans ihr Deck verstärken und müssen dafür nicht mehr Unsummen investieren, nur um am Ende auf Turnieren doch nicht mithalten zu können.

Insgesamt ist es also immer schön, wenn starke Karten Reprints erhalten und auch Decks aus dem Rogue- oder Causal-Bereich durch weitere Holos aufgewertet werden. Denn seien wir mal ehrlich: Holos spielen macht einfach mehr Spaß als Commons und Rares. Doch nicht nur die Rarität, sondern schlicht die generelle Verfügbarkeit und damit auch immense Preisstürze sind wunderbar. Nummer F0: Utopische Dracho-Zukunft etwa gehört in den Rogue- oder Casualbereich und war dafür bisher einfach zu teuer. Es ist schön, dass Konami bei all dem Hype um den Ishizu-Support der letzten Monate und dem aktuell wütenden Tier 0 Format auch die anderen Fans nicht außer Acht lässt – immerhin dürfte ein Großteil des Spiels am Wohnzimmertisch stattfinden und nicht am Turniertisch.

Gut gefallen mir auch die Designs der Booster selbst. Ich mag es, wenn Booster einer Reihe von unterschiedlichen Monstern geziert werden und habe das bereits bei Ghosts from the Past sehr genossen.

Was enttäuscht an dem Set?

Die Essenz an wirklich nützlichen Karten ist ein wenig ernüchternd. Abgesehen von ein paar individuellen Vorlieben, dürfte ich oben alle wirklich interessanten Karten bereits abgebildet haben – und das sind einfach nicht viele. Oder anders: Die wirklich spannenden Karten scheinen allesamt Shortprints zu sein, sodass ihr nicht ohne Weiteres darauf hoffen dürft, aus einem Display einen Zugangskodier-Sprecher oder einen Kalliberlade-Wilddrache zu ziehen. Stattdessen werdet ihr überschwemmt mit gar nicht so guten Entwickelten Kristallungeheuern. Bei diesem Set mag es sich daher vielleicht eher als lohnend erweisen, die Karten der Begierden einzeln zu erwerben und nicht in Booster oder Displays zu investieren. Andererseits: Die Chance auf Starlight Rares habt ihr halt nur bei verpackten Produkten. Die Entscheidung, ob Einzelkarten oder versiegelte Booster oder Displays der richtige Weg sind, ist bei diesem Set nicht einfach.

Wer jedoch auf Displays setzt, wird vermutlich einige gute Karten – und vielleicht sogar eine seltene Starlight Rare – aus dem Display ziehen. Alle übrigen Karten dürften aber dann als Bulk in irgendeiner alten Tin Box vermodern – einfach, weil sie trotz ihrer Rarität als Ultra oder Secret Rare nicht über die nötige Attraktivität verfügen, um es in die Sammelordner zu schaffen. Besonders die drei neuen Themen überzeugen nicht. Anders als bei der Mega Tin sind hier auch die Secret Rares zu einem Großteil unnütz – wenn man nicht gerade auf absolute Nische spielen möchte und sich ein Deck mit G-Golems bauen möchte. Die Siegesaussichten damit sehen aber wohl eher mau aus.

Das bringt mich zu meinem letzten Kritikpunkt: Superpolymerisation. Die Karte ist in diesem Set in Starlight Rare enthalten, aber eben leider ausschließlich in Starlight Rare. Und da liegt das Problem.

Superpolymerisation ist eine Karte, die immer wieder metatechnisch relevant ist und daher auch preislich immer wieder steigt. Aktuell liegt der letzte Reprint 2 Jahre zurück und ist in Maximum Gold zu finden. Wer nicht auf Premium Gold Rare setzen möchte, muss sich bei Duel Devastator aus dem Jahr 2019 bedienen, da war die Karte als Ultra Rare drin. Aktuell geht Superpolymerisation für ca. 8 Euro über den Ladentisch. Als Playset müsst ihr also entsprechend zahlen und das wäre nun wirklich zu vermeiden. Superpolymerisation als Starlight Rare ist schön, aber dann sollte Konami sie doch bitte auch als Secret oder Ultra Rare ins Set packen und so zugänglicher und bezahlbarer machen.

Fazit

Vor- und Nachteile des Sets halten sich quantitativ irgendwie die Waage und dennoch freue ich mich über Battles of Legend: Crystal Revenge. Natürlich gibt es immer eine ganz eigene Vorstellung, welche Karten ein Set haben sollte und wie die Raritäten verteilt sein sollten und auch mein Review hier ist nicht objektiv. Konami kann also gar nicht alle Spieler und Sammler zufriedenstellen, dafür sind die Ansprüche einfach zu verschieden, unsere Community einfach zu vielseitig. Aus diesem Grund habe ich schon lange für mich beschlossen, mich einfach über das zu freuen, was wir bekommen und nicht enttäuscht über das zu sein, was fehlt.

Erfreuen wir uns also an den neuen Deckthemen, auch wenn sie vielleicht nicht gerade spielstark sein mögen und würdigen wir auch die OCG-Importe, die sicherlich dem ein oder anderen Deck guttun. Und nicht zuletzt: Genießen wir die Reprints, ob es sich dabei nun um heiß begehrte Favoriten handelt oder um Karten, die eher eine Nische bedienen.

Und alle, die dieses Mal komplett leer ausgehen, seien erinnert: das nächste Set steht schon vor der Türe und da ist dann gewiss wieder etwas Brauchbares dabei.

Wie findet ihr das Set und welches Kristallungeheuer ist euer Favorit? Verratet es uns gern in den Kommentaren 🙂

Euer

Hyozan

Über Hyozan

Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

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