Im fünften Teil dieser Artikelreihe, den ihr HIER nachlesen könnt, habe ich es bereits angedeutet, heute sollen sie ihre ganz eigene Würdigung erfahren, die Krieger. Als 2005 die Zombies vermehrt gespielt wurden, rüsteten auch die Krieger immens nach und standen den Zombies zu dieser Zeit in kaum einer Sache nach.
Dabei war das Krieger-Thema nicht wirklich neu: 2004 erschienen im Legacy of Darkness Set zwei für diesen Archetyp zentrale Karten, von denen eine auch heute noch oft gespielt wird: Das Monster Truppen im Exil und die Zauberkarte Verstärkung für die Armee. Gegen die schiere Übermacht von Hand Control (siehe Teil 2) und Chaos (siehe Teil 3) konnten sich die tapferen Krieger jedoch zunächst nicht behaupten, sodass sie erst später wirklich Beachtung fanden, als sich das Spiel mit dem Goat Control Meta (siehe Teil 4) grundlegend wandelte und mehr Raum für Vielfalt bot.
Die ersten Krieger
Wie erwähnt fanden sich die ersten wirklich brauchbaren Karten für ein Krieger-Deck in Legacy of Darkness, von denen ihr HIER noch ein paar Einzelkarten findet. In diesem Set finden wir u. a. die Monsterkarte Plündernder Hauptmann, der mit seinem Effekt Feldvorteil generieren und einen weiteren Krieger spezialbeschwören kann. In einer Zeit, in der Spezialbeschwörungen etwas besonderes waren, war diese Karte absolut zentral in jedem Krieger-Deck.
Hinzu kam Verstärkung für die Armee, eine Zauberkarte, die auch heute noch gerne gespielt wird und ein Krieger-Monster aus dem Deck suchen kann, was in Kombination mit Plündernder Hauptmann natürlich einige Vorteile bringt, da das gesuchte Monster direkt spezialbeschworen werden konnte.
Unterstützung erhielten die beiden durch Truppen im Exil. Diese Karte zählte zu den absoluten Staples und war fester Bestandteil in quasi jedem Deck, ob nun Krieger oder nicht. Damit war dieses Monster die wohl begehrteste Karte aus diesem Trio, obgleich sie als Super Rare dieselbe Seltenheitsstufe wie Verstärkung für die Armee hatte und Plündernder Hauptmann sogar Ultra Rare war.
Die Verstärkung
Die drei zentralen Karten erhielten weitere Unterstützung durch unterschiedliche Krieger, die dank eines starken Supports zahlreich vertreten waren. Häufig vertreten waren aber Sasuke-Samurai, Zombyra, der Dunkle oder auch Goblin Angriffstrupp.
Besonders Goblin Angriffstrupp erwies sich als äußerst nützlich: Er konnte mit Plündernder Hauptmann spezialbeschworen werden und lag trotz seines negativen Effekts auch während des gegnerischen Zuges relativ sicher auf dem Feld, da der Gegner nur Plündernder Hauptmann angreifen konnte und in den meisten Fällen nur über ein Monster auf dem Spielfeld verfügte, wenn die Goblins das gegnerische Feld zuvor gut gesäubert hatten.
Sasuke-Samurai ist in der Lage, gegnerische Flippeffekte zu umgehen und war daher zu späterer Zeit eine recht gute Wahl.
Wir erinnern uns zurück: Mit Aufkommen des Goat Control Metas nahm auch die Zahl der Flippeffektmonster immer mehr zu und zu den Hochzeiten des Krieger-Metas waren diese absoluter Standard in vielen Decks.
Hayabusa-Ritter schließlich verfügt zwar über keine allzu soliden Werte, kann dafür aber in jeder Battle-Phase zweimal angreifen. Kombiniert man das mit Gemeinsam sind wir stark oder Kraft der Magie, den beiden damals populärsten und stärksten Ausrüstungszauberkarten, kann Hayabusa-Ritter ordentlich Schaden austeilen und schlägt, entsprechend ausgerüstet, auch den damals gefürchteten Jinzo in die Flucht.
Und schließlich ist da Don Zaloog. Ich persönlich hege eine Vorliebe für den verwegenen Krieger und habe ihn 2005 mit großer Freude gespielt. Er verbraucht nämlich gegnerische Ressourcen, indem der Gegner bei Schaden eine Handkarte abwerfen muss. Was heute dem Gegner oft ironischerweise zugute kommt, war vor 14 Jahren eine heikle Angelegenheit.
So schön die einzelnen Effekte oder die Strategie als ganzes auch sein mögen, konnten sich die Krieger nicht gegen andere, deutlich stärkere Decks durchsetzen. Gerade Chaos stellte alles andere in den Schatten und dort harrten die Krieger aus, bis ein Thema erschien, das sie nach dem Untergang des Chaos-Metas und während der irgendwie orientierungslosen Zeit des Goat Control an die Spitze katapultieren würden, nämlich D.D.
Bedrohung aus einer anderen Dimension
In Dark Crisis erhielt das D.D.-Thema in Form von D.D. Kriegerin Einzug. Diese erlangte schnell große Beliebtheit und wurde aufgrund ihrer Eigenschaft vor allem in Chaos-Decks gespielt. Als im Oktober 2004 D.D. Angreifer als Promokarte zu dem Gameboy Advance Spiel Yu-Gi-Oh! Destiny Board Traveler erschien, fanden die D.D.-Monster rasch ihren Platz im Krieger-Deck und machten aus diesem einen metatauglichen Decktyp.
Das Krieger-Deck
Als erstes wirklich großes Event des Jahres 2005 fanden in Las Vegas die Shonen Jump Meisterschaften statt. Hier feierte nun auch das Krieger-Deck sein Debüt, als der Duellant Wilson Luc sich mit seinen Kriegern den ersten Platz erkämpfte. Dieses Deck wollen wir nun einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Monsterkarten (15) | Zauberkarten (18) | Fallenkarten (7) | Side Deck (14) |
3x D.D. Kriegerin 2x D.D. Angreifer 1x Don Zaloog 1x Magieforscher 1x Magier des Glaubens 1x Stämmeinfizierender Virus 1x Brecher, der magische Krieger 1x Unheil verkündende Schlange 1x Gewebekrug 1x Klingenritter 1x Jinzo 1x Schwarz glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs | 2x Verstärkung für die Armee 1x Starker Wachposten 2x Adliger der Auslöschung 1x Qual der Wahl 1x Überläufer 1x Aufschlagen 1x Topf der Gier 1x Sündenböcke 1x Beschlagnahme 1x Feindkontrolle 1x Schwerer Sturm 1x Mystischer Raum-Taifun 1x Voreiliges Begräbnis 1x Schnappstahl 1x Albtraum-Trugbild 1x Notvorräte | 2x Bodenlose Fallgrube 1x Staubtornado 1x Reißender Tribut 1x Rückkehr aus einer anderen Dimension 1x Ring der Zerstörung 1x Ruf der Gejagten | 1x Kycoo, der Geistzerstörer 2x Möbius, der Frostmonarch 1x Königstiger Wanghu 2x Cipher-Soldat 1x Parshath, der Luftritter 1x Verräterische Schwerter 1x Buch des Mondes 1x Sündenböcke 1x Bodenlose Fallgrube 2x Staubtornado 1x Göttlicher Zorn |
Kern des Decks sind, unschwer zu erkennen, die D.D.-Monster. Um diese schnell aufs Feld zu bringen, spielt Wilson Luc außerdem Verstärkung für die Armee in zweifacher Ausführung. Auffällig ist das, da es zu dieser Zeit eher üblich war, auf ein breites Feld an starken Karten zu setzen. Sich auf wenige zentrale Karten zu fokussieren und diese dafür dreimal zu spielen, war eher untypisch, ist heute aber natürlich der Normalfall. Insofern kann die Bedeutung der D.D.-Monster für dieses Deck gar nicht überschätzt werden.
Im April 2005 dann wanderte D.D.-Kriegerin auf die Liste der verbotenen und limitierten Karten und durfte fortan nur noch einmal gespielt werden. Das zwang die Spieler der entsprechenden Decks zum Umdenken. Anstatt nun die Draw Engine zu verstärken oder noch mehr mit Searchern zu arbeiten, um die begehrte Kriegerin schnell aufs Feld zu bringen, hielt ein neues D.D.-Monster Einzug: D.D. Überlebender. Dieser unterscheidet sich insofern von den anderen D.D.-Karten, dass er als Konter gegen die Kriegerin und den Angreifer eingesetzt werden kann und zurück aufs Spielfeld kommt, wenn er verbannt wird. Ansonsten wurde der Verlust von D.D.-Kriegerin durch Truppen im Exil oder einer weiteren Kopie von Don Zaloog ausgeglichen.
Wie es weiter ging
Nachdem die Krieger während des Jahres 2005 ihre Position recht stabil halten konnten, änderte sich Anfang 2006 einiges. Die Monarchen gewannen zunehmend an Beliebtheit, obgleich diese auch zuvor schon vereinzelt vertreten waren (etwa im Side Deck Wilson Lucs). Auch das Chaos-Deck versuchte sich trotz der harten Schläge durch die Banlist weiterhin zu behaupten und nutzte nun Chaos Hexer als Hauptmonster. Besonders aber die Monarchen bildeten sich zu dieser Zeit zum neuen Meta-Deck aus, was vor allem am Erscheinen der Karte Baumfrosch im Shadow of Infinity Set Anfang 2006 lag. Mit dem Frosch gelangen die Tributbeschwörungen recht problemlos und die Monarchen setzten sich immer mehr gegen die Krieger durch.
Generell gewann das Spiel zu dieser Zeit wieder an Geschwindigkeit, der die Krieger mit ihrer recht langsamen Strategie nicht mehr gewachsen waren. Durch die Einführung von Karten wie Elementar-HELD Stratos oder auch von diversen Schicksalshelden wurde das Krieger-Thema zwar nicht gänzlich vergessen, formte sich aber zunehmend zu Gunsten des HELD-Themas.
Neben den weitaus flexibleren Helden gerieten die Krieger zunehmend in den Nachteil und als dann 2009 Verstärkung für die Armee limitiert wurde, waren die Tage des klassischen Krieger-Decks gezählt.
An ihre Stelle traten potentere Searcher wie erwähnter Elementar-HELD Stratos und harmonischere Decks. Das war auch die Zeit, in der das HELD-Deck erstmals erstarkte. Dieses ist, wie ihr wisst, auch heute noch durchaus präsent im Competitive Play.
Auch wenn Krieger heute in den unterschiedlichsten Formen durchaus noch ihren Platz im Spiel haben, scheinen sie ihre Glanzzeiten als typenbezogenes Deck aktuell hinter sich gelassen zu haben. Doch wer weiß? Vielleicht erscheint in gar nicht ferner Zukunft entsprechender Support, der die Krieger eine Renaissance erleben lässt und zurück ins Meta katapultiert. Lassen wir uns überraschen.
Euer Hyozan