Yugioh – Die Entwicklung des Metas: Teil 5 – Zombies

Wenn wir heute an Zombies denken, denken wir an Untergangskönig Balerdroch. Wir denken an Zombie des Gleichklangs, wir denken an das bis vor kurzem sehr teure Linkmonster Vampirsaugerin. Das ist das Zombiedeck 2019 und es ist ohne Frage ein recht starkes und unterhaltsames Yugioh Deck, das, nebenbei erwähnt, momentan auch von mir selbst aktiv gespielt wird. Nun ist dieser Decktyp aber keineswegs neu und bereits 2005 übernahmen die Zombies die Nachfolge des Metadecks, nachdem das Goat Control Meta durch die Banlist unspielbar wurde.

Mit den Zombies hielt erstmals ein wirklich konsistentes Themendeck Einzug ins Meta. Zuvor generierte sich das Meta mehr oder weniger aus den stärksten Karten und kleinen Combos. Ein wirklicher innerer Zusammenhang, wie er heute selbstverständlich ist, war zu dieser Zeit noch nicht zu erkennen. Das änderte sich nun durch den Aufstieg der Zombies.

Dabei war das Zombie-Thema bei seinem Aufstieg Ende 2005 gar nicht neu: Bereits 2003 erblickten die ersten Vertreter dieses vielversprechenden Themas das Licht der Welt (sagt man das auch bei Zombies so?), waren jedoch durch andere, vielversprechendere Yugioh Karten überschattet. Wirklich Aufmerksamkeit erhielten sie eigentlich erst durch das berüchtigte Chaos-Deck: Zombies waren damals vor allem Finsternis-Monster und hatten Einfluss auf den Friedhof. Dadurch harmonierten sie vortrefflich mit dem Chaos-Meta und fanden sich nicht selten in entsprechenden Side Decks.

Schrecken aus dem Grab

Die Spieler im Jahr 2005 waren durchaus mit den Möglichkeiten, die Floater boten, vertraut. Bis dahin herrschten Mystische Tomate oder Glänzender Elf vor, im Zombiedeck nun war es Pyramidenschildkröte. Wenn diese durch Kampf zerstört wird, kann sie ein Zombie-Monster mit 2000 DEF oder weniger vom Deck beschwören. Da Zombies generell über eher bescheidene DEF-Werte verfügen, war Pyramidenschildkröte ein echter Gewinn. Mit ihr konnte das Bossmonster Vampirlord oder auch der starke Ryu Kokki beschworen werden, ohne dass dafür ein Tribut notwendig war. Nicht zuletzt dieser Möglichkeit ist es zu verdanken, dass das Zombie-Deck den Meta-Gipfel erklomm und sich gegen das parallel erstarkende Krieger-Thema durchsetzen konnte.

Auch Geister-Sensenmann kehrte zunehmend zurück in die Decks. Eigentlich war diese Karte seit den Tagen des Hand Control Meta recht präsent und überdauerte auch die Chaos-Ära unbeschadet. Nun jedoch interagierte er erstmals wirklich harmonisch in einem Themendeck, da er auch durch Buch des Lebens zurück aufs Feld geholt werden konnte.

Vermächtnis des Goat Control und Eigenständigkeit der Zombies

Die frühen Zombie-Decks erinnerten noch stark an das kurz zuvor noch präsente Goat Control Meta und nutze tatsächlich auch einige der dort vertretenen Strategien. Diese ersten Versuche wurden recht rasch eingestampft, als die Decks durch die Banlist auf Schwarz glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs verzichten mussten. Auch Vampirlord erhielt seinen ganz eigenen Antagonisten: Cyber Drache. Vampirlord kann nur vom Friedhof zurückkehren, wenn er durch einen Karteneffekt dorthin befördert wird. Cyber Drache ist aber leicht zu beschwören und verfügt über 100 ATK mehr, sodass auch Vampirlord schnell Geschichte war.

Der Zeitsprung

Man könnte nun meinen, dass das Zombie-Thema damit erst einmal vom Tisch gewesen ist. Das ist aber zum Glück nicht der Fall gewesen. Als 2007 das Tactical Evolution Set erschien, lebten auch die Untoten wieder auf. Diese Renaissance war vor allem zwei sehr starken Karten geschuldet: Zombiemeister und Il Blud. Vor allem Zombiemeister brachte das Thema enorm vorwärts. Die den Zombies eigene Mechanik, Monster vom Friedhof zu beschwören, erhielt hier erstmals eine ernstzunehmende Form. Genutzt wurde Zombiemeisters Effekt vor allem für Pyramidenschildkröte und Geister-Sensenmann, was dem Spiel einiges an Geschwindigkeit und dem Anwender einige zusätzliche Optionen einbrachte.

Il Blud

Bei dieser begehrten Secret Rare handelt es sich um eines der damals neuen Zwillingsmonster. Wenn sie beschworen wird, wird sie so lange als normales Monster behandelt, bis sie erneut beschworen wird. Dann ist sie in der Lage, einen Zombie von der Hand oder dem Friedhof spezialzubeschwören.

Während Spezialbeschwörungen heute die Regel sind, musste Il Blud 2007 meistens eine Runde auf dem Feld überleben, bevor er aktiviert werden konnte. Doch auch hier halfen Pyramidenschildkröte und Buch des Lebens, um den Effekt des neuen Bossmonsters zu beschleunigen.

So stark diese beiden Zombies für sich genommen sein mögen, wirklich potent wurde das Deck erst durch den Einsatz von Karte der sicheren Wiederkehr. Sie sorgte für immensen Handvorteil und wurde guten Gewissens drei Mal gespielt.

Ziel des Decks war es also, möglichst viele Monster in den Friedhof zu bekommen, diese mit Zombiemeister oder Il Blud wiederzubeleben und dann mit Karte der sicheren Wiederkehr Handvorteil zu generieren. Damit der Friedhof auch über genügend Monster für diese Mechanik verfügte, wurden Kartenkavallerist, Verwandlungskrug oder auch Jäger im Hinterhalt gespielt.

Auch heute noch zeichnet sich das Zombiedeck durch eine recht solide Feldpräsenz an Monsterkarten aus und das war auch 2007 nicht anders. Damals wurde dieser Vorteil mühsam durch Spezialbeschwörungen vom Friedhof errungen, heute tun hier eher Aufblühende Blüte, Untergangskönig Balerdroch und die entsprechenden Monster aus dem Extra Deck ihren Dienst.

Das Zombiedeck an der Spitze des Erfolgs

Das wohl prototypischste Deck jener Zeit gehört Phillip Anthony, der mit eben diesem Deck 2007 die Durham Shonen Jump Meisterschaft gewann.

Monsterkarten (19)Zauberkarten (15)Fallenkarten (6)Side Deck (15)
1x Il Blud
2x Ryu Kokki
2x Cyber Drache
3x Pyramidenschildkröte
3x Zomnbiemeister
2x Riesenratte
1x Geister-Sensenmann
1x Sangan
1x Jäger im Hinterhalt
1x Brecher, magischer Krieger
1x Kartenkavallerist
1x Verwandlungskrug
1x Gehirnkontrolle
3x Karte der sicheren Wiederkehr
3x Buch des Lebens
2x Kreaturentausch
2x Adliger der Auslöschung
1x Schwerer Sturm
1x Voreiliges Begräbnis
1x Mystischer Raum-Taifun
1x Blitzeinschlag
1x Ruf der Gejagten
1x Spiegelkraft
1x Reißender Tribut
2x Staubtornado
1x Deckverwüstungsvirus
2x Dunkle Todesfurcht
1x Jinzo
2x Magischer Händler
2x Königlicher Erlass
2x Rückkehr aus einer anderen Dimension
2x Waboku
2x Boden unter den Füßen wegziehen
1x Bodenklappenfalle
1x Geisteszersetzung

Während vor den starken Restriktionen durch die Banlist eine große Menge an Staples die individuelle Deckgestaltung behinderte, finden sich in Anthonys Deck nun die zentralen Karten in dreifacher Ausführung. Das war in den frühen Tagen des Yu-Gi-Oh! eher untypisch, da zumeist mehr auf eine Vielzahl starker Karten gesetzt wurde. Insofern lässt sich Anthonys Strategie allein anhand der Deckliste problemlos ablesen: Die Searcher nehmen unter den Monstern einen großen Teil ein und sorgen für die nötige Geschwindigkeit. Cyber Drache und Brecher, magischer Krieger wirken vielleicht erst einmal deplatziert, gehörten damals aber zu den Staples und fanden sich in fast jedem turnierfähigen Deck.

Ähnlich verhält es sich bei den Zauber- und Fallenkarten. Auch hier gibt es wenige Überraschungen, obgleich Karte der sicheren Wiederkehr im Zombiedeck sicherlich besser zum Einsatz kommt als in anderen Themendecks.

Deckverwüstungsvirus erweist sich deswegen als besonders nützlich, da damals viele Apparate- und Schicksalsheldendecks im Umlauf waren, die für das Virus sehr anfällig sind.

Ryu Kokki

Kommen wir nun zu einer Monsterkarte, die bisher nur am Rande Erwähnung gefunden hat. Ryu Kokki stellt die Beatdown-Komponente des Decks dar und ist mit einer ATK von 2400 das angriffsstärkste Monster hier. Darüber hinaus kann er mithilfe von Pyramidenschildkröte beschworen werden und fordert somit keinen Tribut. Diese beiden Aspekte alleine mögen Ryu Kokki bereits rechtfertigen, es kommt aber noch ein ganz entscheidender Punkt hinzu: Neben Zombies wurden auch außerordentlich häufig Krieger gespielt. Außerdem fand sich Dunkler Magier des Chaos als Relikt des Chaos-Themas noch in vielen Decks. Gegen beides half Ryu Kokki und war deswegen nicht nur im Side Deck, sondern ganz fest im Main Deck verankert.

Apropos Side Deck

Wie oben bereits erwähnt, war 2007 das Jahr der Themendecks. Was heute recht weit verbreitet ist, begann sich zu jener Zeit erstmals abzuzeichnen. Insofern war auch das Side Deck Phillip Anthonys darauf ausgelegt, gegen möglichst viele gegnerische Themendecks zu wappnen. Gegen die damals sehr populären und noch recht neuen Monarchen war das Side Deck gleichermaßen ausgestattet wie gegen D.D.-Decks, die jegliche Interaktion mit dem Friedhof unmöglich machten und gerade für Zombies einen fatalen Gegner darstellten.

Das Vermächtnis der Zombies

So richtig von der Bildfläche verschwunden sind die Zombies eigentlich nie. Seit 2015 Zombie des Gleichklangs in Secrets of Eternity erschienen ist, kehrten auch die anderen Zombies zunehmend zurück in den Fokus der Spieler. Doch damit sollte noch lange nicht Schluss sein. Ende 2018 erschien mit Zombie Horde ein sehr vielversprechendes Structure Deck, das uns nicht nur die zentralen Zombie-Karten wie Mezuki, Gozuki oder auch Zombie des Gleichklangs ganz bequem und gebündelt vorsetzte, sondern das Deck darüber hinaus durch einige sehr starke Karten bereicherte. Das neue Bossmonster im Zombiedeck findet sich nun in Form des gefürchteten Untergangskönigs Balerdroch, der wiederum mithilfe von Aufblühender Blüte schnell direkt aus dem Deck spezialbeschworen werden kann. Hinzu kommt eine Vielzahl an Möglichkeiten, die das Extra Deck bietet.

In besagtem Structure Deck finden wir das Synchromonster Rotäugiger Zombie-Nekrodrache, der vor allem gemeinsam mit Zombiewelt ein ernstzunehmender Gegner ist. Auch die Shiranui-Engine, die im Main Deck als Searcher fungieren und darüber hinaus einige brauchbare Karten für das Extra Deck liefern, unterstützen das Thema ungemein.

Last but not least finden sich einige interessante Linkmonster: Allen voran ist da natürlich Vampirsaugerin, die seit ihrem Reprint in der Gold Sarcophagus Tin aus diesem Jahr günstig in unserem Shop zu haben ist. Aber auch beliebte Karten wie Kalliberlade-Drache und Kalliberschwert-Drache eignen sich hervorragend für ein modernes Zombiedeck.

Hinweisen möchte ich außerdem noch auf Schwarz glänzender Soldat – Soldat des Chaos, der idealerweise ein Monster der Stufe 7 oder 8 als Tribut nutzt. Wenn ihr hier Untergangskönig Balerdroch wählt, tut euch dieser Tribut nicht einmal weh, denn Balerdroch kehrt im nächsten Spielzug sowieso aufs Feld zurück. Es sei aber darauf hingewiesen, dass der Soldat des Chaos seit seinem Erscheinen im Battles of Legend: Hero‘s Revenge ordentlich an Wert zugelegt hat und aktuell für etwa 50 Euro gehandelt wird.

Wenn ihr mehr über das aktuelle Zombiedeck erfahren möchtet, lege ich euch meinen Artikel dazu ans Herz.

Euer Hyozan

Über Hyozan

Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

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