Das Remote Duel Invitational Turnier, das Konami ab und an ausrichtet, sorgte in den letzten Monaten für einige schöne Überraschungen. Im August erst gewann Sam Arunnaveesiri mit seinem Dinosaurier-Deck dieses Turnier. Im Oktober nun ging der Sieg, wenig überraschend, an Matteo Bertulezzi und seine Link-Drachen. Da ich auch dieses Yugioh-Deck erst kürzlich vorgestellt habe, wenden wir uns heute dem Zweitplatzierten zu, was eigentlich auch viel spannender ist. Der Spieler Lithium bringt uns nämlich einen alten Freund zurück: Die Monarchen.
Aufstieg einer Monarchie
Es ist Mai 2004, als ein neuer Archetyp aus dem Ancient Sanctuary Set das Licht der Welt erblickt. Zaborg, Monarch des Donners erscheint in Super Rare und läutet eine neue Ära ein, die sich als sehr widerstandsfähig erweisen sollte. Rasch erhält Zaborg Unterstützung durch Möbius der Frostmonarch aus Soul of the Duelist und Thestalos, der Feuersturmmonarch aus Rise of Destiny, die beide noch im selben Jahr erscheinen.
Zunächst werden die Monarchen als Staples genutzt und halten Einzug in viele Decks: Sie benötigen als Monster der Stufe 6 lediglich ein Monster als Tribut, verfügen mit einer ATK von 2400 über eine damals recht ansehnliche Durchschlagskraft und können außerdem noch Monster-, Hand- oder Zauber- und Fallenkarten zerstören. Alles in allem sind die Monarchen 2004 starke Mitstreiter.
Dann wurde es zunehmend ruhiger um die Monarchen, als Tributbeschwörungen immer weniger populär und Spezialbeschwörungen der neue Standard wurden. Das Fusionsdeck erhielt Zuwachs und wurde in Extra Deck umbenannt und die Monarchen gerieten scheinbar in Vergessenheit.
2014 dann jedoch kehrten die drei Veteranen als Megamonarchen zurück: Zaborg der Megamonarch erhielt sogar erst im vergangenen Jahr einen Reprint in der Duel Power Box, einem der stärksten Sets des Jahres 2019.
Trotz dieses Supports wurden die Monarchen eigentlich erst 2016 wirklich spielbar. Im Structure Deck: Emperor of Darkness erhielten die Spieler alles, was sie für ein funktionales Monarchendeck brauchten. Besser noch: Dieses Deck benötigt kein Extra Deck und ist daher – damals wie heute – preislich absolut attraktiv.
Die Monarchen erlebten dann ihre Hochzeit und waren von Turnieren jeder Art kaum wegzudenken. Konami schreitete schließlich ein und limitierte Pantheismus der Monarchen, eine der absoluten Schlüsselkarten des Decks.
Die aktuelle Banlist vom September entlässt diese Karte nun in die Freiheit, sodass Pantheismus der Monarchen endlich wieder dreimal gespielt werden kann – und in diesem Deck auch muss.
Zwar mögen die Monarchen bisher noch nicht zu alter Popularität zurückgefunden haben, der zweite Platz auf dem letzten Remote Duel Invitational Turnier lässt aber hoffen.
Das Deck des Zweitplatzierten
Werfen wir nun einen Blick auf das Deck, das ehrlich gesagt wenig Innovation gegenüber den Decks von 2016 vorweisen kann, trotzdem aber natürlich hier nicht fehlen darf.
Monsterkarten (19) | Zauberkarten (19) | Fallenkarten (2) | Side Deck (15) |
3 Ehther der Himmelsmonarch 3 Erebus der Unterweltmonarch 3 Einbildungsunterweltler 1 Majestätsunterweltler 1 Kuraz der Lichtmonarch 3 Eidos der Unterweltknappe 3 Edea der Himmelsknappe 2 Superquantum Rote Schicht | 3 Sturmkraft der Monarchen 3 Hartnäckigkeit der Monarchen 3 Rückkehr der Monarchen 3 Domäne der wahren Monarchen 3 Pantheismus der Monarchen 1 Marsch der Monarchen 1 Einer für einen 1 Törichtes Begräbnis 1 Emporkömmling Goblin | 2 Der primäre Monarch | 1 Jinzo 2 Majestätsunterweltler 3 Nibiru, das Urwesen 1 Thestalos der Megamonarch 1 Marsch der Monarchen 3 Zwillings-Twister 3 Ausgeglichener Zweikampf 1 Eskalation der Monarchen |
Ein Extra Deck wird im Monarchendeck nicht gespielt. Das liegt nicht etwa daran, dass das Deck kein Extra Deck benötigt, denn selbst dann wäre es ratsam, 15 willkürliche Karten als Futter für Topf der Extravaganz zu spielen. Vielmehr darf dieses Deck kein Extra Deck spielen, da sonst gewisse Effekte nicht aktivierbar wären. Ferner fällt auf, dass Lithium im Main Deck komplett auf Handtraps verzichtet, sich dafür aber im Side Deck durch Nibiru, das Urwesen und Ausgeglichener Zweikampf absichert.
Ehther der Himmelsmonarch
Ehther, Erebus, sowie Majestätsunterweltler und Einbildungsunterweltler formen den Kern dieses Decks, den es zu überwinden gilt, was nicht ganz einfach ist.
Ehther kann auf unterschiedliche Weise aufs Spielfeld gelangen: Als Monster der Stufe 8 kann er natürlich regulär als Tributbeschwörung beschworen werden. Er kann aber auch beschworen werden, indem ihr ein als Tributbeschwörung beschworenes Monster als Tribut anbietet, um diese Karte als Tributbeschwörung tributzubeschwören – und damit habe ich nun wohl das Maximum an Möglichkeiten, das Wort „Tribut“ in einem Satz unterzubringen, erreicht. Gelingt diese Beschwörung, könnt ihr zwei Monarchen Zauber- oder Fallenkarten vom Deck oder der Hand auf den Friedhof legen, um ein Monster mit mindestens 2400 ATK und exakt 1000 DEF spezialzubeschwören. Pantheismus der Monarchen und Der primäre Monarch sind im Friedhof ebenfalls ganz gut aufgehoben, sodass ihr diese beiden ruhigen Gewissens auf den Friedhof befördern könnt.
Außerdem könnt ihr Ehther der Himmelsmonarch im gegnerischen Spielzug als Tributbeschwörung beschwören – idealerweise, indem ihr zuvor die Schnellzauberkarte Sturmkraft der Monarchen aktiviert. Dann nämlich erwischt ihr den Gegner richtig fies.
Erebus der Unterweltmonarch
Im Grunde verfügt Erebus über dieselben Beschwörungsbedingungen wie sein himmlisches Pendant. Mit ihm könnt ihr eine Karte vom gegnerischen Friedhof, der Hand des Gegners oder seiner Spielfeldseite zurück ins Deck mischen. Das ist in vielerlei Hinsicht hilfreich: Zum einen entledigt ihr euch so der Monster, die weder als Ziel für Karteneffekte, noch durch solche zerstört werden können – denn Erebus‘ Effekt zielt und zerstört nicht. Karten im Friedhof können auch einiges Unheil anrichten, etwa beim Eldlich-Deck, sodass ihr auch hier gut stören könnt. Und apropos Zombies: Die Monarchen sind unglaublich anfällig gegen die Spielfeldzauberkarte Zombiewelt, da diese verhindert, dass andere Monster als Zombies tributbeschworen werden. Wenn ihr nicht gerade über eine passende Zauberkarte verfügt, um Zombiewelt loszuwerden, ist Erebus der Unterweltmonarch eure einzige Chance, da er vom Typ Zombie ist. Allein deswegen lohnt es sich, ihn zu spielen.
Einbildungsunterweltler und Majestätsunterweltler
Nicht zu Unrecht haben diese beiden Karten es in die letztjährige Duel Devastator Box geschafft, die vor allem euer Extra Deck und euer Side Deck aufwertet. Durch wertvolle Reprints von etwa Aschenblüte & Freudiger Frühling liefert diese Box aber auch fürs Main Deck einige wichtigen Karten.
Die beiden Unterweltler können nicht spezialbeschworen werden, verfügen aber über entscheidende Effekte: Majestätsunterweltler verhindert die Aktivierung von Monstereffekten und Einbildungsunterweltler verhindert, dass Monster spezialbeschworen werden. Das zusammen bremst den Gegner massiv aus und wenn der Monarchenspieler diese beiden im ersten Zug aufs Feld bringt, wird es schnell knapp für den Gegner. Früher entschied sich ein Duell in der Battle Phase. Heute entscheidet sich ein Duell in der Main Phase und im Falle der Monarchen fällt die Entscheidung über Sieg oder Niederlage oft schon mit dem Würfelwurf, denn Monarchen wollen das Duell unbedingt eröffnen.
Eidos der Unterweltknappe und Edea der Himmelsknappe
Eidos und Edea sind euer Futter für die großen Monarchen und in diesem Deck genauso unerlässlich wie etwa Schwarzer Metalldrache im Linkdrache-Deck.
Eidos schenkt euch zusätzlich zu eurer Normalbeschwörung eine weitere Tributbeschwörung. Edea erlaubt es euch, Eidos direkt vom Deck spezialzubeschwören. In beiden Fällen könnt ihr dann keine Beschwörungen mehr vom Extra Deck durchführen. Kein Problem, ihr habt nämlich gar kein Extra Deck.
Da dieses Deck nahezu ausschließlich aus archetypeigenen Karten besteht, ich hier aber nicht alle konkret in den Blick nehmen kann, kommen wir nun auch schon zu den Zauber- und Fallenkarten.
Pantheismus der Monarchen
Da wäre natürlich als erstes Pantheismus der Monarchen zu nennen. Wie bereits erwähnt, stand diese Karte nun für mehrere Jahre auf der Liste der verbotenen und limitierten Karten und durfte sich nur einmal in euren Decks befinden. Diese Restriktion wurde nun aufgehoben und eine der wichtigsten Karten dieses Decks ist wieder vollumfänglich verfügbar.
Diese Karte sorgt für die Geschwindigkeit des Decks. Ihr könnt mit ihrer Hilfe zwei Karten ziehen, oder sogar eine Monarch Zauber- oder Fallenkarte aus dem Deck suchen. Für diesen zweiten Effekt muss Pantheismus der Monarchen vom Friedhof entfernt werden. Da Edea aber verbannte Karten zurück auf die Hand befördern kann, ist das sogar ein Vorteil.
Domäne der wahren Monarchen
Nicht zuletzt dieser Spielfeldzauberkarte aus dem Structure Deck: Emperor of Darkness ist es geschuldet, dass Monarchen wirklich spielbar sind. Gleichzeitig ist sie der Grund dafür, dass ihr auf euer Extra Deck verzichten müsst, denn ihr Effekt lässt sich nur aktivieren, wenn ihr keine Karten im Extra Deck habt. Wenn ihr dann auch noch ein als Tributbeschwörung beschworenes Monster besitzt, kann der Gegner keine Monster vom Extra Deck spezialbeschwören, was ihn gehörig in die Bredouille bringen dürfte. Erneut wird klar, wie wichtig es für die Monarchen ist, den ersten Spielzug ausführen zu dürfen, um den Gegner direkt immens zu behindern, bevor dieser ein Board aufbauen kann, das die Monarchen nicht überwinden können.
Zusätzlich erhalten eure Monster während der Schadensberechnung 800 ATK, was in diesem Deck auch nicht unwillkommen ist. Außerdem begünstigt Domäne der wahren Monarchen eure Tributbeschwörungen, indem ihr einmal pro Spielzug die Stufe eines Monsters auf der Hand mit 2800 ATK und 1000 DEF um 2 reduzieren könnt. Diese Bedingung findet sich bei Ehther der Himmelsmonarch und Erebus der Unterweltlermonarch erfüllt, sodass ihr hier einen weiteren eleganten Weg habt, diese zu beschwören.
Sturmkraft der Monarchen
Wo wir gerade bei eleganten Tributbeschwörungen sind: Sturmkraft der Monarchen ist eine Schnellzauberkarte, mit der ihr ein gegnerisches Monster opfern könnt, um eure Tributbeschwörung durchzuführen. Besonders potent ist diese Karte in Zusammenhang mit Ehthers Effekt, um auch während der gegnerischen Main Phase beschworen werden zu können.
Der primäre Monarch
Fallenmonster sind in vielen Decks zu finden. Was Metallisch reflektierender Schleim für Götter-Decks und Conquistador des goldenen Landes für Eldlich ist, ist Der primäre Monarch für das Monarchendeck. Diese Karte lässt sich vom Friedhof aus als Monster spezialbeschwören und wird dann nicht mehr als Fallenkarte gezählt. Um auf den Friedhof zu gelangen, aktiviert ihr diese Falle ganz regulär und könnt dann zwei Monarch Zauber- oder Fallenkarten vom Friedhof zurück ins Deck mischen. Der primäre Monarch schafft also Ressourcen und hilft euch, euer Feld zu stärken, sodass ihr stets über ausreichend Monster für eine Tributbeschwörung verfügen solltet.
Das Side Deck
Werfen wir nun noch einen kurzen Blick aufs Side Deck. Hier finden sich die einzigen Handtraps, die Lithium spielt. Bemerkenswert in einer Zeit, in der bis zu 15 Handtraps im Main Deck keine Ausnahme sind.
Ausgeglichener Zweikampf und Nibiru, das Urwesen sollen helfen, zurück ins Spiel zu kommen, wenn der Gegner anfängt und ein starkes Board aufbaut. Der Großteil des Side Decks ist jedoch darauf ausgelegt, die Strategie der Monarchen weiter zu festigen.
So machen etwa zwei weitere Kopien von Majestätsunterweltler das Playset voll, Zwillings-Twister und Jinzo schützen vor unliebsamen Fallen und sind vor allem gegen Eldlich oder Altergeist hilfreich. Auffällig ist dennoch, dass eine Karte wie Jinzo wieder einmal aus der Versenkung auftaucht. Zwar gab es dafür erst jüngst Support und einige Reprints in Legendary Duelists: Rage of Ra, wirklich durchsetzen kann sich das Maschinenmonster aktuell aber nicht.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, ich selbst sehe einer potenziellen Rückkehr der Monarchen mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freut es mich, dass ein altes und vermeintlich totes Thema zurückkehren könnte und sich in einem aktuellen Turnier so gut bewährt hat. Andererseits war ich nie ein sonderlicher Fan der Monarchen. Die Monster sind cool, keine Frage, der Support macht das Deck spielbar und zudem kommt es ohne Extra Deck aus und ist dadurch recht schlicht in seiner Strategie und günstig in der Anschaffung. Ich selbst bin aber kein Fan von Tributbeschwörungen und halte diese einfach momentan für nicht sonderlich zeitgemäß und sperrig.
Dennoch hat dieses Deck durchaus seine Berechtigung unter Beweis gestellt – seien wir also gespannt, welche Überraschungen die Monarchen noch für uns bereithalten.
Euer
Hyozan