Tränenklage, Despia oder Kashtira: Es gibt viele Decks, die in der letzten Zeit immer wieder Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Spright fiel da irgendwie immer ein bisschen hinten herunter – zu unrecht!
Ein paar Infos zu Spright
Spright ist ein Deckthema, das uns seit Power of the Elements begleitet. Dort haben wir die wichtigsten Karten des Themas erhalten, etwa die Secret Rare Spright Blau, die bis heute nicht wirklich günstig ist und bisher nur einen Reprint hatte – und zwar in Ultimate Rare im OTS Tournament Pack 21.
Power of the Elements ist wider Erwarten auch nicht Bestandteil der diesjährigen Mega Tin, was mehrere Gründe haben kann:
Zum einen sind viele Karten aus dem Set mittlerweile von der Banlist betroffen, wie etwa die ganzen Tränenklage-Monster. Dadurch haben andere Karten des Sets, die keinen Banlist-Hit bekommen haben, massiv an Relevanz verloren: Urplanet Perlereino zum Beispiel ging als Secret Rare zu Hochzeiten fast für 100 Euro über den Ladentisch und hat seinen Preis mittlerweile geviertelt.
Was also ist wirklich noch relevant aus Power of the Duelists? Neben Garura, Flügel des nachklingenden Lebens eben nur noch die Spright-Karten und auch die stehen im Verdacht, früher oder später durch eine Banlist gehittet zu werden.
Ein weiterer Grund, warum Power of the Elements bei der diesjährigen Mega Tin nicht berücksichtigt wird, könnte in der Vermarktungsstragie Konamis liegen. Der Konjunktiv soll hier deutlich machen, dass es sich hierbei um reine Spekulation handelt, denn bestätigt ist bisher nichts. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die relevanten Karten aus Power of the Elements im Laufe des Jahres in einem anderen Produkt gereprintet werden und um das attraktiv zu gestalten, hat man von einem Reprint in der Mega Tin abgesehen. Dafür spräche, dass Spright Blau erst jüngst seinen Ultimate Rare Print erhalten hat und demnach ein Rarity-Downgrade der nächste logische Schritt wäre.
Das Deck spielte einst in derselben Liga wie Tränenklage, durch den Ishizu-Support aus Magnificent Mavens hat das spätere Tier 0 Deck aber die Sprights schnell abgehängt.
Nun scheint es für Spright einen zweiten Frühling zu geben, denn das Deck kehrt durch das Verschwinden von Tränenklage zurück in die Meta-Spitze. Im Herbst gewann das Deck eine YCS in Zusammenarbeit mit Runisch, nun hat sich die Synergie mit Melffy als lohnend erwiesen.
Das Deck
Bei der größten YCS aller Zeiten mit etwa 3600 Teilnehmern Anfang April in London konnte sich der Franzose Samir Bachar mit seinem Spright-Melffy-Deck gegen den Deutschen Tom Kleinegräber und Kashtira durchsetzen.
| Monster | Zauber | Fallen | Extra Deck | Side Deck |
| 3 Spright Blau 3 Spright Strahl 2 Spright Karotte 2 Spright Rot 3 Flinker Biber 2 Flinker Angler 3 Austauschfrosch 1 Melffy-Katzi 1 Melffy-Pinni 2 Kashtira Fenrir 3 Aschenblüte & Freudiger Frühling | 3 Spright-Starter 1 Spright-Schmetterer 2 Talent der drei Taktiken 1 Harpyien-Flederwisch 1 Wiedergeburt 2 Buch der Verfinsterung 2 Feindkontrolle | 1 Spright-Kreuzfeuer 2 Unendliche Unbeständigkeit | 1 Herold des Bogenlichts 2 Göttliches Arsenal AA-ZEUS – Himmelsdonner 1 Betäubende Magierin 1 Krötellig umwerfend 1 Nummer 29: Mannequin-Katze 2 Riesen-Spright 1 Melffy des Waldes 1 Nummer 2: Ninja-Schatten-Moskito 1 Unterweltgöttin der geschlossenen Welt 1 Bujinki Ahashima 2 Spright Sprind 1 I:P Maskerena | 3 Dimensionsverschieber 3 Kurikara Gottheitsinkarnation 1 Kauz & Schlossvogel 1 Geistermädchen & Spukhaus 1 Vom Grab gerufen 3 Ausgeglichener Zweikampf 2 Antimagischer Duft 1 Grab des superantiken Organismus |
Die Melffy-Engine
Wirklich von einem Spright-Melffy-Deck zu sprechen, wäre streng genommen unpassend, denn Melffy ist hier in einer wirklich kleinen Engine vorhanden. Über die Spright-Karten habe ich an anderer Stelle bereits ausführlicher gesprochen, daher starten wir heute einmal mit der Kombination mit Melffy.
Melffy-Katzi
Naheliegend ist diese Wahl vor allem, weil die Melffy-Monster auch Stufe 2 haben und so wunderbar zu Spright passen. Das haben wir ja bereits bei den Fröschen gesehen, die in Samir Bachars Deck auch Platz finden, längst aber nicht mehr so, wie zu frühen Spright-Zeiten, was vor allem der Banlist geschuldet ist.
Melffy-Katzti nun stammt aus Rise of the Duelist und hat seither erst einen Reprint in der 2021er Mega Tin bekommen.
Ihr könnt mit Melffy-Katzi ein beliebiges Ungeheuer-Monster vom Deck auf die Hand nehmen, das ist allerdings an einige Bedingungen geknüpft: Zum einen muss sich Melffy-Katzi auf dem Feld befinden und von dort zurück auf die Hand genommen werden. Zum anderen muss der Gegner, um diesen Sucheffekt aktivieren zu können, seinerseits ein Monster beschwören oder Melffy-Katzi als Angriffsziel wählen. Ersteres wird der Gegner wohl kaum vermeiden können, Zweiteres wird er hingegen zu vermeiden versuchen. Das Positive ist aber, dass ihr während der End Phase Melffy-Katzi von der Hand spezialbeschwören könnt und so im nächsten Spielzug den Sucheffekt erneut nutzen könnt. Das niedliche Kätzchen loszuwerden, ohne deren Effekt zu triggern, ist möglich, aber nicht ganz einfach.
Als Targets für diesen Effekt kommen im Deck von Samir Bachar Flinker Biber oder Melffy-Pinni infrage, sodass Katzi als One-Off definitiv ausreichend ist.
Melffy-Pinni
Melffy-Pinni ist euer Zugang zu Herold des Bogenlichts. Wenn nämlich ein Ungeheuer auf die Hand zurückgegeben wurde (was ja bei Melffy-Katzi der Fall ist), könnt ihr Melffy-Pinni per Schnelleffekt als Spezialbeschwörung zu beschwören und direkt im Anschluss eine Synchrobeschwörung durchführen. Der Haken: Ihr dürft dafür nur Melffys verwenden und kommt daher zwangsläufig auf ein Synchromonster der Stufe 4.
Zusätzlich kann sich Melffy-Pinni in der End Phase, sofern sie im Friedhof liegt, als Material an ein Ungeheuer Xyz-Monster anhängen. Melffy-Pinni begünstigt also sowohl Synchro- als auch Xyz-Monster und beides hat Samir Bachar im Angebot:
Herold des Bogenlichts
Herold des Bogenlichts sieht man vor allem in Ritualdecks, wo er vom Extra Deck direkt auf den Friedhof befördert wird, um so seinen Sucheffekt zu triggern. Dann sucht euch der Herold ein Ritualmonster oder eine Ritualzauberkarte vom Deck. Dieser Effekt hat hier nun keine Relevanz und Herold des Bogenlichts soll tatsächlich das Licht des Spielfelds erblicken. Dann funktioniert er als kleiner Makrokosmos, der jedoch nicht alle Karten verbannt, sondern nur jene, die vom Main Deck oder der Hand auf den Friedhof gelegt werden. Aber auch dafür gibt es genug lohnenden Einsatz. Außerdem hat Herold des Bogenlichts einen netten Omni-Negate im Gepäck: Indem ihr ihn opfert, könnt ihr die Aktivierung einer Zauber- oder Fallenkarte oder eines Monstereffekts annullieren.
Melffy des Waldes
Melffy des Waldes mag nicht das einzige Xyz-Monster des Decks sein, allerdings ist es neben Nummer 29: Mannequin-Katze das einzige, das vom Effekt Melffy-Pinnis profitiert. Zum Preis von einem Material könnt ihr euch eine beliebige Melffy-Karte vom Deck suchen, was bei der kleinen Engine in diesem Build aber wenig attraktiv sein dürfte. Spannender ist da schon der Annullierungseffekt: Wenn ein anderes Melffy-Monster auf die Hand zurückwandert, könnt ihr ein gegnerisches Monster wählen und nicht nur dessen Effekte annullieren, sondern es auch kampfunfähig machen – und zwar nicht für die Dauer des Spielzuges, sondern so lange, wie das besagte Monster auf dem Spielfeld liegt.
Nummer 29: Mannequin-Katze
Spannender ist es da wohl, Melffy-Pinni als Material an Nummer 29: Mannequin-Katze anzuhängen. Wenn ihr hier ein Material abhängt, könnt ihr ein Monster vom gegnerischen Friedhof auf dessen Spielfeldseite spezialbeschwören, dann könnt ihr ein Monster von eurem Deck, eurem Friedhof oder eurer Hand beschwören, das über denselben Typ oder dieselbe Eigenschaft verfügt wie ein gegnerisches Monster. Dabei muss es sich nicht um das gegnerische Monster handeln, das ihr gerade auf dessen Spielfeldseite beschworen habt, ihr wählt ein beliebiges gegnerisches Monster. Trotzdem muss dieser Schritt gut überlegt sein, denn dem Gegner Monster zurückzugeben, lohnt sich nur, wenn ihr noch größeren Vorteil daraus zieht als der Gegner.
I:P Maskerena mit Unterweltgöttin der geschlossenen Welt
Ich bin großer Fan von Unterweltgöttin der geschlossenen Welt und habe mir direkt ein Exemplar zugesichert, als sie ihren Reprint in der Tin of the Pharaoh‘s Gods erhalten hat. Der Originalprint aus Blazing Vortex war mir einfach zu teuer.
Als Link-5 Monster benötigt die Unterweltgöttin ordentlich Material, aber das relativiert sich schnell, denn ihr könnt ein gegnerisches Monster als Material nutzen, was alleine schon eine starke Sache ist: solange ihr über genug Feldpräsenz verfügt, könnt ihr jedes unliebsame gegnerische Monster loswerden.
Deutlich besser wird dieser Effekt noch durch I:P Maskerena. Mit ihr könnt ihr bekanntlich im gegnerischen Spielzug eine Linkbeschwörungen durchführen, ergo könnt ihr auch im gegnerischen Spielzug ein gegnerisches Monster tributieren. Das ist stark und unterbricht mit Glück die gegnerische Combo sofort und selbst wenn nicht, erhaltet ihr mit Unterweltgöttin der geschlossenen Welt ein Monster, das sofort nach Beschwörung alle gegnerischen Monstereffekte annulliert, von nicht-zielenden Effekten unberührt bleibt und Spezialbeschwörungen vom gegnerischen Friedhof unterbindet. Zusätzlich kann die Unterweltgöttin durch Maskerenas Effekt nicht durch Karteneffekte zerstört werden. Da bleibt dann nur noch der Kampf und je nach Situation gelingt es dem Gegner nicht, die 3000 ATK der Unterweltgöttin zu schlagen.
Ich für meinen Teil werde dieses starke Duo definitiv wieder ins Deck nehmen, wenn ich eines Tages wieder ein Deck spiele, in das Linkmonster passen – momentan reizt mich zum Beispiel Dark World.
Das Side Deck
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf das Side Deck, denn das ist auf großen Turnieren nicht zu unterschätzen und entscheidet letztendlich durchaus Spiele.
Dimensionsverschieber
Während des Tränenklage-Formats mag Dimensionsverschieber ganze Spiele entschieden haben, Kashtira hingegen kann deutlich besser unter dieser Handtrap spielen. Trotzdem gibt es immer wieder Decks, die ohne den Friedhof nicht klarkommen und gegen Dimensionsverschieber verlieren. Er mag daher gegen Kashtira nicht die erste Wahl sein, wohl aber gegen Decks wie Schwertseele, Despia oder Rikka Sonnenavalon, das auf der YCS London auch unter die Top 64 gekommen ist.
Kurikara Gottheitsinkarnation
Definitiv sprechen müssen wir über Kurikara Gottheitsinkarnation, einer Secret Rare aus Power of the Elements und eine der wenigen noch relevanten Karten aus diesem Set.
Sie wird spezialbeschworen, indem ihr alle gegnerischen Monster, die in diesem Spielzug ihren Effekt bereits genutzt haben, als Tribut entrichtet. Dieser Effekt ist nicht once per turn und wir haben gesehen, dass genau dieser Umstand im Finale Samir Bachar den Sieg gesichert hat. Im Grunde ist das auch schon der relevanteste der Effekte, denn dass Kurikara für jedes auf diese Weise geopferte Monster 1500 ATK zusätzlich erhält, ist nett, aber nicht unbedingt spielentscheidend. Interessanter ist da schon, dass ihr während der End Phase ein Monster vom gegnerischen Friedhof beschwören könnt.
Seit dem Finale ist Kurikara Gottheitsinkarnation natürlich massiv im Preis gestiegen und der Zeitpunkt, sich diese Karte zuzulegen, sind eigentlich schon verpasst. Trotzdem hat sich gezeigt, dass Kurikara im aktuellen Format eine wichtige Side Deck Option darstellt.
Grab des superantiken Organismus
Die Karte ist mittlerweile wirklich alt und stammt aus Raging Battle. Dort eine Ultra Rare, hat sie ihren letzten Reprint im OTS Tournament Pack 20 erhalten und es ist immer schön zu sehen, wenn alte Karten zu neuer Relevanz gelangen.
Die permanente Falle verhindert, dass spezialbeschworen Monster der Stufe 6 oder höher ihre Effekte aktivieren oder angreifen.
Um diese Karte wieder loszuwerden, braucht ihr also eine entsprechende Zauber- oder Fallenkarte oder ein Link- oder Xyz-Monster, die bekanntermaßen keine Stude besitzen. Wenn ein Deck darauf nicht ausgelegt ist – zumal ja gerade Link momentan wenig Platz im kompetitiven Bereich hat – wird es schwierig und Decks wie Despia oder Schwertseele verlieren gnadenlos gegen dieses Floodgate. Spright selbst leidet aus offensichtlichen Gründen aber nicht unter Grab des superantiken Organismus.
Von den erwähnten Karten einmal abgesehen, setzt Samir Bachar einerseits auf weitere Floodgates wie Antimagischer Duft, andererseits auf ein eher breit gefächertes Repertoire an Handtraps wie Kauz & Schlossvogel oder Geistermädchen & Spukhaus. Auch Ausgeglichener Zweikampf darf natürlich nicht fehlen.
Schlussworte
Ich war bisher nie der große Spright-Fan, muss aber sagen, dass ich zunehmend mit dem Deck sympathisiere. Ich finde es einfach faszinierend zu sehen, wie hartnäckig sich das Deck über die letzten Formate hinweg hält. Zugleich ist es beeindruckend, wie vielseitig das Deck gespielt wird: Da gibt es natürlich die hier vorgestellte Melffy-Version, dann die ebenfalls YCS-erprobte Synergie mit Runisch und natürlich die ebenfalls sehr erfolgreiche Version mit Live Zwilling und Runisch, die Joshua Schmidt in London bis in die Top 32 gebracht hat.
Spright ist also definitiv eine gute Wahl, wenn ihr nicht auf Kashtira setzen wollt. Als passionierter Despia-Spieler muss ich einräumen, dass Despia maximal enttäuscht hat auf den letzten Turnieren und daher für ernsthafte Turniere wohl nicht der beste Pick ist. Was bleibt also? Labrynth hat sich vereinzelt Platzierungen in London erkämpft, wäre aber nicht meine Wahl, weil Backrow-Decks immer recht unkonstant sind. Mathemech wäre eine einigermaßen bezahlbare Alternative, die seit dem Rückgang der Abgeheuerlichen an Attraktivität gewonnen hat und Naturia Runisch hat in Los Angeles einen soliden zweiten Platz belegt – auf einer YCS, die mit gut 3200 Teilnehmern nur wenig kleiner war als die in London.
Das Format ist vielseitig und letztendlich kommt es ja nicht nur auf das Deck an, sondern auch auf den Spieler. Spielt auf kleinen Turnieren also am besten, was immer euch Freude bereitet. Auf großen Turnieren solltet ihr aber, wenn ihr mit Ehrgeiz teilnehmt, auf eines der aktuellen Top Decks zugreifen.
Euer
Hyozan
