Yugioh – Wie Runisch die YCS dominiert

Ah, die Niederlande: Wer denkt da nicht zuerst an Windmühlen und Tulpen, an Holzschuhe und Trachten und an kulinarische Eskapaden wie Vla und Bitterballen. Und wer erfreut sich nicht stets an dieser eigentümlichen Sprache, die wie Deutsch klingt, nur eben lebensfroher?

Nun gibt es inmitten dieses niederländischen Idylls aber die Stadt Utrecht und die ist für ihre harten Kämpfe, erbitterten Duelle und starke Kontrahenten bekannt. Die Rede ist nicht vom Brennpunktviertel, sondern von der jüngsten YCS.

Die YCS Utrecht

Exakt 2185 Duellanten kamen am Wochenende vom 15. und 16. Oktober im niederländischen Utrecht zusammen, um sich einmal mehr mit den besten Spielern Europas zu messen.

Die Vielfalt an Decks war also groß, mit Fortschreiten des Turniers wurde dann aber schnell klar, welche Decks das Format wirklich dominieren. Und nein, dieses Mal ist das nicht Mystische Mine Burn und auch nicht Tränenklage, sondern *Trommelwirbel* Spright!

Unter den Top 8 fanden sich neben einem Exoschwester-Deck und einer Kombination aus Evil Twing und Spright auch zwei Tränenklage-Decks sowie stattliche vier Spright-Decks – und zwar alle vier in explosiver Zusammenarbeit mit Runisch, dem recht neuen Thema aus Tactical Masters. Während in den Top 64 noch 6 reine Spright-Decks vertreten waren, schaffte es nur die Kombination aus Spright und Runisch, sich dauerhaft zu behaupten. Letztendlich kam es im Finale sogar zu einem Mirror Match, in dem sowohl Joshua Schmidt als auch sein Kontrahent Dinh-Kha Bui mit diesem Deck antraten. Der Sieg ging letztendlich an Joshua Schmidt, dennoch möchte ich beide Decks heute vergleichend unter die Lupe nehmen.

Das Finale

Während gerade Joshua das Turnier hindurch immer wieder Probleme mit dem Zusammenspiel zwischen Spright und Runisch hatte, gelang ihm im Finale ein großartiger Eröffnungszug, indem er erst Runischer Brunnen und dann Spright Blau aktivieren konnte. Der wiederum fungiert im Deck als generischer Sucher, der Zugriff auf die zentralen Spright-Karten gewährt.

Dinh-Kha Bui hatte also nicht den besten Stand zu Beginn des Duells, konnte sich aber ins Spiel kämpfen, indem er mit Verbotener Tropfen Joshuas Monstereffekte annullierte und zugleich dessen lästige Spielfeldzauberkarte zerstören.

Ich möchte nun nicht jeden einzelnen Zug ausbreiten, unterm Strich gelang es Dinh-Kha im ersten Duell zwar, sowohl seine Spright- als auch seine Runischkarten clever auszuspielen, musste aber einen heftigen Angriff hinnehmen, der ihn satte 6600 Lebenspunkte kostete und ihm danach nur noch 300 ließ.

Bui eröffnete nach einer kurzen Side Deck Runde das zweite Duell, muss aber schon früh den Verlust seines Roten Resonators hinnehmen, der ihm sonst einen Lebenspunktevorteil verschafft hätte, was bei der Zeitregel auf solchen Turnieren entscheidend über den Sieg sein kann.

Bemerkenswert ist, wie immens viele Karten die beiden Decks ihre Spieler ziehen lassen. Das wird teilweise über die Runisch-Karten realisiert, teilweise aber auch über Karten wie Ipiria, die seit ihrem Release in Battles of Legend: Hero‘s Revenge kaum von Interesse war, nun aber als Monster der Stufe 2 in Spright recht beliebt ist.

Obwohl Joshua Schmidt ohne weitere Spright Blaus auskommen musste (die sind nämlich durch Dinh-Kha Bui verbannt worden), konnte er im Laufe des Spielzugs derart hohen Kartenvorteil generieren, dass er auch die zweite Runde schließlich für sich entscheiden konnte.

Das Finale war wirklich ausgeglichen, letztendlich hat Bui gegen die Uhr und die gegnerischen Lebenspunkte verloren, da Schmidt im eigenen Zug seine Lebenspunkte auf 9500 erhöhen konnte. Dinh-Kha Bui verliert das Finale nach einer tollen Performance mit einem Lebenspunktestand von 6900, Schmidt hat es letztendlich auf stolze 11700 Lebenspunkte gebracht.

Das Siegerdeck

Nach einem wirklich spannenden Finale möchte ich euch das Deck des Siegers, der übrigens genauso wie der Zweitplatzierte aus Deutschland kommt, nicht vorenthalten. Um einen direkten Vergleich zu haben, sprechen wir im Anschluss auch über das Deck des Zweitplatzierten.

Monster (15)
Zauber (25)Extra Deck (15)Side Deck (15)

3 Spright Blau
3 Spright Strahl
1 Spright Karotte
1 Spright Rot
3 Lava-Golem
2 Ipiria
1 Kapmuschel
1 Aufzieh-Kätzchen

3 Spright-Starter
1 Spright-Schmetterer
2 Runischer Brunnen
3 Runische Zerstörung
3 Runisches Aufblitzendes Feuer
3 Runische Frostige Flüche
3 Runischer Schlummer
3 Runische Spitze
1 Runische Entzauberung
1 Runischer Peinigender Sturm
2 Talent der drei Taktiken

1 Geri die runischen Zähne
3 Hugin die runischen Schwingen
1 Nummer 29: Mannequin-Katze
1 Onibimaru Seelenfeger
2 Riesen-Spright
1 Nummer 65: Dschinnbrecher
1 Mekk-Ritter Crusadia Avramax
1 Albtraumritter Einhorn
1 Dharc, der finstere Zauberer in Düster
2 Spright Elfe
1 I:P Maskerena

3 Der geflügelte Drache von Ra: Kugelmodus
1 Chaosjägerin
1 Roter Resonator
1 Die Schildkröte war göttlich
1 Donnerkönig Rai-Oh
1 Talent der drei Taktiken
3 Verbotener Tropfen
1 Vom Grab gerufen
3 Ansteckender Ausrottungsvirus

Das Deck des Zweitplatzierten

Meistens sind ja die Siegerdecks das, was am Ende besonders interessiert. Bei der YCS in Utrecht hatten wir es nun aber im Finale mit zwei identischen Deckthemen zu tun, die auch im Aufbau recht ähnlich sind. Dinh-Kha Buis Deck ist keineswegs schlechter als das von Joshua Schmidt, beide haben nur einfach ihren eigenen Ansatz gewählt. Insofern möchte ich heute gar nicht bewerten, welche Version die stärkere ist, sondern einfach über ein paar Entscheidungen sprechen.

Monster (12)Zauber (25)Fallen (3)Extra Deck (15)Side Deck (15)

2 Spright Blau
2 Spright Strahl
1 Spright Karotte
1 Spright Rot
3 Lava-Golem
1 Ipiria
1 Kapmuschel
1 Aufzieh-Kätzchen

2 Spright-Starter
1 Spright-Schmetterer
2 Runischer Brunnen
3 Runische Zerstörung
3 Runisches Aufblitzendes Feuer
3 Runische Frostige Flüche
3 Runischer Schlummer
3 Runische Spitze
1 Runische Entzauberung
1 Runischer Peinigender Sturm
2 Verbotener Tropfen
1 Metallfose-Fusion


3 Unendliche Unbeständigkeit

1 Geri die runischen Zähne
3 Hugin die runischen Schwingen
1 Onibimaru Seelenfeger
2 Riesen-Spright
1 Nummer 65: Dschinnbrecher
1 Mekk-Ritter Crusadia Avramax
1 Albtraumritter Einhorn
1 Dharc, der finstere Zauberer in Düster
3 Spright Elfe
1 I:P Maskerena

3 Der geflügelte Drache von Ra: Kugelmodus
3 Nibiru das Urwesen
1 Roter Resonator
1 Harpyien-Flederwisch
1 Kosmoszyklon
3 Ansteckender Ausrottungsvirus
3 Ausgeglichener Zweikampf

Spright

Man muss schon suchen, wenn man Unterschiede in den beiden Decklisten finden möchte. Gerade bei den Zauberkarten finden sich kaum Abweichungen und bei den Monstern sich die beiden Top-Duellanten sich zumindest darin einig, welche Monster sie spielen und weichen nur in den Ratios voneinander ab.

Ich persönlich finde hier die Entscheidungen Joshua Schmidts nachvollziehbarer, denn er setzt auf ein größeres Spright-Package. Diskutabel ist sicher, ob man Spright Strahl nun zwei- oder dreimal spielt. Das dürfte letztendlich tatsächlich eine Entscheidung sein, die sich aus dem Platz im Deck ergibt.

Anders sieht es da mit Spright Blau aus. Der ist der grundlegende Sucher des Decks und sollte daher auch unbedingt auf drei gespielt werden. Warum sich Dinh-Kha Bui hier nur für zwei entscheidet, begründet er damit, dass er nicht mehrere Kopien auf der Starthand sehen möchte und auch später lieber Runisch-Karten ziehen möchte als Spright-Monster.

Das ist nachvollziehbar und letztendlich war es auch nicht diese Ratio, die ihn den Sieg im Finale gekostet hat, dennoch will wohl jeder Spright-Spieler Spright Blau auf der Starthand haben und das gelingt eben am besten, wenn man ihn dreimal spielt.

Joshua Schmidt hatte im Finale dahingehend zu kämpfen, dass er mit zwei verbannten Spright Blau arbeiten musste. Er nutzte dann Dharc, der finstere Zauberer in Düster, um sich bei Dinh-Kha Bui zu bedienen und dessen Sprigt Blau zu beschwören. Das geschah zu einem Zeitpunkt, als das Duell eh schon entschieden war, zeigt aber doch noch einmal, wie elementar Blau für dieses Deck ist – in der puren Variante sowieso, aber auch in Kombination mit Runisch.

Lava-Golem

Ich freue mich sehr, dass Lava-Golem momentan eine gewisse Metarelevanz geniest. Ich erinnere mich noch gut, als ich als Jugendlicher vor dem Fernseher saß und gebannt zugesehen habe, wie Marik dieses Monster beschwört. Monster auf der gegnerischen Spielfeldseite beschwören und dafür gegnerische Monster zu opfern, war damals eine absolute Neuheit. Lava-Golem wurde dennoch nicht so gerne gespielt, denn in grauer Vorzeit war es einfach immer noch ein Ding, dem Gegner ein Monster mit 3000 ATK zu schenken.

Heute nun reiht sich diese Karte, die erst dieses Jahr einen Reprint in Hidden Arsenal Chapter 1 erhalten hat, in eine lange Reihe an Karten ein, die gegnerische Monster opfern. Da sind natürlich die Kaijus, aber auch Superpolymerisation erfreut sich seit Despia einiger Beliebtheit. Erst im September haben wir mit Unterweltgöttin der geschlossenen Welt in der Tin of the Pharaoh’s Gods den Reprint eines bis dahin teuren Linkmonsters erhalten, das für die Beschwörung auch ein gegnerisches Monster nutzen darf. Zusammen mit I:P Maskerena könnt ihr so sogar im gegnerischen Spielzug ein gegnerisches Monster opfern, wenn das mal nicht schön ist.

Zusätzlich setzen beide Finalisten im Side Deck auf Der Geflügelte Drache von Ra: Kugelmodus, mit dem man bekanntlich drei gegnerische Monster opfern kann. Ob es da wirklich noch zusätzlich drei Nibirus braucht? Leider fehlt mir die Kenntnis darüber, ob Dinh-Kha Bui die im Verlauf des Turniers tatsächlich eingesetzt hat.

Den Gegner stören

Handtraps sind im modernen Yu-Gi-Oh! natürlich immer noch ein zentraler Apsekt. Der Italiener Francesco Girgenti, der auf der YCS Utrecht mit seinem Evil Twin Spright Deck unter die Top 4 kam, spielt im Main Deck 15 Handtraps, im Extra Deck lauern weitere drei. Zu sagen, dass Handtraps im aktuellen Format an Bedeutung verlieren, wäre also unzutreffend.

Umso bemerkenswerter ist, dass beide Finalisten auf Handtraps (zumindest weitgehend) verzichten. Der Zweite spielt im Main Deck immerhin dreimal Unendliche Unbeständigkeit, das ist aber auch schon alles.

Die gegnerische Strategie zu unterbrechen oder das gegnerische Board zu brechen, läuft hier also anders, nämlich über besagten Lava-Golem oder die Kugelmodi. Ich empfinde hier den Build von Dinh-Kha Bui als etwas vorsichtiger: wir finden bei ihm Unendliche Unbeständigkeit und Verbotener Tropfen im Main Deck. Joshua Schmidt hingegen verzichtet darauf völlig und lagert seine Verbotenen Tropfen lediglich im Side Deck.

Fazit

Mirror Matches sind eine feine Sache, wenn es darum geht, Builds zu vergleichen oder Chancen und Probleme eines Decks zu erörtern. Zugleich kennen beide Spieler das gegnerische Deck dann zwangsläufig sehr gut und können besser abschätzen, wann eine Handtrap den größten Schaden anrichtet oder eine Reaktion dem Gegner wirklich schadet. Dahingehend haben wir ein spannendes Finale genießen dürfen, denn die beiden Kontrahenten waren sich wirklich ebenbürtig. Auch in puncto Deckbau gab es nur wenige Unterschiede, sodass es wirklich schwer ist, eindeutig festzulegen, wer der bessere Spieler ist. Tatsächlich avanciert Joshua Schmidt aber zur wahren Spright-Koriphäe: erst letzten Monat gewann er mit seinem Spright Deck – damals noch klassisch mit Fröschen – die Regional in Dreieich. Und auf der Europa-Meisterschaft erkämpfte Schmidt sich mit Spright einen Platz unter den Top 8. Man kann also gewiss ohne Übertreibung festhalten, dass Joshua Schmidt zu den besten Spright-Spielern Europas gehört. Auch Dinh-Kha Bui kann einige Siege und Top-Platzierungen vorweisen, ist in Sachen Spright aber nicht so virtuos wie Schmidt.

Einen etwas schalen Beigeschmach hat die Zeitregel auf Turnieren. Das Finale endete mit einem Lebenspunktestand von 11700 zu 6900, was für meine Begriffe irgendwie absurd ist. Die beiden Decks brauchten im Finale ihre Battle Phase eigentlich nicht und tatsächlich haben wir auch wenige Angriffe gesehen. Lebenspunkte sind bei solchen Turnieren eine schlichte Ressource wie Feldpräsenz oder Handkarten.

Es mag aus organisatorischer Sicht nachvollziehbar sein, dass Duelle zeitlich begrenzt werden, aber ein Finale zu verlieren, weil die Uhr abläuft, ist sicherlich als Spieler mehr als frustrierend und als Zuschauer irgendwie auch unbefriedigend.

Trotzdem: es tut gut, mal wieder ein Finale zu sehen, das nicht durch Mystische Mine entschieden wird, sondern in dem zwei absolute Spitzenduellanten einfach zeigen konnten, was sie können.

Habt ihr das Yu-Gi-Oh! Championship Series Finale oder vielleicht sogar das ganze Turnier verfolgt? Wie sind eure Eindrücke von dem Event? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!

Euer

Hyozan

Über Hyozan

Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

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