Wieder einmal schenkt Konami uns ein Set, das kontrovers diskutiert wird. Die einen feiern diese Box, die anderen sind enttäuscht und machen ihrem Unmut in den sozialen Netzwerken Luft. Wir wollen heute einmal einen Blick auf dieses neue Set werfen und sehen, was es wirklich mit Ghosts from the Past aufsich hat.
Um dieses Set geht es
Eigentlich verrät der Name schon das wichtigste: Das große Highlight ist, dass Konami uns endlich die Ghost Rares zurückbringt – eine Seltenheitsstufe, die vor allem durch ihre außergewöhnlichen Kartenbilder besticht. 5 Yugioh Karten finden ihren Weg in diese Box als Ghost Rare: Dunkler Magier, Blauäugiger alternativer weißer Drache, Kristallflügel-Synchrodrache, Firewall-Drache und Schwarz glänzender Soldat – Soldat des Chaos. Wer von euch die letzte Banlist studiert hat, dem ist sicher aufgefallen, dass Firewall-Drache erst jetzt, mit Ghosts from the Past, zurückkehrt. Das liegt daran, dass diese Karte ein Erratum, also eine Änderung im Kartentext, erfahren hat.
Abgesehen von diesen fünf Kandidaten besteht das Set ausschließlich aus Ultra Rares. Jede Box beinhaltet drei Yugioh Booster zu je fünf Karten, ihr erhaltet also 15 Ultra Rares oder, mit viel Glück, 14 Ultra Rares und 1 Ghost Rare.
Natürlich sind die Ghost Rares das eigentliche Highlight der Box, doch nicht das einzige: Ganze 45 neue Karten wirft Ghosts from the Past ins TCG, darunter etwa Support für Dracheneinheit, Schattenpuppe und Zeitdieb.
Doch auch in Sachen Reprints gibt es einiges zu bestaunen. Unter den 87 Karten befinden sich alte Bekannte wie Hyozanryu und Seiyaryu oder Gigantes, dessen Holo-Reprint irgendwie ein Jahr zu spät kommt, nach den Hochzeiten von Steinbefreier. Aber auch spielstarke Reprints sind zu entdecken, so erhalten wir endlich eine recht bezahlbare Version von Ausgeglichener Zweikampf.
Ghosts from the Past vereint also zwei nostalgische Elemente: Wir bekommen die Ghost Rares zurück und dürfen uns über alte Freunde aus den ganz frühen Tagen von Yu-Gi-Oh! freuen. Dieses Menü wird mit einer Ladung neuer Karten und starker Reprints gewürzt. Klingt erst mal super, oder?
Das kann das neue Set
Ghost Rares fand ich persönlich immer schon eine faszinierende und wirklich außergewöhnliche Seltenheitsstufe. Insofern ist die Freude groß, dass nun auch modernere Karten diese Seltenheitsstufe erhalten haben.
Und auch sonst ist in Ghosts from the Past für jeden was dabei. Wir finden Reprints aus dem Kozmo-Thema, aber auch Metallfose und HELD kommen auf ihre Kosten. Darüber hinaus finden wir Reprints generischer Karten wie etwa Gefahr! Donnervogel! oder eben den bereits erwähnten Ausgeglichenen Zweikampf. Meteorschwarzer Kometendrache beispielsweise erhält seit seinem Release vor über vier Jahren nun seinen ersten Reprint. Zwar handelt es sich hier nicht um eine metarelevante Karte und wir alle wissen, wofür Rotäugige Fusion momentan genutzt wird, nichtsdestotrotz dürfte es Rotäugig-Fans freuen, dass diese elementare Karte nun endlich bezahlbar ist. Viel Geld für eine nicht metarelevante Karte auszugeben, ist nämlich nicht unbedingt ein Spaß.
Ich kann nun unmöglich auf alle der 45 neuen Karten eingehen, aber auf die beiden begehrtesten (sprich: die teuersten) möchte ich dennoch einen kurzen Blick werfen.
Dracheneinheit Remus
Dracheneinheit hat eine lange Tradition im TCG und ist auch momentan wieder relativ relevant, da Dragon Link Dracheneinheit-Ritter Romulus und Dracheneinheit Phalanx spielt. Remus ist, abgesehen von den Ghost Rares natürlich, die teuerste Karte des Sets und das nicht zu unrecht, denn ihre Effekte sind für Dragon Link absolut hilfreich.
Zum einen könnt ihr diese Karte von der Hand auf den Friedhof abwerfen, um euch Drachenschlucht aus dem Deck zu suchen. Im Friedhof ist Remus aber ganz gut aufgehoben, denn wenn ihr ein Dracheneinheit-Monster kontrolliert, könnt ihr ihn von dort spezialbeschwören. So weit, so gut, ein paar Nachteile bringt Remus dann aber doch mit: Zum einen wird er verbannt, wenn er das Feld verlässt, nachdem ihr ihn vom Friedhof beschworen habt. Zum anderen könnt ihr für den Rest des Spielzuges nur noch Drachen aus dem Extra Deck beschwören, was in einem Dragon Link Deck aber nicht so das Problem sein dürfte. Außerdem könnt ihr mit Remus, der ein Empfänger der Stufe 2 ist, nur Dracheneinheit-Monster als Synchrobeschwörung rufen. Ihr seht schon, dass diese Einschränkungen in den entsprechenden Decks absolut zu verschmerzen sind, insofern ist der Preis für Remus sicherlich nicht aus der Luft gegriffen.
Roter Supernova-Drache
Die zweite etwas teurere Karte ist Roter Supernova-Drache, auch wenn diese nur einen Bruchteil des Preises kostet, der für Remus aufgerufen wird.
Dieses Synchromonster der Stufe 12 ist erst einmal recht schwierig zu beschwören: ihr benötigt dafür drei Empfänger und mindestens ein Synchromonster. Allein daran zeigt sich schon, dass Roter Supernova-Drache kein generisches Synchromonster ist, sondern nur entsprechende Decks pusht. Dafür erhält es zu seiner Grund-ATK von 4000 satte 500 für jeden Empfänger im Friedhof dazu, was ihm schnell eine absurde Angriffsstärke von mindestens 5500 beschert, da ihr ja allein für seine Beschwörung schon drei Empfänger investieren musstet. Und dann kann dieses Vieh nicht einmal durch Karteneffekte zerstört werden. Als wäre das nicht schon schlimm genug, verfügt dieses Monster auch noch über einen netten Schnelleffekt: wenn der Gegner einen Monstereffekt aktiviert oder einen Angriff deklariert, könnt ihr diese Karte und alle gegnerischen Karten verbannen. Während eurer nächsten End-Phase beschwört sich Roter Supernova-Drache dann einfach mal selbst aus der Verbannung und das Spiel geht von vorne los.
Auch wenn die Beschwörung dieser Karte sperrig und mühsam ist, wenn sie einmal auf dem Feld liegt, gibt es kaum einen Weg, sie wieder loszuwerden – da hilft dann auch Rotäugiger Dunkler Dragoner nicht weiter.
Die Kritik an Ghosts from the Past
„Das Set ist Schmutz!“, lese ich in einem Beitrag auf YouTube. Ganz so drastisch würde ich es nicht formulieren und diese harschen Worte werden dem Set auch keineswegs gerecht, aber die Kritik an diesem neuen Produkt ist sicherlich gerechtfertigt.
Es war von Anfang an klar, dass die Ghost Rares nicht gerade in hoher Auflage gedruckt werden, die aktuellen Preise, die für einen Dunklen Magier in Ghost Rare etwa 500 Euro betragen, zeigen aber, wie enorm selten die Karten dann doch sind. Die Wahl der Karten finde ich prinzipiell gelungen, auch wenn fraglich ist, ob es schon wieder einen Dunklen Magier gebraucht hätte. Eine Karte wie Schwarz glänzender Soldat – Soldat des Chaos hingegen erhält hier seinen ersten Reprint, was aber dem Preis für dieses Linkmonster nicht gerade gut tut. Der Hauptanreiz, Ghosts from the Past zu kaufen, ist sicherlich die Hoffnung, eine Ghost Rare zu ziehen. Die Chancen stehen aber so schlecht, dass das für viele frustrierend ist und das Set so an Attraktivität verliert. Wenn ihr aber das Glück habt, dann habt ihr einen echten Schatz, von dessen Wiederverkauf man sehr lange profitiert – so kommt ein einziger Dunkler Magier in Ghost Rare preislich gesehen einem aktuellen Top Meta Deck gleich und das ist schon eine Ansage.
Ein zweiter Kritikpunkt liegt in den übrigen Karten des Sets. Wie euch oben aufgefallen sein dürfte, finden sich unter den 127 Ultra Rares nur zwei einigermaßen teure, neue Karten. Und auch die Reprints sind eher von geringem Interesse. Karten wie Hyozanryu sind zwar für ältere Spieler sicherlich ein netter Nostalgie-Faktor, haben aber darüber hinaus keine Relevanz: Weder sind sie spielbar, noch lassen sie sich besonders gut tauschen. Eine Ausnahme stellt hier sicherlich Ausgeglichener Zweikampf dar, die längst einen wirklich bezahlbaren Reprint verdient hat.
In Ghosts from the Past finden sich mit Reparieren und Schrecken von Trishula außerdem zwei Karten, die erst vor zwei Monaten im Structure Deck: Freezing Chains zu finden waren. Ob es nach gerade einmal zwei Monaten einen erneuten Reprint braucht, ist mehr als fraglich. Die Slots wären hier für andere Karten sicherlich besser aufgehoben. Mehr zum neuen Structure Deck findet ihr übrigens hier.
Summa Summarum
Das hauptsächliche Kaufkriterium ist für viele also die Hoffnung, eine Ghost Rare zu ziehen. Gleichzeitig ist das auch der einzige Weg, an diese zu kommen: Wenn ihr nicht gerade sehr gut situiert seid, werdet ihr vermutlich eher keine 300 Euro für einen Blauäugigen alternativen Weißen Drachen ausgeben. Wenn ihr aber bei uns im Shop eine Box erwerbt und tatsächlich eine Ghost Rare zieht, so dürfte das vermutlich die größte Gewinnmaximierung in eurer Yu-Gi-Oh!-Laufbahn sein.
Ghosts from the Past sorgt also für maximalen Nervenkitzel und Spaß beim Öffnen der Booster, bringt uns alte Bekannte und neue Mitstreiter und bietet uns die Chance, finanziell auszusorgen. Ich persönlich finde das attraktiv und kann mich der Intensität der Kritik in den sozialen Medien nicht anschließen, auch wenn die Kritik sicherlich nicht unberechtigt ist.
Euer Hyozan