Yugioh – Wie gut ist Ancient Guardians?

Heute werfen wir einen Blick auf das brandneue Set Ancient Guardians, das gerade erst erschienen ist und uns neue Archetypes und Support für alte Decks mitbringt. Wie gut die neuen Themen sind und welche Yugioh-Decks daraus gebastelt werden, werden schlussendlich natürlich die Zeit und die nächsten Turniere zeigen, eine Tendenz zeichnet sich aber bereits ab. Schauen wir uns aber doch zuerst einmal an, was da eigentlich erschienen ist.

Ein paar Zahlen

Ancient Guardians ist am 6. Mai diesen Jahres erschienen und setzt sich aus insgesamt 60 Yugioh Karten zusammen. Es gibt 10 Ultra Rares, 15 Super Rares und 35 Rares, Commons sind nicht enthalten. Dafür gibt es wieder Collector’s Rares: 15 der enthaltenen Karten könnten ebenfalls in der sehr seltenen und teuren Seltenheitsstufe enthalten sein, die im vergangenen Jahr mit dem Toon Chaos Set zu uns gekommen ist.

Pro Booster erhaltet ihr 1 Foilkarte und 6 Rares. Insgesamt stolze 39 der in diesem Set enthaltenen Karten sind neu, 21 Karten sind als Reprint enthalten, darunter zum Beispiel auch die Zauberkarte Schlangenregen, die ihren ersten Reprint seit ihrem Release im Tactical Evolution aus dem Jahr 2007 bekommt. Warum das so ist, schauen wir uns nun direkt einmal an.

Die Reptilien

Unglaublich aber wahr: Reptilien bekommen endlich einmal Support! Reptiliendecks gibt es schon lange, aber niemand spielt sie wirklich, denn sie sind einfach nicht gut.

Das Thema rund um Vennominon der König der giftigen Schlangen und Vennominaga die Gottheit der giftigen Schlangen existiert seit 2007, die beiden Karten waren damals im Tactical Evolution Set sogar in Ultra Rare und Secret Rare enthalten. Wirklich etwas reißen konnten die Decks nie und gerieten massiv in Vergessenheit. Nun wird das Thema durch neuen Support neu aufgelegt und erhält gleichzeitig Unterstützung durch einen ganz neuen Archetype. Das Achtheit-Thema versteht sich als Hommage an dieses alte Thema und schlägt gleichzeitig gänzlich neue Wege ein.

Das Thema rund um die neuen Reptilien basiert vor allem auf Effekten, die sich im Friedhof aktivieren oder im Stile einer Handtrap dorthin befördert werden können. Gleichzeitig erhalten einige der Monster einen Effekt, wenn sie vom Friedhof spezialbeschworen werden. Die grundlegende Mechanik ist also recht vielversprechend und Decks, die den Friedhof als aktive Ressource mit einbeziehen, bergen üblicherweise ein recht solides Potenzial. In diesem Zusammenhang verspricht auch Schlangenregen endlich relevant zu werden – oder zumindest einigermaßen.

Nunu und Nauya

Nunu, der Achtheits-Überrest beispielsweise könnt ihr von der Hand auf den Friedhof legen, um dann ein FINSTERNIS-Reptil vom Deck hinterherzuschicken. Da Nunu LICHT ist, könnt ihr auf diese Weise die bekannten Chaos-Karten wie etwa Chaosdrache Levianier erwägen. Das entsprechende Gegenstück Nauya, der Achtheits-Überrest hilft euch hierbei ebenfalls gut weiter.

Aron und Amunessia

Die neuen „großen“ Monster findet ihr in Gestalt von Aron, der Achtheits-König und Amunessia, die Achtheits-Königin. Aron erlaubt es euch, eine wahllose Karte von der gegnerischen Hand abzuwerfen, wenn der Gegner außerhalb der Draw Phase eine Karte zieht. Außerdem kann er ein Reptil aus dem Deck suchen und der Hand hinzufügen. Der Nachteil dabei: Um ihn vom Friedhof spezialbeschwören zu können, müsst ihr zwei Monster opfern, was den eigentlich guten Effekt des Königs dann doch gleich wieder relativiert.

Dieselben Beschwörungsbedingungen hat auch die Königin. Wenn der Gegner ein Monster vom Friedhof spezialbeschwört, könnt ihr mit ihrer Hilfe eine gegnerische Karte vom Feld auf den Friedhof schicken (ohne zu zielen). Wenn eine gegnerische Monsterkarte von der Hand oder dem Deck auf den Friedhof geschickt wird, könnt ihr ein Reptil vom Friedhof beschwören.

Ogdoabyss, der Achtheits-Oberherrscher

Um ihn vom Friedhof spezialzubeschwören, müsst ihr sogar drei Monster als Tribut entrichten. Belohnt werdet ihr mit einer Attackenstärke von 3100 und dem Schnelleffekt, einmalig alle Monster auf dem Feld auf den Friedhof zu befördern. Ausgenommen sind solche, die von dort spezialbeschworen worden sind. Das ist nett, denn zum einen zerstört dieser Effekt nicht, sondern sendet, zum anderen zielt er nicht.

Leider wird sich das Achtheit-Thema aber wohl kaum durchsetzen können und das liegt an zwei ganz entscheidenden Faktoren:

Zum einen funktioniert dieses Deck nur, solange die Monster auch tatsächlich Reptilien sind. Eine Karte wie Zombiewelt, die bekanntlich alle Monster auf dem Feld und in den Friedhöfen in Zombies verwandelt, macht dieses Deck absolut unspielbar. Sicher, Zombies haben keine Metarelevanz und werden demnach aktuell nicht viel gespielt – Eldlich stellt hier die Ausnahme dar, aber diese Decks kommen üblicherweise ohne Zombiewelt aus – aber auch gegen Dragon Link ist Zombiewelt nicht die schlechteste Strategie und dieses Deck kann immerhin noch etwas spielen, auch wenn alle Monster Zombies sind. Achtheit nicht.

Zum anderen hat man die neuen Reptilien mit derartigen Einschränkungen versehen, dass sie trotz grundsätzlich passabler Effekte nicht sehr attraktiv sind. Aleirtt beispielsweise gibt dem Gegner bei Beschwörung ein Monster vom Friedhof auf die Hand zurück und schenkt ihm somit im schlechtesten Fall eine Handtrap, im besten Fall eine elementare Schlüsselkarten für seine Strategie.

Solfakkord

Besser sieht es da schon beim neuen Pendulum-Archetyp aus. Die kleinen Monster teilen sich einen recht schlechten Pendeleffekt, der schlicht besagt, dass themeneigene Pendelbeschwörungen nicht annulliert werden können. Zusätzlich erhalten die Pendelmonster einen Monstereffekt, wenn die Pendulum-Scale in der Pendelzone gerade bzw. ungerade ist – das variiert je nach Monster, ihr müsst eure Spielzüge also gut planen.

Die Solfakkord-Monster mit höherem Level teilen sich ebenfalls einen Pendeleffekt, der dem Gegner verbietet, Monstereffekte, Zauber- oder Fallenkarten zu aktivieren, wenn ihr eine Pendelbeschwörung durchführt.

Doch auch davon abgesehen sind die höherstufigen Pendelmonster nicht von schlechten Eltern, denn ihre Effekte erlauben es euch, gegnerische Monstereffekte zu annullieren, Karten zu suchen oder gegnerische Karten zu verbannen. Zusätzlich dazu erhalten die Pendelmonster weitere Effekte, wenn eure Pendulum Scale entsprechend gerade oder ungerade ist. Gerade diese stärkeren Monster sind es übrigens, die es außerdem in Collector‘s Rare zu ziehen gibt. Andernfalls sind sie entweder Ultra Rare oder Super Rare, zwei schwächere Monster auch nur Rare.

Unterstützung gibt es durch eine Reihe von Zauberkarten und einer Falle, die suchbar ist und es im Gegensatz zur Falle der neuen Reptilien sogar wirklich bringt. Generell sind Fallen im aktuellen Format aber kritisch zu bewerten, da sie oft einfach zu langsam sind. Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel und Fallen wie Unendliche Unbeständigkeit und Ausgeglichener Zweikampf sind absolut starke Handtraps. Letztere hat übrigens gerade erst einen Reprint in Ghosts from the Past bekommen, erstere ihren letzten in Maximum Gold.

Ursarktisch

Hinter diesem neuen Archetype verbirgt sich eine Reihe von WASSER-Monstern vom Typ Ungeheuer oder Ungeheuer-Krieger, wie der Name ja vielleicht schon vermuten lässt.

Dieses neue Themendeck hält einige Kuriositäten für uns bereit. Hier gibt es vor allem Synchromonster, diese können aber nicht als Synchrobeschwörung beschworen werden. Ihre Beschwörung wird stattdessen als reguläre Spezialbeschwörung betrachtet. Neu ist, dass das verwendete Material eine Leveldifferenz aufweisen muss. Charakteristisch ist außerdem, dass der Empfänger, anders als sonst üblich, oft eine Stufe von mindestens 8 haben muss. In diesem Zusammenhang erhalten wir auch das erste Synchromonster-Monster mit einer Stufe von 1, was bisher rein rechnerisch einfach nicht möglich war.

Natürlich liefert Ancient Guardians die benötigten Empfänger gleich mit: In Gestalt von Ursarktischer Megakragen, Ursarktischer Megagrizzley und Ursarktischer Megaeis kommen drei Empfänger der Stufe 8, die recht simpel von der Hand spezialbeschworen werden können. Diese Beschwörung funktioniert sogar als Schnelleffekt. Wenn ihr dann bereits ein Ursarktisch-Monster kontrolliert, könnt ihr mithilfe dieser drei entweder ein gegnerisches Monster in die verdeckte Verteidigungsposition bringen, eine gegnerische Zauber- oder Fallenkarte zerstören oder eine Karte vom Friedhof des Gegners verbannen, was gegen viele Decks interessant sein dürfte. Zwar könnt ihr in diesem Spielzug dann nur noch Monster mit einer Stufe spezialbeschwören (Xyz- und Linkmonster fallen also weg), das ist aber nicht weiter tragisch, denn das Thema hilft sich hier selbst ganz gut weiter. Wenn ihr die drei Empfänger im gegnerischen Zug aktiviert, könntet ihr dann im eigenen Spielzug sogar Linkmonster oder Xyz-Monster beschwören, im Allgemeinen werdet ihr auf diese Karten im Extra Deck jedoch verzichten.

Das Thema bringt außerdem eine Reihe unterstützender Zauberkarten mit, unter anderem auch die Spielfeldzauberkarte Ursarktischer Großer Wagen. Sie verhindert, dass ihr ein Monster als Tribut entrichten müsst, um einen Ursarktisch-Effekt zu aktivieren, was in diesem Fall vor allem euren Händen gut tun dürfte. Stattdessen müsst ihr eine entsprechende Karte vom Friedhof verbannen, was aber das geringere Opfer ist. Außerdem könnt ihr die Kontrolle über ein gegnerisches Monster übernehmen. Dieser Effekt zielt allerdings und setzt sieben vorangegangene Spezialbeschwörungen voraus, was aber in einem Deck, das im gegnerischen Spielzug Beschwörungen durchführt, zu bewältigen sein dürfte. Dafür dürft ihr das übernommene Monster behalten und müsst es nicht am Ende des Zuges zurückgeben, wie das sonst oft der Fall ist.

Interessant ist hier auch die Permanente Fallenkarte Ursarktische Fünffach-Ladung. Ihre Effekte kosten euch zwar jeweils 700 Lebenspunkte, das ist aber zu verschmerzen, denn ihr dürft entweder ein themeneigenes Monster vom Friedhof zurück auf die Hand holen, was natürlich vor allem für die Empfänger spannend ist. Oder ihr könnt zwei Monster tributieren und eine Spezialbeschwörung aus dem Extra Deck vornehmen, natürlich auch im gegnerischen Zug.

Spannend ist hier aber vor allem auch der Zusatzeffekt. Wenn euer Ursarktisch-Monster durch Kampf zerstört wird, muss der Gegner so viele Karten von seiner Hand, seinem Feld und seinem Friedhof zurück ins Deck mischen, bis er insgesamt nur noch 7 hat. Das ist durchaus ernstzunehmen, denn das raubt massiv Ressourcen, leert das gegnerische Board und limitiert seine Optionen im nächsten Spielzug scharf. Besonders effektiv ist das natürlich bei Decks, die den Friedhof aktiv mit einbeziehen, wie etwa die Schattenpuppen, Zombies, Dragon Link oder Eldlich. Da bringt dann auch durch Töpfe oder Sucheffekte generierter Kartenvorteil nicht mehr viel.

Ein Fazit

Nachdem Ghosts from the Past die Erwartungen vieler Spieler nicht erfüllen konnte, kommt mit Ancient Guardians ein zweites Frühlings-Set in den Handel. Dieses bringt uns drei neue Archetypen und insgesamt 39 neue Karten. Das ist auf jeden Fall vielversprechend und vor allem der neue Ursarktisch-Archetyp dürfte für Aufmerksamkeit sorgen: Nicht nur werden dadurch Synchromonster wieder deutlich präsenter, wir bekommen auch eine, zumindest formal, neue Form der Beschwörung. Gleichzeitig erlaubt uns das Deck, umfangreich während des gegnerischen Spielzuges zu agieren, was stark an die Streichbuben erinnert, die momentan ja sehr erfolgreich unterwegs sind.

Achtheit hingegen wirkt auf den ersten Blick vielversprechend: Die Karten verfügen über ein tolles Artwork, Vennominon und Vennominaga erleben eine Renaissance, was sicherlich vor allem ältere Spieler freuen dürfte, und das Reptilien-Thema scheint endlich zu einem ernstzunehmenden Deck zu avancieren. Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch, dass die potenziell guten Effekte meist derartig große Einschränkungen oder Vorteile für den Gegner mitbringen, dass ich mir derzeit nicht vorstellen kann, dass das Deck im kompetitiven Bereich viel reißen wird. Als Fan der alten Karten und jemand, der in grauer Vorzeit auch mal sehr erfolglos versucht hat, das Gift-Thema rund um Vennominon und Vennominaga zu spielen, würde ich Achtheit den Erfolg aber von Herzen gönnen.

Falls ihr Ideen oder Meinungen zu den neuen Archetypes habt, lasst es mich doch in den Kommentaren wissen, vielleicht habt ihr ja eine Idee, wie sich gerade das Achtheit-Thema dann doch behaupten kann – vielleicht in einer Symbiose mit der Höhle der Finsternis?

Euer Hyozan

Über Hyozan

Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

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