Im Dezember erschien das Set Genesis Impact. Und wie der Name schon verspricht, ist der Impact auf das Format tatsächlich entsprechend groß. Das neue Set aus dem Hause Konami bringt uns nämlich den Drytron-Archetype ins TCG. Schon kurz nach Erscheinen des Themas macht es auch schon ordentlich von sich reden und belegt bei der LCS – IX gleich mal den zweiten Platz. Höchste Zeit also für uns, dieses Yugioh-Deck einmal genauer zu betrachten.
Was ist Drytron?
Der Kern des Decks besteht aus einer Reihe von Level 1 Monstern, die jedoch nicht normalbeschworen oder gesetzt werden können. Dafür verfügen sie alle über eine ATK von 2000 und eine DEF von 0. Beschworen werden sie mit anderen Karten des Archetypes oder indem ihr ein Ritual- oder Drytronmonster von der Hand oder vom Feld als Tribut anbietet. Ausgehend von diesen Beschwörungseffekten handelt es sich bei Drytron um ein Ritualdeck, das natürlich auch über entsprechende Searcher verfügt. Obwohl Ritualdecks sonst den Ruf haben langsam zu sein und Ritualbeschwörungen wirklich sperrig und nervig sind, lässt sich Drytron schnell spielen und ihr bekommt eure Bossmonster trotz Ritualbeschwörung schnell aufs Feld. Ihr generiert also mit diesem Deck recht stabil Feldvorteil und könnt dann entsprechend in starke Linkmonster übergehen – diese werden hier auch primär im Extra Deck gespielt.
Das Deck
Wie bereits erwähnt, konnte Drytron unmittelbar nach Release bereits erste große Erfolge verzeichnen und wird sicherlich in nächster Zeit noch ein bisschen nachlegen. Aktuell streiten Drytron und Virtualwelt um den Titel des stärksten Decks des Formats. Wir schauen uns heute das Deck von Jesse Kotton an, der auf der LCS im Dezember den zweiten Platz belegte. Das will schon was heißen, denn die Konkurrenz schickte neben Virtualwelt auch Dogmatika, Invoked und Zoodiak ins Rennen, die allesamt momentan richtig stark sind.
Monster (26) | Zauber (14) | Extra Deck (15) | Side Deck (15) |
3x Artefakt Longinuslanze 3x Cyberengel – Benten 1x Cyberengel – Natasha 1x Morgenröteritter 3x Drytron Alpha Thuban 1x Drytron Beta Rastaban 2x Drytron Delta Altais 1x Drytron Gamma Eltanin 1x Drytron-Meteonis Draconiden 3x Drytron Zeta Aldhibah 1x Eva 3x Herold des orangen Lichts 1x Herold des violetten Lichts 1x Manju der zehntausend Hände 1x Herrscher der Eitelkeit | 3x Cyber-Notfall 3x Drytron-Fafnir 3x Drytron-Nova 1x Törichtes Begräbnis 1x Meteonis-Drytron 3x Vorbereitung der Riten | 1x Zugangskodier-Sprecher 1x Cyber Drache Nova 1x Göttliches Arsenal AA-Zeus – Himmelsdonner 1x Ältestes Wesen N’tss 1x Geonator-Vertauscherin 1x Herold des trügerischen Lichts 1x Beschworener Mechaba 1x Kikinagashi Fucho 1x Albtraumritter Zerberus 1x Albtraumritter Phönix 1x Albtraumritter Einhorn 1x Linkuriboh 1x Lyrikliedervogel – Versammelte Nachtigall 1x Aufgegebene Seele 1x Transportverbund | 3x Aschenblüte & freudiger Frühling 3x Kauz & Schlossvogel 3x Nibiru, das Urwesen 2x Kosmoszyklon 3x Zwillings-Twister 1x Roter Neustart |
Drytron Alpha Thuban, Drytron Beta Rastaban, Drytron Gamma Eltanin, Drytron Delta Altais, Drytron Zeta Aldhibah
Da es viele Karten gibt, auf die ich heute eingehen möchte und den Rahmen dieses Artikels und eure Konzentration nicht überstrapazieren will, fasse ich die Drytron-Monster zusammen. Das bietet sich vor allem an, weil sie ähnliche Werte und Effekte teilen: sie alle sind Stufe 1, sie alle haben eine ATK von 2000 und eine DEF von 0 und sie alle können nicht als Normalbeschwörung beschworen werden. Stattdessen beschwören sich die Licht-Maschinen selbst durch ihren jeweiligen Effekt von der Hand oder sogar vom Friedhof. Da dieses Themendeck auf Ritualbeschwörungen ausgelegt ist, besitzen diese Monster in der Regel noch einen netten Sucheffekt. So kann Alpha Thuban ein Ritualmonster aus dem Deck suchen und der Hand hinzufügen, Zeta Aldhibah sorgt hingegen für die nötigen Ritualzauberkarten. Delta Altais lässt euch eine Karte ziehen, wenn ihr eine Ritualzauberkarte oder ein Ritualmonster vorzeigen könnt und Gamma Eltanin lässt euch ein Drytron-Monster mit 2000 ATK vom Friedhof spezialbeschwören und schont so eure Ressourcen. Im Grunde sind die Drytron-Monster als Helfer anzusehen, die eure Ritualbeschwörungen begünstigen, dem Deck Geschwindigkeit verleihen und als Material für eure starken Link- oder Ritualmonster herhalten.
Drytron-Meteonis Draconiden
Wo wir gerade bei starken Ritualmonstern sind: Drytron-Meteonis Draconiden ist mitunter eine der größten Hürden, die es im Kampf gegen dieses Deck zu überwinden gilt. Seine Werte von 4000 ATK und DEF sind schon stattlich, gleichzeitig kann der Gegner diese Karte nicht als Ziel für Monstereffekte wählen. Unter gewissen Voraussetzungen kann dieses Monster dann auch noch alle als Spezialbeschwörung beschworenen Monster einmal angreifen. Zu allem Überfluss verfügt Draconiden dann auch noch über einen Schnelleffekt, der gegnerische Karten auf den Friedhof befördert. Dafür muss man allerdings ein bisschen rechnen können, weshalb ich persönlich dieses Deck wohl nie spielen werde (abgesehen davon, dass ich kein Fan von Ritualbeschwörungen bin und auch mit Nekroz nie viel anfangen konnte).
Den Gegner stören
Bevor wir uns den Zauberkarten dieses Decks zuwenden, verweilen wir noch kurz bei den restlichen Monstern. Es fällt auf, dass dieses Deck nicht so sehr auf die klassischen Handtraps setzt, wie man das aktuell vielleicht gewohnt sein mag. Artefakt Longinuslanze ist zunehmend häufig zu sehen und hat in einem Format, in dem viel mit dem Verbannen von Karten gearbeitet wird, absolute Berechtigung. Man stelle sich nur vor, was ein Dinosaurier-Deck macht, wenn es einen ganzen Spielzug lang nicht verbannen kann. Oder Virtualwelt. Oder Eldlich.
Statt auf Unendliche Unbeständigkeit oder Effektverschleierin setzt Jesse Kotton auf Herold des orangen Lichts, der zu allem Überfluss auch noch durch Eva gesucht werden kann. Liegt auch erst einmal Herrscher der Eitelkeit auf dem Feld, dürften die Optionen des Gegners gegen Null gehen, denn diese Karte verhindert, dass der Gegner Spezialbeschwörungen durchführt.
Wir werden uns diesem Thema noch einmal später widmen, wenn wir einen kurzen Blick auf das Side Deck werfen. Jetzt geht es erst einmal weiter mit den Zauberkarten.
Drytron-Nova und Cyber-Notfall
Neben den netten Sucheffekten der Drytron-Monster helfen auch Zauberkarten dabei, spielfähig zu bleiben. Die archetypeeigene Zauberkarte Drytron-Nova ist recht teuer, darf aber in einem Drytron-Deck natürlich nicht fehlen. Mit ihr könnt ihr ein beliebiges Drytron-Monster direkt aus dem Deck beschwören. Dieses wird zwar während der End Phase zerstört, das ist aber absolut irrelevant, denn ihr werdet das beschworene Monster gar nicht lange genug auf dem Feld behalten, damit dieser Fall eintritt. Natürlich ist diese Karte hard once per turn, aber sie genügt, um eure Drytron-Engine in Gang zu setzen.
Cyber-Notfall hingegen ist keine neue Karte und gehörte ursprünglich ins Cyber Drachen Deck. Da sie aber wie geschaffen für Drytron ist, wird sie dort mehrfach gespielt. Man könnte dieser Karte somit eine gewisse Metarelevanz zusprechen. Mit ihr könnt ihr eurer Hand ein Licht Maschine-Monster vom Deck hinzufügen, das nicht als Normalbeschwörung beschworen werden kann und das trifft bekanntlich absolut auf Drytron zu. Wenn die Aktivierung dieser Karte annulliert wird, könnt ihr sie zurück auf die Hand nehmen, indem ihr eine Karte abwerft und auch das spielt Drytron ungemein zu. Achtet hierbei aber unbedingt auf eine korrekte Anwendung der Regel: Zwar könnt ihr Cyber-Notfalls Sucheffekt mit Aschenblüte & Freudiger Frühling annullieren, ihr annulliert dabei aber nur den Effekt und nicht die Aktivierung selbst! Das bedeutet, dass der Anwender von Cyber-Notfall sich diese nicht zurück auf die Hand holen kann, wenn Aschenblüte abgeworfen wurde.
Drytron-Fafnir
Wenden wir uns nun noch zwei Zauberkarten des Archetypes zu. Wie viele andere Decks setzt auch Drytron auf eine Spielfeldzauberkarte. Jesse Kotton spielt diese dreimal, verzichtet aber sinnvollerweise auf Sucher wie Landformen oder Metaversum.
Bei Aktivierung könnt ihr euch eine Drytron Zauber- oder Fallenkarte vom Deck suchen und sie der Hand hinzufügen. Gleichzeitig kann die Aktivierung von Ritualzauberkarten nicht annulliert werden, was gewährleistet, dass ihr eure Monster auch ohne Störungen durch den Gegner aufs Feld bekommt. Außerdem könnt ihr die Stufe eines Monsters, das als Normal- oder Spezialbeschwörung beschworen wurde, reduzieren. Das geht aber nur, wenn ihr bereits ein Drytron-Monster kontrolliert, was aber als Bedingung nicht wirklich schwer zu erfüllen ist.
Meteonis-Drytron
Hier nun ist sie endlich, die Ritualzauberkarte dieses Decks. Der Singular ist hier übrigens wörtlich zu verstehen, denn der Zweitplatzierte spielt in diesem Deck insgesamt exakt ein einzelnes Exemplar einer einzelnen Ritualzauberkarte. Wenn ihr bisher nicht überzeugt davon wart, dass dieses Deck anders funktioniert als andere Ritualdecks, dann seid ihr es hoffentlich jetzt. Warum das so ist, erkläre ich später, jetzt schauen wir uns erst einmal den Effekt von Meteonis-Drytron an.
Zunächst einmal funktioniert diese Karte als Ritualzauberkarte absolut generisch. Mit ihr könnt ihr jedes beliebige Ritualmonster von der Hand oder sogar dem Friedhof beschwören, auch abseits des Drytron-Themas. Obwohl, so ganz abseits dann doch nicht, denn ihr müsst als Tribut Maschinenmonster vom Feld oder eurer Hand entrichten. Die addierte ATK der Tribute muss dabei mindestens gleich der ATK des zu beschwörenden Ritualmonsters sein. Damit wäre nun auch geklärt, welche Bedeutung die hohe ATK der Stufe 1 Drytrons hat, denn anders als bei üblichen Ritualdecks richtet sich der Tribut nach der ATK und nicht nach der Stufe.
Der Grund, warum Jesse Kotton diese Zauberkarte nur einmal spielt, klärt sich mit dem weiteren Effekt: Wenn Meteonis-Drytron nämlich im Friedhof liegt, könnt ihr eines eurer Drytron-Monster bis zum Ende des gegnerischen Spielzuges 1000 ATK verlieren lassen und die Ritualzauberkarte zurück auf die Hand holen. Dieser Effekt zusammen mit ihrer Suchbarkeit durch diverse andere Karten und eine dreifache Ausführung von Vorbereitung der Riten machen es überflüssig, Meteonis-Drytron mehr als einmal zu spielen – so kann sie schon nicht bricken, was bei anderen Ritualdecks natürlich auch gerne mal der Fall ist.
Das Extra Deck
Im Grunde ist Drytron nicht unbedingt auf ein Extra Deck angewiesen. Topf der Extravaganz oder der bisher nur im OCG existente Pot of Disparity wären also denkbare Karten für dieses Deck. Jesse Kotton setzt im Extra Deck größtenteils auf Linkmonster, schützt sich aber auch gegen Dogmatika. Das solltet ihr unbedingt auch tun, denn zum einen ist die Dogmatika-Engine im kompetitiven Bereich einfach stark vertreten und zum anderen habt ihr auf jeden Fall den Platz für Cyber Drache Nova, Ältestes Wesen N’Tss und Beschworener Mechaba.
Das Side Deck
Vorhin haben wir ja bereits über die Möglichkeiten den Gegner zu stören gesprochen. Im Side Deck setzt Jesse Kotton jetzt ganz klassisch auf die bekanntesten Handtraps. Da findet sich Ascheblüte & Freudiger Frühling, da findet sich Kauz & Schlossvogel, der vor allem Invoked-Decks Schmerzen bereiten dürfte, da diese überdurchschnittlich viel suchen. Wir sehen hier auch Nibiru, das Urwesen, um die gegnerische Feldpräsenz zu minimieren und einiges an Vorsorge gegen lästige Zauber- oder Fallenkarten. Insgesamt scheint der Zweitplatzierte hier alles zu lagern, was potenziell wichtig ist und beschränkt sich im Main Deck auf das für ihn Wesentliche, obwohl drei Artefakt Longinuslanzen wohl erst einmal ungewöhnlich anmuten.
Die Erfolge dieses Decks sprechen für sich, günstig ist das aber, wie eigentlich alle Meta-Decks, nicht. Insgesamt werdet ihr sicher über 400 Euro für dieses Deck hinlegen müssen, falls sich Preisspitzen wie Drytron-Nova oder Göttliches Arsenal AA-Zeus – Himmelsdonner nicht sowieso schon in eurem Besitz befinden. Belohnt werdet ihr mit einem Deck, das an der Spitze des Formats mitmischen kann und den Gegner durch 10-minütige Combo-Züge in den Wahnsinn treibt.
Viel Spaß dabei!
Euer Hyozan