Du drückst dich, eine Entschuldigung murmelnd, an einem Pulk glühweintrickender Senioren vorbei und bahnst dir den Weg durch Einkaufstaschen, Kinderwägen und Wintermäntel hinein ins nächste Kaufhaus. Ratlos suchst du einen Mitarbeiter, aber die sind rar und gut versteckt, also ziehst du auf eigene Faust los, um das Produkt der Begierde zu finden. Noch drei Tage bis Weihnachten, was soll schon schiefgehen? Spielwarenabteilung, dritter Stock. Rolltreppe defekt, also laufen. Im Wintermantel. Oben angekommen die nächste Hürde: die Produkte stehen hinter Glas, natürlich abgeschlossen. Die Mitarbeiter an der Kasse sind ausgelastet, Hilfe immer noch rar, immer noch gut versteckt. Also warten. Immerhin lässt die Scheibe zu, dass du dich schon mal mit der Ware dahinter auseinandersetzt. Yugioh-Karten sollen es sein, für den Jüngsten. Viel ist nicht mehr da, ein einsames Booster glitzert dir entgegen, und was ist eigentlich in dieser goldenen Metallbox drin?
Für alle verzagten Eltern, für Yugioh-Neulinge und für alle, die einen Überblick über das Yu-Gi-Oh!-Jahr 2022 haben wollen, ist dieser Artikel.
Was ist eigentlich Yu-Gi-Oh!?
Vielleicht seid ihr mit der komplexen Materie der Yugioh-Welt vertraut, dann könnt ihr euch diesen Abschnitt sparen. Allen anderen möchte ich einen kurzen Abriss über das Spiel geben.
Yugioh ist ein sogenanntes Trading Card Game. Das ist ein Kartenspiel mit komplexen Regeln, bei dem jeder Spieler sich ein ganz eigenes Deck zusammenstellt. Die Karten dafür gibt es in verschiedenen Produkten: es gibt Sets, deren Inhalt bekannt ist und die gezielt aufgrund enthaltener Karten gekauft werden. Und es gibt Sets, sogenannte Booster, die zufällige Karten enthalten und wo man nur mit Glück an die spielstärksten Karten kommt. Diese beiden Arten der Sets zu unterscheiden, ist nicht immer ganz einfach, dafür gibt es diesen Guide.
Spielstarke Karten sind leider oft auch seltene Karten und seltene Karten sind teure Karten. Je nachdem, wie professionell man dieses Spiel betreiben möchte, kann ein Deck schnell mehrere hundert Euro kosten, aber auch günstigere Decks machen Spaß und können erfolgreich Siege einfahren.
Vorab müsst ihr also klären, wen ihr beschenken wollt: habt ihr es mit einem Turnierspieler zu tun, wird der kaum Bedarf an einem Anfängerset haben und andersrum: jemand, der sich eben erst an Yugioh herantastet, benötigt wohl eher erst einmal ein spielbares Deck und kann mit noch so wertvollen Einzelkarten nicht viel anfangen. Ein Sammler hingegen interessiert sich eher für Booster, denn dort hat er die Chance, seltene Karten zu ziehen und kann mit einem Set, das bekannte Karten enthält, wohl eher nicht viel anfangen.
Um die Auswahl übersichtlich zu halten, stelle ich euch nun meine 5 Favoriten des Jahres vor:
Tin of the Pharaoh‘s Gods
Jedes Jahr erscheint eine Metallbox mit den besten Karten der vergangenen 12 Monate. Diese sogenannte Mega Tin ist deswegen so beliebt, weil sie seltene Karten neu auflegt und dadurch bezahlbarer macht.
Jede Box enthält 3 Packs mit insgesamt 18 Karten. Ihr wisst beim Kauf zwar, dass jede Box 3 Rares, 6 Super Rares, 6 Ultra Rares und 3 Prismatic Secret Rares enthält, welche Karten das konkret sind, ist aber Zufall. Trotzdem habt ihr hier die Gewissheit, beim Kauf einer Box 15 glitzernde Karten zu bekommen. Insofern ist die Tin of the Pharaoh‘s Gods für jeden etwas: die Sammler erhalten glitzernde Karten für ihre Ordner und haben die Chance, seltene und teure Karten zu ziehen, Anfänger bauen sich schnell einen Kartenpool mit durchaus spielstarken Karten auf und aktive Spieler können eventuell die ein oder andere Lücke in ihren Decks mit Karten schließen, die bisher einfach zu teuer gewesen sind.
Wer mehr über die Mega Tin erfahren möchte, der sei auf mein Review zu diesem schönen Produkt verwiesen.
Das Structure Deck: Albaz Strike
Im April sorgte das Structure Deck: Albaz Strike für einen ziemlichen Hype. Ein Structure Deck ist ein vorkonstruiertes Deck, das theoretisch sofort eingesetzt werden kann. In der Vergangenheit haben viele Themen durch ein Structure Deck neue Spielbarkeit bekommen, aber kaum einmal hat eines dieser vorgefertigten Decks wirklich Auswirkungen auf das Turniergeschehen gehabt. Das war hier anders und durch weiteren Support ist das Thema nach wie vor ein beliebtes Deck.
Um das Deck wirklich spielen zu können, ist es eigentlich unerlässlich, das Structure Deck: Albaz Strike dreimal anzuschaffen und sich daraus ein eigenes Deck zusammenzustellen. Das wird dann zwar auch noch keine Turniere gewinnen, dank einiger Reprints sind die fehlenden Karten aber mittlerweile wirklich bezahlbar.
Das Structure Deck ist also wunderbar geeignet für alle, die auf Turnieren spielen wollen oder sich mit einem kleinen Budget ein ernsthaftes Deck zusammenstellen wollen. Sammler dürften an dem Set weniger Freude haben, denn die enthaltenen Karten sind bekannt und damit nicht viel wert.
Wer mehr über eines der besten Structure Decks aller Zeiten erfahren möchte, der möge HIER klicken.
Ghosts from the Past: The 2nd Haunting
Anders sieht es da mit der zweiten Runde der Ghosts from the Past Box aus. Hier könnt ihr mit sehr viel Glück die begehrten Ghost Rares ergattern. Schön ist, dass diese hier öfters enthalten sind als im Vorgänger, dafür ist deren Wert aufgrund der höheren Seltenheit aber geringer. Trotzdem: für passionierte Fans und Sammler ist es schon etwas Besonderes, eine Ghost Rare zu besitzen.
In jeder Box findet ihr vier Booster mit jeweils fünf Karten. Alle Karten des Sets sind Ultra Rares, sodass euch eine einzelne Box schon um 20 glitzernde Karten reicher macht.
Zwar seid ihr beim Ziehen der Karten etwas auf euer Glück angewiesen, das Set beinhaltet aber so viele gute Reprints und auch neue Karten, dass eigentlich für jeden etwas dabei ist.
Das Set setzt sich zusammen aus nostalgischen Retro-Karten und spielstarken Meta-Karten. Mit an Bord sind zum Beispiel Aluber der Narr von Despia, der nun auch in der Mega Tin einen Reprint bekommen hat und für Despia-Decks als zentraler Sucher Pflicht ist.
Aber auch neue Karten wie Chaos Grepher oder Kalliberende-Drache sind hier dabei.
Ghosts from the Past: The 2nd Haunting ist ein Set für Nostalgie-Fans und Sammler, aber auch für kompetitive Spieler ist die ein oder andere Karte interessant. Wer sich nicht auf sein Glück verlassen möchte und ein Auge auf gezielte Karten geworfen hat, ist mit den Einzelkarten aber sicher besser dran.
Einen ausführlicheren Blick auf das spannende Set könnt ihr HIER riskieren.
Darkwing Blast
Darkwing Blast ist das neue Boosterset, das in vielerlei Hinsicht das Meta-Game verändert hat. Zum einen gibt es hier spannenden Support für Spright, eines der momentanen Top-Decks, aber auch das etwas aus der Mode gekommene Deck Despia erhält starken Support und ist seitdem wieder im aktiven Spiel präsent.
Darkwing Blast enthält natürlich, wie das bei jedem Set ist, einige Spitzen-Karten, die Spitzen-Preise erzielen. Für Sammler besonders interessant dürften die fünf Starlight Rares sein, die in den Boostern enthalten sein können. Diese separat zu kaufen, ist kaum lukrativ, stattdessen kann es sich hier lohnen, einzelne Booster oder Displays zu kaufen und auf ein glückliches Händchen beim Ziehen zu hoffen.
Darkwing Blast ist ein Set für alle, die auf Spannung stehen und Spaß am Öffnen von Boostern haben. Ob das Sammler oder Spieler sind, ist eigentlich egal, denn jeder freut sich über seltene Karten. Wenn ihr ein ganzes Display kauft, erhaltet ihr zuverlässig Secret Rares, Ultra Rares und Super Rares, bei einzelnen Boostern könnt ihr auch Pech haben, wenn aus dem entsprechenden Display die Secret Rares schon gezogen worden sind. In ganze Displays zu investieren, folgt also einer gewissen Kalkulation.
Weitere Infos zu Darkwing Blast findet ihr in meinem Artikel.
Magnificent Mavens
Heiß ersehnt und zugleich gefürchtet war der Release dieses Sets. Ersehnt, denn hier finden sich einige Karten, die lange auf einen bezahlbaren Reprint warten mussten. Gerade Schwarz glänzender Soldat – Soldat des Chaos oder Blauäugiger Abgrunddrache waren unverhältnismäßig teuer und sind nun bezahlbar.
Gefürchtet, denn in Magnificent Mavens finden sich Feen, die inhaltlich der Figur Ishizu Ishtar aus der Battle City Staffel des Animes zugeordnet werden, im tatsächlichen Spiel aber starken Support für das Tränenklage-Deck darstellen. Während auf vergangenen Turnieren Spright grundsätzlich die bessere Figur gemacht hat, ist Tränenklage seit dem Support das neue Top-Deck.
Zu den vier Packs mit jeweils fünf glitzernden Karten erhaltet ihr satte 70 Kartenhüllen mit tollen Artworks auf der Rückseite.
Magnificent Mavens ist ein Set für alle: Sammler werden wohl auf die seltenen Pharaoh‘s Rares setzen, aktive Meta-Spieler werden sich den erwähnten Ishizu-Support anschaffen wollen, Gelegenheitsspieler freuen sich über spielstarke Reprints und Anfänger bekommen sowohl Material für ihre Sammlung als auch Hüllen und spielstarken Unterstützung für ihr Deck. Mehr zum Set erfahrt ihr HIER.
Nichts dabei? Keine Sorge!
Vielleicht sehen eure Top-Produkte des Jahres ja ganz anders aus und ihr könnt mit den oben aufgeführten Sets gar nicht so viel anfangen. Daher möchte ich euch unabhängig von meinen persönlichen Präferenzen zeigen, was es dieses Jahr noch so gab:
Boosterserien
Oben habe ich nur Darkwing Blast angesprochen, aber natürlich hat das Jahr viel mehr bereitgehalten:
Im Januar kam als erstes Set des Jahres The Grand Creators zu uns und mit ihm die potente Abenteurer-Engine, die lange in der Meta vertreten war, in letzter Zeit aber immer weniger gespielt wird. Ähnlich ist es mit der P.U.N.K.-Engine, die nach ihren Glanzstunden auf der deutschen Meisterschaft nun ebenfalls immer mehr zurückgeht.
Vielleicht seid ihr oder euer Beschenkter Fans und Spieler der ersten Stunde oder schlicht Nostalgie-Fans. Dann könnte Hidden Arsenal: Chapter 1 die richtige Wahl sein. Hier findet ihr neben den Duel Terminal Ultra Rares haufenweise Retro-Karten und auch Kräfte rauben ist dabei, die in Decks wie Eldlich immer relevant ist und diesen Reprint dringend gebraucht hat.
Power of the Elements darf in dieser Liste auf keinen Fall fehlen, denn das ist wohl das Booster, das die Decks der deutschen Turnierlandschaft in diesem Jahr mit am stärksten geprägt hat. Hier haben wir Spright und Tränenklage bekommen, die immer noch um den Titel als das Deck to beat kämpfen.
Gerade Spright hat sich nach dem Hit durch die letzte Banlist gut erholt und arbeitet wunderbar mit Runisch zusammen, einem Thema, das aus Tactical Masters stammt. Insofern ist auch Tactical Masters als Boosterserie interessant, wenn das Set sonst auch erst ein wenig gebraucht hat, bis seine Metarelevanz erkannt worden ist, wenngleich auch Runisch von Anfang an als vielversprechend galt.
Zubehör
Nun hört das Hobby aber nicht beim eigenen Deckbau auf: Das Deck muss immerhin auch durch Kartenhüllen geschützt werden, denn hier handelt es sich schließlich um echte Werte. Außerdem braucht jeder Spieler eine Deckbox, um sein Deck sicher im Rucksack verstauen zu können und auch ein Sammelalbum für Sammel- und Tauschkarten ist ratsam.
Wer öfters auswärst, also in Kneipen, auf Turnieren oder bei sonstigen Gelegenheiten spielt, kommt um eine Spielmatte nicht drum herum. Diese sind in der Regel aus demselben Material wie Mauspads und bewahren eure Kartenhüllen davor, schmutzig oder klebrig zu werden. Wenn es etwas Individuelles sein soll, dann habt ihr bei uns die Chance, euch eure eigene Spielmatte bedrucken zu lassen.
Merchandising
Vielleicht seid ihr oder der, den ihr beschenken wollt, auch gar nicht so sehr im TCG unterwegs, sondern seid ganz oldschool Fans des Animes (der ja auch großartig ist, zweifelsohne!). Dann seid ihr im Merchandising-Bereich sicher gut aufgehoben. Hier gibt es Figuren, Bilder, Puzzle und alles, was das Fanherz begehrt.
Das richtige Geschenk zu finden, ist keine leichte Sache. Ich hoffe aber, dass mein kleiner Guide durch die bunte Welt des Yu-Gi-Oh! euch bei der Entscheidungsfindung hilft und ihr auch als TCG-Neuling etwas gefunden habt, das euch zusagt.
Gerne helfen wir mit individuellen Tipps weiter, meldet euch einfach über die Kommentarfunktion!
Euer
Hyozan