Yugioh – Liebe Banlist, das war mal gar nix

Der September war ein nervöser Monat. Seit Konami beschlossen hat, uns nicht mehr über den ungefähren Zeitraum der neuen Banlist zu informieren, ist die Yugioh-Fangemeinde ein paar Mal im Jahr unruhiger als sonst. Und tatsächlich, als niemand mehr geglaubt hat, dass wir im September noch eine Liste bekommen, hat Konami uns mit einer neuen Liste mit verbotenen und limitierten Karten überrascht. Nicht nur der Zeitpunkt der Liste mag überraschen, auch inhaltlich gibt es hier einigen Diskussionsbedarf…

Die verbotenen Karten

Hier hat sich einiges getan, was teilweise vielleicht zu erwarten war, teilweise aber auch unerwartet kommen mag.

Märchenschweif – Schnee

Kaum da, schon wieder weg. Erst im Januar wurde Märchenschweif – Schnee von der Liste der verbotenen Karten geholt und durfte dann bis jetzt einmal gespielt werden. Nun hat man festgestellt, dass es wohl doch etwas heftig ist, im gegnerischen Spielzug ein gegnerisches Monster in die verdeckte Verteidigungsposition drehen zu können, wenn man Märchenschweif – Schnee spezialbeschwört und dafür sieben Karten verbannt. Es ist in einem Format, in dem Tränenklage dominiert, einfach nicht besonders klug, diese Karte im Spiel zu lassen. Wieso man sie dann überhaupt erst wieder erlaubt hat, kann ich euch auch nicht sagen.

Roninkröte

Okay, dass Märchenschweif – Schnee wieder verboten ist, mag gerechtfertigt sein. Roninkröte hingegen ist eine eher überraschende Wahl. Nicht, dass Spright diesen Hit nicht verkraften würde, etwas verwunderlich ist die Sache aber schon: Spright kann nun nicht mehr ganz so konstant Krötellig Umwerfend bauen, was alle Gegner von Spright sicherlich befürworten. Seltsam ist die Entscheidung aber dahingehend, dass der große Konkurrent von Spright, nämlich Tränenklage, keinen Hit hinnehmen muss. Waren sich die beiden Decks bisher relativ ebenbürtig, fällt Spright nun zurück. Noch heftiger wird es, wenn nächsten Monat der gefürchtete Ishizu-Support kommt und Tränenklage dann durch die Decke geht. Konami hat offensichtlich Bock auf ein Tier 0 Format. Ich nicht so.

Kristron Halqifibrax

Und damit dürften nun alle relevanten Linkmonster aus Duel Overload verboten sein (was war dieses Set gut…).

Seit Halqifibrax auf der letzten Banliste auf 1 gewandert ist, war klar, dass er kurz vor dem Verbot steht. Überraschend ist diese Entscheidung somit zwar nicht, aber gewiss etwas willkürlich. In den letzten Monaten hat dieses Linkmonster einfach nichts mehr gemacht. Die erfolgreichen Decks haben ihn entweder gar nicht gespielt oder waren nicht derart von ihm abhängig. In der Vergangenheit hätte es haufenweise Gelegenheiten gegeben, Kristron Halqifibrax zu verbieten, stattdessen hat Konami immer nur um ihn herum alle nützlichen Empfänger verboten. Jetzt, wo Halqifibrax langsam aus dem Metabereich rausrotiert, kommt dann das Verbot. Das wirkt deplatziert und dürfte besonders Rogue-Spieler ärgern, denn in diesen Decks war Halqifibrax eine oftmals relevante Karte.

Versteht mich nicht falsch, Kristron Halqifibrax ist eine wirklich starke Karte, die viele Monsterbeschwörungen überhaupt erst möglich macht. Die folgende Darstellung zeigt, was dank dieses kleinen Link-2 Monsters alles so möglich war (Credits gehen an den Twitter-User gucha_x1):

Unverständlich ist, wieso Konami mit diesem Verbot solide Rogue-Decks weiter schwächt, die eigentlichen Probleme des Formats – Tränenkaglage und Mystische Mine – aber unangetastet lässt.

Immerhin: Der Sense-Lock dürfte ohne ihn weiter an Attraktivität verlieren und das ist ja auch etwas.

Chaosherrscher, der chaotische magische Drache

Der amtierende Deutsche Meister, Daniel Hartmann, hat sein Siegerdeck als Chaosherrscher-Turbo umschrieben und das trifft es ziemlich gut. Mit einer Schnellzauberkarte (Notfallteleport) konnte Chaosherrscher problemlos beschworen werden und dann sein teuflisches Werk verrichten. Das Verbot dieser Karte ist sicherlich nicht falsch und im Rückblick auf die deutsche Meisterschaft war hier ein Einschreiten auch bitter nötig. Ich persönlich habe die Brisanz dieser Karte aber in den letzten Wochen abnehmen sehen, P.U.N.K.-Therion ging auf Turnieren zurück und auch sonst wurde Chaosherrscher, der chaotische magische Drache nach meinem Empfinden weniger gespielt. Ein Verbot ist dennoch nachvollziehbar, auch wenn es mir Schmerzen bereitet: 5 Karten millen, danach in Der Zombievampir gehen und erneut 4 Karten millen war in meinem Zombiedeck einfach eine Wonne.

Roter Neustart

Die letzte neue verbotene Karte ist die Falle Roter Neustart. Gegen Backrow-Decks ist diese Karte einfach zu heftig. Andererseits: Welchen Stellenwert haben Backrow-Decks in der Meta überhaupt? Eldlich ist natürlich noch dabei, Dinomorphia oder Labrynth sind starke Decks, aber wohl eher im Rogue-Bereich anzusiedeln. Vielleicht gestaltet dieses Verbot nun Backrow-Decks für den ein oder anderen von euch attraktiver, zumal Herr des himmlischen Gefängnisses ja gerade erst einen bezahlbaren Reprint in der Tin of the Pharaoh’s Gods erhalten hat.

Limitierte Karten

In dieser Rubrik erleben wir mit dieser Liste, dass vor allem Karten aus dem Verbot zurückkehren und wieder einmal gespielt werden dürfen, was vielleicht für die ein oder andere Träne für neu verbotene Karten entschädigt.

Schwarzflügel – Dampf der Mantel

Natürlich, mit Darkwing Blast vor der Tür muss die Liste für Schwarzflügel etwas Gutes tun. Durch das Verbot von Halqifibrax kann eine Vielzahl an Empfängern ins Spiel zurückkehren. Den Anfang hat ja Jetsynchron bereits mit der letzten Liste gemacht, nun ziehen in dieser Liste zwei weitere Empfänger nach. Einer davon ist Schwarzflügel – Dampf der Mantel, der aber auch außerhalb seines eigentlichen Themas gespielt werden kann.

Cyberdose

Ich spiele Yu-Gi-Oh! seit das Spiel den deutschen Markt geflutet hat. Meine Erinnerungen an Cyberdose sind vage und verschwommen, so lange war diese Karte nun auf der Banlist. Ein kleiner Fun-Fact dazu: Auf der ersten Liste, auf der Karten verboten waren, war Cyberdose dabei. Das war im März 2004. Im September 2004, also auf der darauffolgenden Liste, wurde sie wieder auf 1 gesetzt. Im März 2006 traf es die kleine Dose dann endgültig, sie kehrt nun also nach deutlich mehr als 15 Jahren ins Spiel zurück.

Als Flippeffektmonster dürfte Cyberdose trotz ihres eigentlich guten Effekts aber kaum Auswirkungen auf das Spiel haben. Casual-Spieler freuen sich aber sicher über ein Stückchen Nostalgie.

Mecha-Phantomungeheuer O-Löwon

Ich habe es oben bereits gesagt, aber natürlich kann durch das Verbot von Kristron Halqifibrax auch Mecha-Phantomungeheuer O-Löwon zurückkehren. Ob dieser kleine Empfänger aber dieselbe Relevanz haben wird, wie er zu Steinbefreier-Zeiten hatte, bleibt zu bezweifeln. Immerhin: Karten, die Spielmarken generieren, sind immer eine feine Sache.

Ersatzkröte

Roninkröte geht, Ersatzkröte kommt. Diese ist allerdings nur Stufe 1, was Spright ja nicht so gerne mag. Immerhin kann Ersatzkröte jeden anderen Frosch suchen, was sicherlich nicht verkehrt ist.

Magiebuch des Urteils

Das dürfte wohl für einen breiten Aufschrei der Freude gesorgt haben. Ich weiß, dass Magiebuch eines der beliebteren Deckthemen ist und viele schon lange auf eine Rückkehr von Magiebuch des Urteils gehofft haben. Nun ist es zurück, was zur Folge haben dürfte, dass wir uns in Zukunft im Rogue- und Casual-Bereich vermehrt auf Magiebuch-Decks freuen dürfen. Die Preisentwicklung hat jedenfalls gezeigt, dass der Hype um diese Karte enorm ist.

Ernenner des roten Lotus

Ernenner des roten Lotus wandert von 3 auf 1, was sicherlich einigen Side Deck Builds der letzten Turniere geschuldet ist. Zum Preis von 2000 Lebenspunkten könnt ihr die gegnerische Hand anschauen und temporär eine Karte davon verbannen. Die gegnerische Hand zu kennen, ist einfach ein enormer Vorteil, wenn es um Handtraps und Konter geht und manches Side Deck hatte diese Karte dreimal am Start – zum Beispiel der amtierende Europa-Meister.

Karten, die nicht länger auf der Liste sind

In puncto Einschränkungen sind wir damit schon durch. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Karten, die nicht mehr von der Banlist betroffen sind und demnach wieder dreimal gespielt werden dürfen.

Dinomight Kämpfer, der wahre Drachokrieger

Auf der letzten Liste wurde Dinomight von 1 auf 2 erhöht. Da das Deck aber dadurch nichts gemacht hat, war klar, dass dieses Effektmonster mit dieser Liste endgültig von Einschränkungen befreit wird. Wahre Dracho Fans dürfte das freuen, davon gibt es derzeit aber gefühlt eh nicht allzu viele.

Cyberengel – Benten

Mit Drytron wurde Benten erst limitiert und auf der letzten Liste dann wieder auf 2 gesetzt. Drytron hat bewiesen, dass es ohne Benten fabelhaft klarkommt und deswegen war es auch hier abzusehen, dass Cyberengel – Benten früher oder später in vollem Umfang zurückkehrt.

Aufsteigerschnuppen-Drache

Ich habe in meinem letzten Banlist-Review mein Unverständnis darüber geäußert, dass Aufsteigerschnuppen-Drache limitiert worden ist. De facto hat sie weder vor der Limitierung noch danach irgendetwas getan (geschweige denn überhaupt Play gesehen), sodass wohl auch Konami einsehen musste, dass diese Karte für den kompetitiven Bereich irrelevant ist – durch das Verbot von Halqifibrax nur umso mehr.

Fusionsschicksal

HELD-Spieler dürfte es freuen, dass diese Karte nicht länger Restriktionen unterliegt. Durch den Reprint von Schicksals-HELD – Destroyer Phoenix Enforcer in der diesjährigen Mega Tin und die Tatsache, dass Artefakt Sense immer noch ein Thema ist, hat diese Engine sicherlich wieder etwas an Attraktivität gewonnen. Dennoch wird sie vermutlich nicht wahllos in alle möglichen Decks gepackt, wie das noch Anfang des Jahres der Fall gewesen war. Mit einem Verbot von Artefakt Sense wäre mir da trotzdem irgendwie wohler…

Nadir-Diener

So ganz habe ich nie verstanden, warum Nadir-Diener semi-limitiert war. War das die Angst vor Despia? Gab es irgendwelche kranken Combos, die einfach nur an mir vorübergegangen sind? Man weiß es nicht und es spielt auch keine Rolle mehr. In meinen letzten Duellen bin ich nie mit Nadir-Diener konfrontiert worden, da dürfte die Lockerung kaum etwas dran ändern.

Trickstar-Lichtbühne

Ach, was habe ich Trickstar zu seinen Hochzeiten gehasst. Garstige Biester, die dir für jede Handlung ein paar Lebenspunkte ziehen und dich so langsam zu Tode burnen. Nein, man kann wahrlich nicht behaupten, dass ich Trickstar hinterhertrauere und ich bitte darum, dass dieses Deck trotz dieser Lockerung in der Versenkung bleibt, wo es hingehört.

Mauer des Enthüllenden Lichts

Ich glaube, dazu muss man nun wirklich nicht mehr viel sagen. Dass diese Falle überhaupt noch auf der Liste war, ist nicht zeitgemäß und ich kann mir nicht vorstellen, dass es da draußen jemanden gibt, der sich nun sagt: „Mauer des Enthüllenden Lichts ist runter von der Banlist? Die gönne ich mir dreimal in meinem Deck! Let’s go!“

Eine Enttäuschung sondergleichen

Sprechen wir stattdessen lieber darüber, was zur Hölle Konami sich bei dieser Liste gedacht hat. Ich habe mich bei Kristron Halqifibrax ja bereits darüber beschwert, dass dieses Verbot vor allem Rogue-Decks schadet und kaum das Format formen dürfte, weil Halqifibrax in den einschlägigen Decks schlichtweg nicht gespielt wird. Die Probleme dieser Liste sind aber noch viel gravierender:

Artefakt Sense

Ich weiß, dass diese Karte faktisch eigentlich nichts mehr anstellt. Ich weiß auch, dass ein Verbot im aktuellen Format keine Auswirkungen auf die Turnierlandschaft haben dürfte. Trotzdem gibt es einfach immer wieder Karten, die einfach nicht im aktiven Spiel existieren sollten, weil sie dem Grundgedanken eines Spiels für zwei Personen widersprechen. Da gehören auch Karten wie Wahrer König aller Katastrophen, Nummer S0: Utopisches ZEXAL und Transportverbund in Kombination mit Zerstörungsschwert des Drachenbusters dazu. Alle drei Beispiele sind übrigens verboten, insofern sollte auch die Sense der Vollständigkeit halber auf dieser Liste stehen.

Ich selbst spiele zum Beispiel Zombies und kann während jeder gegnerischen Standby Phase mit Rotäugiger Zombiedrachenherr die Sense vom Friedhof spezialbeschwören. Das ist, um fair zu sein, schon eine richtig fiese Nummer.

Mystische Mine

Mit einem Verbot dieser Karte hat wohl jeder gerechnet oder zumindest hat wohl fast jeder darauf gehofft. Ich könnte mich nun in einen Sermon hineinsteigern, wieso diese Karte toxisch, schlecht geschrieben und einfach nur schäbig ist, stattdessen möchte ich es mit etwas mehr Objektivität versuchen. Wer meine Artikel regelmäßiger verfolgt, weiß eh, wie ich über Mystische Mine denke.

Mystische Mine ist eine Karte, die in nahezu jedem Turnier in den oberen Plätzen vertreten ist. Vor zwei Wochen erst gewannen beispielsweise die Exoschwestern die YCS Niagara Falls – natürlich mit zwei Minen im Deck.

Mystic Mine Burn ist ein Ding und hat zum Beispiel Anfang September die Regional in Honduras gewonnen. Nun mag man argumentieren, dass das eventuell kein großes Event war, die YCS in Rio de Janeiro im August aber sehr wohl und auch dort konnte sich Mystische Mine Burn durchsetzen und das Event gewinnen.

Wenn man sich das Deck anschaut, sieht man schnell, dass es hier einfach nur darum geht, den Gegner nicht mitspielen zu lassen. Ist das wirklich das, was Yu-Gi-Oh! sein soll?

Und selbst Decks, die sich nicht ganz auf Mystische Mine verlassen, spielen sie als attraktive Win Condition. Ob etwa Himmelsjäger ohne die Mine die YCS Hartford gewonnen hätten, ist durchaus fraglich. Und ob der amtierende Europa-Meister mit seinem Deck sich ohne Mine gegen Kontrahenten wie Tränenklage behauptet hätte, ist bei Weitem nicht gewiss.

Also: Mystische Mine ist letztendlich die eine Karte, die sich durch die Decks zieht. Jeder Turnierspieler baut sein Deck um diese Karte herum und packt gleichzeitig ausreichend Karten in sein Deck, um eine gegnerische Mine loszuwerden. Dass Konami hier keine Limitierung oder ein Verbot ansetzt, ist mehr als enttäuschend.

Wie soll sich ein Format gesund und kreativ entfalten, wenn es Karten gibt, die ganz unabhängig vom eigentlichen Deckthema überall gespielt werden und ein dynamisches und ausgewogenes Spiel vollständig zum Erliegen bringen? Das gilt nicht nur für Mystische Mine, sondern für jede Karte, die wahllos in alle Decks gesplasht wird.

Mystische Mine hätte gehen müssen und ist es nicht und dass das für Frustration und Lustlosigkeit unter den Spielern sorgt, ist mehr als verständlich.

Fazit

Insgesamt haben wir es also mit einer durchwachsenen Liste zu tun, die aber die eigentlichen Probleme des Formats schlicht ignoriert. Während einige Entscheidungen sicherlich nachvollziehbar sind, lassen andere ganz stark vermuten, dass es dem Konzern vor allem um die eigenen Gewinne geht. Tränenklage macht Darkwing Blast als neues Set attraktiv, Mystische Mine hält das neue Runisch-Thema (und damit Tactical Masters) am Leben und die Abenteurer-Engine und P.U.N.K. kurbeln nach wie vor The Grand Creators Verkäufe an. Sprich: Alles, was ertragreich erscheint, ist von der Banlist nicht wirklich betroffen. Dass Konami durch das Verbot von Kristron Halqifibrax auch Rogue-Decks unattraktiver macht, stützt diese Vermutung noch, denn mit Rogue-Decks lässt sich einfach nicht viel Geld verdienen.

Natürlich, dass Konami weniger an der Befindlichkeit der Spieler als an Profit interessiert ist, ist klar und für einen Konzern auch irgendwo legitim. Dennoch hätte es sicherlich einen Mittelweg gegeben und ich glaube kaum, dass Konami befürchten muss, seine Produkte nicht an den Mann zu bringen – dafür sind wir doch zu große Fans dieses Spiels.

Euer

Hyozan

Über Hyozan

Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

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