Yugioh – Die Entwicklung des Metas: Teil 7 – Blauäugig

Herzlich willkommen zum letzten Artikel meiner Reise durch nahezu zwei Jahrzehnte Yu-Gi-Oh! Meta. Auf unserem Weg haben wir uns ganz unterschiedliche Yugioh-Decks angesehen, haben die frühen Anfänge des Beatdowns (siehe Teil 1) besucht, uns mit Hand Control (siehe Teil 2) beschäftigt und die Hochzeiten des Chaos-Decks (siehe Teil 3) kennen gelernt, sind durch die etwas besinnlicheren Phasen während des Goat Controls (siehe Teil 4) gewandert und haben die ersten wirklichen Themendecks (siehe Teil 5) im Meta entdeckt.

Heute nun wird es Zeit, einen Sprung in die nahe Vergangenheit zu machen, genauer: in das Jahr 2016. Hier erleben wir, wie eine Karte, die seit Anbeginn des Spiels existiert, den Meta-Gipfel erklimmt. Die Rede ist vom Blauäugigen w. Drachen.

Diese Karte hat in der Vergangenheit in unserem Blog schon einige Aufmerksamkeit bekommen und doch gibt es noch so viel zu erzählen, weil diese Karte wohl die längste Geschichte hat.

Trivia über eine Ikone

Der Blauäugige w. Drache ist die wohl bekannteste Monsterkarte im gesamten Spiel. Und sie hat seit ihrem ersten Erscheinen im Starter Deck Kaiba die gesamte Historie des TCGs miterleben dürfen. So ziert sie auch die Verpackung des ersten Boostersets, das dieses Monster auch namentlich erwähnt: Legend of Blue Eyes White Dragon.

Es verwundert daher sicher nicht, dass sie aktuell mehr alternative Artworks als irgendeine andere Karte hat, direkt gefolgt von Dunkler Magier und Rotäugiger schwarzer Drache. Doch nicht nur das, sie ist außerdem die einzige Karte, die in allen Seltenheitsstufen gedruckt wurde, seit sie 2013 im Starter Deck: Kaiba Reloaded in Ultimate Rare auftaucht – ausgenommen sind hier lediglich Mosaic Rare und Starfoil Rare.

 

Der Blauäugige w. Drache ist außerdem auch nach all den Jahren immer noch unangefochten das stärkste normale Monster und verfügt über eine ATK von 3000 und eine DEF von 2500.

Mit dem entsprechenden Support wurde das Thema 2016 groß ausgeweitet, es mangelt aber auch sonst nicht an Hommagen an dieses Monster: Er besitzt ein Niederträchtig-Gegenstück in Gestalt von Niederträchtiger blauäugiger weißer Drache, ein Weiße Nacht-Gegenstück in der Karte Weißer Nachtdrache und auch ein Synchro-Gegenstück, nämlich Azuräugiger silberner Drache, der in den einschlägigen Blauäugig-Decks elementar ist.

Nun ist nicht nur die Karte selbst eindrucksvoll, auch das Aussehen des erhabenen Monsters lässt die Designer der Karten offenbar nicht los. Dieses Monster ist uns auch im Urzustand bekannt, und zwar als Der weiße Stein der Legende und als Jungdrache, auf dem der Paladin des Weißen Drachen reitet.

Im Anime existiert diese Karte weltweit nur dreimal und alle drei Exemplare befinden sich im Besitz Seto Kaibas, dem großen Rivalen des Helden Yugi. Doch auch spätere Kontrahenten besitzen Bossmonster mit ähnlichen Werten, so hat Chazz Princetons aus der GX-Serie seinen Bewaffneten Drache LV10, Jack Atlas besitzt Rotdrachen-Erzunterweltler und Kite Tenjos Galaxieaugen-Photonendrache – und alle verfügen über 3000 ATK.

Wo wir gerade über Werte sprechen. Die Kombination aus 3000 ATK und 2500 DEF ist für viele Bossmonster übernommen worden: Für das Chaos-Deck ist hier Chaos-Imperatordrache – Gesandter des Endes anzuführen, im Goat Control entspricht Schwarz glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs diesen Werten und mit Release der Level-Monster trat dann Horus, der Schwarzflammendrache LV8 auf den Plan.

Und um diesen Drachen also dreht sich das Deck, das 2016 sogar den Weltmeistertitel erringen konnte.

Der Zusammenhang

Das Jahr 2016 meinte es gut mit dem Blauäugigen. Erst erschien wichtiger Support im Shining Victories Set (darunter zum Beispiel der Weiße Stein der Uralten oder auch der beliebte Weise mit den Blauen Augen), dann feuerte Konami kurz darauf im Dark Side of Dimensions Movie Pack weitere essenzielle Karten nach. Hier nun findet sich Blauäugiger alternativer weißer Drache, der ganz einfach spezialbeschworen werden kann, indem man einen klassischen weißen Drachen auf der Hand hat und diesen vorzeigt. Dann kann das stattliche Monster, das dieselben Werte besitzt wie sein Vorbild, ein Monster zerstören.

Die Spieler merkten schnell, welches unglaubliche Potential diese neuen Karten mitbrachten, denn obwohl der weiße Drache einen festen Platz im TCG hat, war er höchstens in den ganz frühen Stadien und zu Zeiten des Beatdown-Metas brauchbar.

 

Durch den Support in den neuen Boostern gewann Blauäugiger w. Drache dann erstmals wirklich an Bedeutung: Zum einen war er notwendig, um sein mächtiges alternatives Gegenstück zu beschwören und auch für das gefährliche Fusionsmonster Blauäugiger Zwillingsausbruch-Drache diente er als Material. Darüber hinaus war es nun aber auch ganz einfach, Kaibas Signaturmonster spezialzubeschwören. Die Möglichkeiten hierfür sind vielfältig: Der weiße Stein der Uralten erlaubt es euch, während der End-Phase ein Blauäugig-Monster zu beschwören. Auch wenn hier die Wahl wohl häufig auf Drachengeist des Weißen oder auch auf Blauäugiger Massivdrache fallen dürfte, bietet Blauäugiger w. Drache einen soliden Schutz. Maid mit den blauen Augen schützt euer Feld und in Kombination mit Weiser mit den blauen Augen könnt ihr sogar zwei Weiße gleichzeitig beschwören. Seit den ersten Anfängen von Yu-Gi-Oh! kehrt nun also mit dem Blauäugig-Deck erneut eine Beatdown-Variante zurück ins Meta.

Das Blauäugig-Deck

Auf der Weltmeisterschaft 2016 war das Blauäugig-Deck so beliebt, dass etwa die Hälfte der Teilnehmer damit antraten. Nicht verwunderlich also, dass es im Finale zu einem Mirror Match kam, das Shunsuke Hiyama schließlich für sich entscheiden konnte. Werfen wir also, wie immer an dieser Stelle, einen Blick auf das Weltmeisterdeck:

Monsterkarten (20)Zauberkarten (18)Fallenkarten (4)Extra Deck (15)Side Deck (15)
3x Blauäugiger alternativer weißer Drache
3x Blauäugiger w. Drache
1x Drachengeist des Weißen
3x Weiser mit den blauen Augen
3x Der weiße Stein der Uralten
1x Der weiße Stein der Legende
2x Meister mit den blauen Augen
2x Maxx „C“
2x Effektverschleierin
3x Drachenschrein
3x Rückkehr der Drachenherren
3x Melodie des erwachenden Drachen
3x Inzahlungnahme
3x Karten des Einklangs
2x Zwillings-Twister
1x Seelenlast
1x Bedeutungslosigkeit der Eitelkeit
1x Ernste Warnung
2x Windsturm der Phönixflügel
2x Blauäugiger Geisterdrache
2x Himmelsblauäugiger silberner Drache
1x Kristallflügel-Synchrodrache
1x Sternenstaub-Funkendrache
1x Schwarzer Rosen-Mondlichtdrache
1x Nummer 95: Galaxieaugen-Dunkelmateriedrache
1x Galaxieaugen-Körperpanzer-Photonendrache
1x Nummer 62: Galaxieaugen-Urphotonendrache
1x Nummer 38: Hoffnungsvorbote Drachentitanengalaxie
1x Priesterlicher Sonnendrachen-Overlord von Heliopolis
1x Alsei, der sylvanische Oberbeschützer
1x Nummer 46: Drachgluon
1x Cyber Drache Unendlichkeit
2x Verbündeter der Gerechtigkeit Umlaufleser
1x Der fabelhafte Katsith
2x Verbotener Kelch
1x Schwarzes Loch
1x Zwillings-Twister
2x Magischer Quell
3x Xyz-Universum
3x Maske der Beschränkung

Ich möchte nun gar nicht im Einzelnen auf dieses Deck eingehen, das ist an anderer Stelle bereits geschehen und kann HIER von euch gelesen werden. Auffällig ist aber, dass dieses Deck fast ausschließlich aus neueren Karten besteht. Ausnahmen bilden hier auf Anhieb nur die Fallenkarte Windsturm der Phönixflügel, die bereits im Meta vertreten war, und natürlich Blauäugiger w. Drache selbst. Das zeigt, wie unspielbar Kaibas Bossmonster bis zum Release von Shining Victories gewesen ist und wie unabdingbar der Support durch die neuen Karten war.

Ausblick

Nach dem Sieg Shunsuke Hiyamas auf der Weltmeisterschaft 2016 war das Blauäugig-Deck in aller Munde. Rasch folgten Reprints der wichtigsten Karten: Der weiße Stein der Uralten erschien noch 2016 als Common in der Legendary Decks II Box, Weiser mit den Blauen Augen erhielt einen Reprint in Secret Rare im 2017 erschienenen Battles of Legend: Light’s Revenge Set und war fortan für alle bezahlbar.

Das klassische Blauäugig-Deck, wie auch Hiyama es spielte, geriet nach und nach in den Hintergrund, als stärkere und schnellere Decks gebaut wurden. Etwas länger hielt sich noch die Version mit Blauäugiger Chaos-MAX Drache, da dieser für viele Spieler eine ernste Bedrohnung darstellte und nur schwer loszuwerden war.

Das Thema lebte noch einmal kurz auf, als 2018 weiterer Support in Legendary Duelists: White Dragon Abyss erschien. Hier finden sich die begehrte Zauberkarte Bingo-Maschine, Los!!! und das Ritualmonster Blauäugiger Chaosdrache. Zusammen mit dem Blauäugigen Chaos-MAX Drache und der Unterstützung durch die Mantrawichtel ließ sich daraus ein durchaus passables Deck bauen. 

Doch obwohl dieses Deck über OTK-Potential verfügte, war es auf Turnieren kaum vertreten gewesen. Der Grund dafür war denkbar simpel: Sowohl die Bingo-Maschine als auch der Chaosdrache waren noch nicht als Reprint erschienen und damit recht teuer. Für den Preis besaß das Deck einfach nicht genug Durchschlagskraft, sodass Spieler, die gewillt waren einige Euro zu investieren, diese lieber in metatauglichere Karten steckten. Wer allerdings eine dieser begehrten Karten zog, konnte sich über eine wertvolle und seltene Ergänzung der eigenen Sammlung freuen.

Ob das Deck rund um den Blauäugigen w. Drache noch einmal erstarken wird und wie der Support für dieses Themendeck in Zukunft aussehen wird, ist ungewiss. Für den Moment müssen wir uns aber wohl von dieser Ikone verabschieden und uns für neue Meta-Decks öffnen.

Und damit komme ich zum Ende meiner Reise. Wir sind zwar noch nicht in der Gegenwart angekommen, doch gibt es zum aktuellen Meta bereits genug Artikel, sodass ich mich hier zurückziehe.

Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit dieser Artikelreihe, die mich und vielleicht auch euch durch die letzten Monate begleitet hat.

Euer Hyozan

Über Hyozan

Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

2 Replies to “Yugioh – Die Entwicklung des Metas: Teil 7 – Blauäugig”

    • rengeki

      Danke für den Vorschlag! Ich werde das ergänzen, sobald wir unseren nächsten Artikel zur aktuellen Meta veröffentlicht haben;)

      Antworten

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