Yugioh – Karten als Investition

Die meisten Artikel in unserem Blog richten sich an Spieler. Mal geht es dabei um metarelevante Decks und Karten, mal geht es um neue Archetypen oder Produkte. Insgesamt liegt der Fokus also auf dem aktiven Spiel. Daher möchte ich heute auch den Sammlern unter euch gerecht werden und mich der Frage stellen, wie man am besten in Yugioh-Karten investiert und dabei Gewinne erzielen kann.

Die wichtigsten Faktoren

Ob eine Karte wertvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die nicht immer so ganz eindeutig kalkulierbar sind. Insofern ist es nach wie vor keine sichere Sache, in Karten zu investieren, aber das sind Investments in den seltensten Fällen. Ich möchte heute auf einige dieser Faktoren eingehen und euch so eine Anleitung an die Hand geben, worauf ihr achten solltet.

Metarelevanz

Auch wenn es heute ums Sammeln, Beschaffen und Verkaufen gehen soll, kommen wir an einem Blick auf die Meta nicht vorbei.

Das Format bestimmt, welche Karten aktuell gespielt werden und entsprechend ist die Nachfrage nach manchen Karten einfach höher als nach anderen. Die meisten metarelevanten Karten finden sich stets in den aktuellen Boostern und sind dann natürlich sowieso entsprechend teuer. Es ist aber auch keine Seltenheit, dass alte Karten, um die sich jahrelang niemand geschert hat, auf einmal wieder interessant werden. Zwei aktuelle Beispiele dafür sind Kräfte rauben und Schicksals-HELD – Dasher. Kräfte rauben ist seit der letzten Banlist nicht mehr limitiert und findet sich vor allem in modernen Eldlich-Builds. Den letzten Print hat sie 2019 erhalten und bringt selbst in der Rare-Version aus Dark Crisis aus dem Jahr 2007 eine gute Stange Geld. Nun erhält diese Karte zwar einen Ultra Rare Reprint in Hidden Arsenal: Chapter 1, preislich ist Kräfte rauben aber nach wie vor recht teuer: Eine 15 Jahre alte Rare in gutem Zustand ist normalerweise zwar ein Kuriosum, hat aber auf dem Markt kaum Abnehmer.

Ähnlich verhält es sich mit Schicksals-HELD – Dasher: Der kam 2006 als Rare in Power of the Duelist ins TCG und hat seitdem kaum Aufmerksamkeit erhalten. Seit nun aber Schicksals-HELD – Destroyer Phoenix Enforcer in den einschlägigen Decks auftaucht, ist auch Dasher wieder interessanter geworden. So kommt es, dass eine Rare-Version dieser Karte aus POTD mehr wert ist als etwa in Super Rare aus dem OTS Tournament Pack 18.

Timing

In diesem Zusammenhang spielt natürlich auch das Timing eine wichtige Rolle. Wann ihr eine Karte kauft oder verkauft, sollte gut überlegt sein, denn ihr wollt beim Kauf natürlich nicht mehr zahlen als nötig und beim Verkauf einen möglichst hohen Gewinn erzielen. Leider kann niemand von uns in die Zukunft sehen, denn dann würde man Karten schnell verkaufen, bevor ein Reprint angekündigt oder eine Karte auf die Banlist gesetzt wird. In jedem Fall lohnt es sich, die Entwicklung des Spiels zu beobachten, Preisgraphen im Blick zu behalten und Hype-Phasen abzuwarten. Gerade, wenn Karten neu auf den Markt kommen, die für die Meta vielversprechend sind, lohnt sich Coolness und Geduld: Nach einem anfänglichen Hype werden viele dieser Karten erst einmal günstiger, bevor sie dann, wenn sie ihren Wert im Spiel auch tatsächlich unter Beweis gestellt haben, wieder steigen. Direkt nach Release kaufen ist in der Regel keine allzu gute Idee.

Ihr solltet stets den Preisgraphen im Blick behalten – der Wert einer Karte kann ordentlich schwanken.

Zu lange warten solltet ihr aber auch nicht, denn viele Karten steigen mit der Zeit immens: Rotäugiger Dunkler Dragoner kam 2020 in der Mega Tin zu uns und hat anfangs etwa 30 Euro gekostet, als der Markt mit Tins geflutet war. Mittlerweile kostet diese Karte, die sich neben Destroyer Phoenix Enforcer schon längst bewiesen hat, gut und gerne 90 Euro. Dieses Phänomen lässt sich bei begehrten Reprints übrigens häufiger beobachten: Sowohl Apollousa, Bogen der Göttin als auch Kalliberlade-Wilddrache haben in der 2020 Mega Tin einen Reprint bekommen, waren dann eine Zeitlang sehr günstig zu bekommen und sind mittlerweile wieder gut teuer geworden. Im Falle des Kalliberlade-Wilddrachen sogar so teuer, dass es mittlerweile kaum mehr eine Rolle spielt, ob ihr den Prismatic Secret Rare Reprint aus der Tin of Lost Memories kauft oder das Ultra Rare Original aus Savage Strike.

Banlist

Natürlich nimmt die Banlist auch massiven Einfluss darauf, wie wertvoll eure Karten sind. Eine Karte, die verboten ist, kann nicht gespielt werden und wird demnach nie wirkliche Preisspitzen erfahren. Natürlich sagt die Banlist nichts über die Seltenheit einer Karte aus, sodass einzelne Karten der Verbotsliste natürlich dennoch ganz gute Preise erzielen können. Da aber Spielstärke in erster Linie den Wert mitbestimmt, solltet ihr teure Investitionen niemals unmittelbar vor einer Banlist tätigen: Was gäbe es denn beispielsweise ärgerlicheres, als einen Rotäugigen Dunklen Dragoner für bald 100 Euro zu kaufen und ihn dann kurz darauf nicht mehr spielen zu können, weil er verboten wird? Überflüssig zu erwähnen, dass das dann natürlich auch den Wiederverkaufswert massiv drückt. Wer in Karten investieren will, sollte also eher auf neue Karten setzen oder auf solche, die aufgrund ihrer Relevanz voraussichtlich nicht von der Banlist betroffen werden.

Reprints und Seltenheit

Reprints sind ein weiterer Preiskiller. Besonders die jährlichen Mega Tins bringen uns die begehrtesten Karten in bezahlbaren Reprints. Es lohnt sich nicht, vor dem Release einer Mega Tin die teuersten Karten des vergangenen Jahres zu beschaffen, stattdessen solltet ihr diese eher verkaufen, bevor die Kartenliste der Tin bekannt wird. Das ist natürlich keine sichere Geschichte, denn am Ende verkauft ihr Karten, die keinen Reprint erhalten und ärgert euch. Auch hier lohnt es sich, den Gerüchten zu lauschen und eventuelle OCG-Setlisten zu studieren. Diese werden zwar selten direkt ins TCG übernommen, geben aber eine Idee davon, welche Karten betroffen sein könnten.

Stattdessen empfiehlt es sich, nach dem Release einer Tin Box oder auch eines entsprechenden Structure Decks gezielt die starken Karten zu beschaffen und dann eine Weile auszuharren, bis der Hype abflaut und die Karten nicht mehr ganz so präsent im Umlauf sind.

Üblicherweise ist es dennoch so, dass der Original-Print einer Karte mehr wert ist als ein Reprint, auch wenn Reprints den Wert des Originals natürlich ordentlich mindern. Ein gutes Beispiel dafür ist Eldlich der goldene Lord. Die Reprints aus Maximum Gold und Maximum Gold: El Dorado sind schön günstig, während das Original aus Secret Slayers in Secret Rare immer noch über 50 Euro kostet. Wenn man bedenkt, dass der goldene Lord einst aber Preise von 70 oder 80 Euro erzielt hat und es keine Alternative zu der Secret Rare Version gab, dann hat sich aber auch hier einiges getan – nicht zum Besseren für all jene, die Eldlich der goldene Lord damals teuer angeschafft haben und sich jetzt vielleicht über die Reprints ärgern.

Seltenheit allein ist also kein Garant für den Wert einer Karte. Von der Karte Schwarzer-Glanz-Ritual existiert nur ein einziger Foil-Print und der stammt aus dem Starter Deck: Yugi Evolution aus dem Jahr 2004. Eine sehr gut erhaltene Version dieser Karte in erster Auflage ist schwer zu bekommen, denn das Produkt wird schon seit Jahren nicht mehr hergestellt. Trotzdem bringt diese Karte gerade einmal ein paar Cent ein, einfach, weil sie für das Spiel keinerlei Relevanz hat.

Seltenheitsstufe

Wo wir gerade beim Thema Reprints sind: In grauer Vorzeit und den Anfängen des TCG war eine Secret Rare immer auch eine sehr seltene Karte und entsprechend teuer. Heute ist das etwas anders, denn Karten werden in unterschiedlichen Seltenheitsstufen neu aufgelegt. So kommt es beispielsweise, dass eine Karte wie Aufgegebene Seele in Ultra Rare (und somit in ihrem Original-Print aus Duel Overload) mehr Wert ist als der Reprint aus Brothers of Legend – obwohl der in Secret Rare ist.

Ein paar Seltenheitsstufen gibt es dann aber doch, die sofort mit hohen Preisen in Verbindung gebracht werden:

Collector’s Rares und Starlight Rares können seit einiger Zeit in Boostern gezogen werden. Dabei handelt es sich um Karten, die auch in niedrigerer Seltenheitsstufe enthalten sind und die für Spieler daher in den beiden genannten teuren Raritäten keine wirkliche Relevanz haben. Sammler hingegen sind durchaus interessiert an diesen seltenen Prints.

Im vergangenen Jahr hat Konami außerdem mit dem Set Ghosts from the Past die Ghost Rares wiederbelebt. Neben einem anfänglichen immensen Hype sind diese Karten aber auch einfach so selten, dass sie absurde Preise erzielen. Auch hier handelt es sich um Karten, an die Spieler in deutlich günstigeren Prints problemlos herankommen. Hier geht es also rein um den Sammlerwert und die Seltenheit.

Und dann gab es da einst noch die Ultimate Rares. Mit dem Set Soul of the Duelist hatten Käufer seit 2004 die Chance, jede Karte ab Rare auch in Ultimate Rare zu ziehen. Mit Breaker of Shadows wanderten die Ultimate Rares dann exklusiv in die Tournament Packs und sind daher aktuell mehr oder weniger aus dem Spiel verschwunden. Wer doch eine dieser seltenen Karten in einem OTS Tournament Pack ergatttert, kann sich glücklich schätzen: 100 Euro und mehr bringt so eine Version.

1. Auflage und Zustand

Natürlich spielen auch Zustand und Auflage eine entscheidende Rolle. Sehr gut erhaltene Karten aus alten Boostern bringen in der Regel gutes Geld. Sind diese dann auch noch in 1. Auflage, macht das Sammlerherz einen freudigen Sprung und der Geldbeutel zeigt gähnende Leere. So bringt zum Beispiel eine sehr gut erhaltene Kopie von Injektionsfee Lily aus Legacy of Darkness etwa 30 Euro. Steht der kleine Zusatz 1st Edition dabei (das Set ist nie auf Deutsch erschienen), müsst ihr schon 200 Euro hinlegen. Während der Zustand für Spieler durchaus relevant sein kann, ist die Auflage tatsächlich nur etwas für Sammler. Wenn ihr aber die Wahl habt, solltet ihr trotzdem immer zu Karten in 1. Auflage greifen – wer weiß, was die eines Tages wert sind?

Produkte

Viele Faktoren, die eine Rolle spielen können. Aber in welche Produkte sollte man nun konkret investieren? Was lohnt sich auf lange Sicht wirklich? Und wo ist die Gewinnspanne am größten? Wenn ich euch das eindeutig sagen könnte, wäre ich sehr viel wohlhabender. Niemand konnte in der Anfangszeit absehen, dass sich dieses Spiel bald 20 Jahre halten würde. Es wäre ebenso gut denkbar gewesen, dass das Spiel nach einer kurzen Phase wieder aus den Köpfen der Menschen verschwindet. Ein paar Produkte möchte ich euch aber trotzdem vorstellen:

Structure Decks

Structure Decks steigen nach einigen Jahren üblicherweise ein wenig im Wert. Voraussetzung dafür ist, dass sie sehr gut erhalten und natürlich originalverpackt sind. Hin und wieder enthalten diese vorkonstruierten Decks aber auch Karten, die für das Spiel relevant sind: Im Structure Deck: Soulburner findet ihr zum Beispiel eine Common-Kopie von Aschenblüte & Freudiger Frühling. Diese Handtrap ist seit Jahren ungebrochene Staple und in den allermeisten Decks vorhanden. Mittlerweile kostet die Common aus diesem Structure Deck fast genauso viel wie die Foil-Prints aus diversen anderen Sets. Das Structure Deck selbst hat seinen ursprünglichen Preis verdreifacht.

Noch heftiger ist es beim Structure Deck: Zombie Horde. Das Deck kam Ende 2018 auf den Markt und hat damals die üblichen knappen 10 Euro gekostet. Aktuell gibt es auf dem deutschen Markt kaum noch deutsche Versionen des Decks und wenn, dann kosten diese zwischen 60 und 100 Euro. Inhaltlich geht es dabei vor allem um die Karte Nekrowelt-Banshee, die die Spielfeldzauberkarte Zombiewelt suchbar macht. Zombiewelt ihrerseits ist ein Floodgate, das im aktuellen Format eine gewisse Bedeutung hat. Und auch das Bossmonster Untergangskönig Balerdroch bringt ein paar Euro.

Es wäre also durchaus anzunehmen, dass auch das neue Structure Deck: Cyber Strike mit der Zeit hohe Preise erzielen könnte. Immerhin finden wir darin die Handtrap Unendliche Unbeständigkeit, die sich ähnlich hartnäckig in den kompetitiven Decks hält wie Aschenblüte & Freudiger Frühling.

Mega Tins

Wie alle Produkte, so sind auch die Mega Tins nur eine begrenzte Zeit verfügbar. Da hier aber starke Reprints und in den letzten Jahren auch metarelevante Promos enthalten sind, haben diese Boxen auch dann noch Relevanz, wenn sie nicht mehr erhältlich sind. In ein paar Boxen zu investieren, kann daher nicht schaden, auch wenn es wohl ein paar Jahre dauert, bis sich der Wiederverkauf wirklich lohnt. Das gilt nicht nur für Mega Tins, sondern ganz allgemein für Sondereditionen mit spielstarkem Inhalt.

Einzelkarten

In Einzelkarten zu investieren, ist vermutlich der schnellste Weg, um Karten in Geld umzuwandeln. Gleichzeitig ist das aber auch der unsicherste und aufwendigste Weg. Aufwendig deswegen, weil ihr eure Karten zwar schnell verkauft bekommt, dabei aber stets den Markt im Blick behalten müsst und ein Gespür für den richtigen Augenblick für den Verkauf bekommen müsst. Wenn ihr dennoch in Einzelkarten investieren wollt, rate ich derzeit dazu, Karten wie Wächter-Schimäre oder Dharc, der finstere Zauberer in düster anzuschaffen. Die Wächter-Schimäre dürfte mit Erscheinen des Structure Decks: Albaz Strike relevant werden und Dharc ist eine durchaus metarelevante Karte, die derzeit recht häufig gespielt wird und sich voraussichtlich im Turniergeschehen etablieren wird.

Karten zu kaufen, die aktuell spielstark sind, ist hingegen nicht uneingeschränkt ratsam: zum einen müsst ihr für diese Karten in der Regel erst einmal eine ordentliche Summe investieren und dann ist es fraglich, ob sich das auf Dauer rentiert. Zum anderen stehen diese Karten auch oft unter der Gefahr, von der nächsten Banlist betroffen zu sein.

Schlussworte

In Karten zu investieren, ist kein einfaches Unterfangen. Wir haben gesehen, was dabei alles berücksichtigt werden muss und wie unsicher die Kalkulationen meistens sind. Letztendlich sollte es bei einem Spiel wie Yu-Gi-Oh! auch nicht um Gewinnmaximierung gehen, sondern um den Spaß an Karten, am Spielen und an dem Miteinander. Wenn sich dann dieses eher teure Hobby nebenher noch ein bisschen selbst finanziert, ist das wunderbar.

Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr echte Schätze in euren Ordnern, die ihr verkaufen wollt oder an denen ihr hängt? Spielt ihr selbst eher Budget-Decks oder setzt ihr auf teure Meta-Decks? Erzählt es uns gerne in den Kommentaren!

Euer

Hyozan

Über Hyozan

Yu-Gi-Oh!-Veteran der ersten Stunde

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert